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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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oder sonst einen schaurigen Ort, so antwortete er wohl „ach nein, Vater, ich gehe nicht dahin, es gruselt mir!“, denn er fürchtete sich. Oder, wenn abends beim Feuer Geschichten erzählt wurden, wobei einem die Haut schaudert, so sprachen die Zuhörer manchmal „ach, es gruselt mir!“ Der jüngste saß in einer Ecke und hörte das mit an und konnte nicht begreifen, was es heißen sollte. „Immer sagen sie: Es gruselt mir! Es gruselt mir! Mir aber gruselt es nicht: Das wird wohl eine Kunst sein, von der ich auch nichts verstehe.“
    Nun geschah es, dass der Vater einmal zu ihm sprach „hör du, in der Ecke dort, du wirst groß und stark, du musst auch etwas lernen, womit du dein Brot verdienst. Siehst du, wie dein Bruder sich Mühe gibt, aber an dir ist Hopfen und Malz verloren.“ „Ei, Vater", antwortete er, „ich will gerne was lernen; Ja, wenn es anginge, so möchte ich lernen, dass mir es gruselte; Davon verstehe ich noch gar nichts.“ Der älteste lachte, als er das hörte, und dachte bei sich „du lieber Gott, was ist mein Bruder ein Dummbart, aus dem wird sein Lebtag nichts: Was ein Häckchen werden will, muss sich bei Zeiten krümmen.“ Der Vater seufzte und antwortete ihm „das Gruseln, das sollst du schon lernen, aber dein Brot wirst du damit nicht verdienen.“
    Bald danach kam der Küster zum Besuch ins Haus, da klagte ihm der Vater seine Not und erzählte, wie sein jüngster Sohn in allen Dingen so schlecht beschlagen wäre, er wüsste nichts und lernte nichts. „Denkt euch, als ich ihn fragte, womit er sein Brot verdienen wollte, hat er gar verlangt, das Gruseln zu lernen.“ „Wenn es weiter nichts ist", antwortete der Küster, „das kann er bei mir lernen; Tut ihn nur zu mir, ich will ihn schon abhobeln.“ Der Vater war es zufrieden, weil er dachte „der Junge wird doch ein wenig zugestutzt.“ Der Küster nahm ihn also ins Haus, und er musste die Glocke läuten. Nach ein paar Tagen weckte er ihn um Mitternacht, hieß ihn aufstehen, in den Kirchturm steigen und läuten. „Du sollst schon lernen, was Gruseln ist", dachte er, ging heimlich voraus, und als der Junge oben war, und sich umdrehte und das Glockenseil fassen wollte, so sah er auf der Treppe, dem Schallloch gegenüber, eine weiße Gestalt stehen. „Wer da?“, rief er, aber die Gestalt gab keine Antwort, regte und bewegte sich nicht. „Gib Antwort", rief der Junge, „oder mache, dass du fort kommst, du hast hier in der Nacht nichts zu schaffen.“ Der Küster aber blieb unbeweglich stehen, damit der Junge glauben sollte, es wäre ein Gespenst. Der Junge rief zum zweiten Mal: „Was willst du hier? Sprich, wenn du ein ehrlicher Kerl bist, oder ich werfe dich die Treppe hinab.“ Der Küster dachte „das wird so schlimm nicht gemeint sein", gab keinen Laut von sich und stand, als wenn er von Stein wäre. Da rief ihn der Junge zum dritten Male an, und als das auch vergeblich war, nahm er einen Anlauf und stieß das Gespenst die Treppe hinab, dass es zehn Stufen hinab fiel und in einer Ecke liegen blieb. Darauf läutete er die Glocke, ging heim, legte sich, ohne ein Wort zu sagen, ins Bett und schlief fort. Die Küsterfrau wartete lange Zeit auf ihren Mann, aber er wollte nicht wieder kommen. Da ward ihr endlich Angst, sie weckte den Jungen, und fragte: „weißt du nicht, wo mein Mann geblieben ist? Er ist vor dir auf den Turm gestiegen.“ „Nein“, antwortete der Junge, „aber da hat einer dem Schallloch gegenüber auf der Treppe gestanden, und weil er keine Antwort geben und auch nicht weggehen wollte, so habe ich ihn für einen Spitzbuben gehalten und hinunter gestoßen. Geht nur hin, so werdet Ihr sehen, ob er es gewesen ist, es sollte mir leid tun.“ Die Frau sprang fort und fand ihren Mann, der in einer Ecke lag und jammerte und ein Bein gebrochen hatte.
    Sie trug ihn herab und eilte dann mit lautem Geschrei zu dem Vater des Jungen. „Euer Junge", rief sie, „hat ein großes Unglück angerichtet, meinen Mann hat er die Treppe hinabgeworfen, dass er ein Bein gebrochen hat: Schafft den Taugenichts aus unserm Hause.“ Der Vater erschrack, kam herbeigelaufen und schalt den Jungen aus. „Was sind das für gottlose Streiche, die muss dir der Böse eingegeben haben.“ „Vater", antwortete er, „hört nur an, ich bin ganz unschuldig: Er stand da in der Nacht, wie einer der Böses im Sinne hat. Ich wusste nicht, wer es war, und habe ihn drei Mal ermahnt, zu reden oder wegzugehen.“ „Ach", sprach der Vater,

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