Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
Vom Netzwerk:
immer stärker, dann war es ein bisschen still, endlich kam mit lautem Geschrei ein halber Mensch den Schornstein herab und fiel vor ihn hin. „Heda!“, rief er, „noch ein halber gehört dazu, das ist zu wenig.“ Da ging der Lärm von frischem an, es tobte und heulte und fiel die andere Hälfte auch herab. „Wart", sprach er, „ich will dir erst das Feuer ein wenig anblasen.“ Wie er das getan hatte und sich wieder umsah, da waren die beiden Stücke zusammen gefahren, und saß da ein gräulicher Mann auf seinem Platz. „So haben wir nicht gewettet", sprach der Junge, „die Bank ist mein.“ Der Mann wollte ihn wegdrängen, aber der Junge ließ sich es nicht gefallen, schob ihn mit Gewalt weg und setzte sich wieder auf seinen Platz. Da fielen noch mehr Männer herab, einer nach dem anderen, die holten neun Totenbeine und zwei Totenköpfe, setzten auf und spielten Kegel. Der Junge bekam auch Lust und fragte „hört ihr, kann ich mit sein?“ „Ja, wenn du Geld hast.“ „Geld genug", antwortete er, „aber eure Kugeln sind nicht recht rund.“ Da nahm er die Totenköpfe, setzte sie in die Drehbank und drehte sie rund. „So, jetzt werden sie besser schüppeln", sprach er, „heida! Nun wird es lustig!“ Er spielte mit und verlor etwas von seinem Geld, als es aber zwölf Uhr schlug, war alles vor seinen Augen verschwunden. Er legte sich nieder und schlief ruhig ein. Am anderen Morgen kam der König und wollte sich erkundigen. „Wie ist dir es diesmal gegangen?“, fragte er. „Ich habe gekegelt", antwortete er, „und ein paar Heller verloren.“ „Hat dir denn nicht gegruselt?“ „Ei was", sprach er, „lustig hab ich mich gemacht. Wenn ich nur wüsste, was Gruseln ist."
    In der dritten Nacht setzte er sich wieder auf seine Bank und sprach ganz verdrießlich „wenn es mir nur gruselte!“ Als es spät ward, kamen sechs große Männer und brachten eine Totenlade hereingetragen. Da sprach er „ha ha, das ist gewiss mein Vetterchen, das erst vor ein paar Tagen gestorben ist", winkte mit dem Finger und rief „komm, Vetterchen, komm!“ Sie stellten den Sarg auf die Erde, er aber ging hinzu und nahm den Deckel ab: Da lag ein toter Mann darin. Er fühlte ihm ans Gesicht, aber es war kalt wie Eis. „Wart", sprach er, „ich will dich ein bisschen wärmen", ging ans Feuer, wärmte seine Hand und legte sie ihm aufs Gesicht, aber der Tote blieb kalt. Nun nahm er ihn heraus, setzte sich ans Feuer und legte ihn auf seinen Schoß und rieb ihm die Arme, damit das Blut wieder in Bewegung kommen sollte. Als auch das nichts helfen wollte, fiel ihm ein „wenn zwei zusammen im Bett liegen, so wärmen sie sich", brachte ihn ins Bett, deckte ihn zu und legte sich neben ihn. Über ein Weilchen ward auch der Tote warm und fing an sich zu regen. Da sprach der Junge „siehst du, Vetterchen, hätt ich dich nicht gewärmt!“ Der Tote aber hub an und rief „jetzt will ich dich erwürgen.“ „Was", sagte er, „ist das mein Dank? Gleich sollst du wieder in deinen Sarg", hub ihn auf, warf ihn hinein und machte den Deckel zu; Da kamen die sechs Männer und trugen ihn wieder fort. „Es will mir nicht gruseln", sagte er, „hier lerne ich es mein Lebtag nicht.“
    Da trat ein Mann herein, der war größer als alle andere, und sah fürchterlich aus; Er war aber alt und hatte einen langen weißen Bart. „O du Wicht", rief er, „nun sollst du bald lernen, was Gruseln ist, denn du sollst sterben.“ „Nicht so schnell", antwortete der Junge, „soll ich sterben, so muss ich auch dabei sein.“ „Dich will ich schon packen“, sprach der Unhold. „Sachte, sachte, mach dich nicht so breit; so stark wie du bin ich auch, und wohl noch stärker.“ „Das wollen wir sehn", sprach der Alte, „bist du stärker als ich, so will ich dich gehn lassen; komm, wir wollen es versuchen.“ 
    Da führte er ihn durch dunkle Gänge zu einem Schmiedefeuer, nahm eine Axt und schlug den einen Amboss mit einem Schlag in die Erde. „Das kann ich noch besser“, sprach der Junge, und ging zu dem anderen Amboß: Der Alte stellte sich neben hin und wollte zusehen, und sein weißer Bart hing herab. Da fasste der Junge die Axt, spaltete den Amboß auf einen Hieb und klemmte den Bart des Alten mit hinein. „Nun hab ich dich", sprach der Junge, „jetzt ist das Sterben an dir.“ Dann fasste er eine Eisenstange und schlug auf den Alten los, bis er wimmerte und bat, er möchte aufhören, er wollte ihm große Reichtümer geben. Der Junge zog die

Weitere Kostenlose Bücher