Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
es für zwei Taler an einen Doctor. Wie ihm nun das Geld ausbezahlt wurde, saß der Doctor gerade zu Tisch: da sah der Bauer wie er schön aß und trank, und das Herz ging ihm danach auf und er wäre auch gern ein Doktor gewesen. Also blieb er noch ein Weilchen stehen und fragte endlich ob er nicht auch könnte ein Doktor werden. „O ja“, sagte der Doktor, „das ist bald geschehen.“ „Was muss ich tun?“, fragte der Baur. „Erstlich kauf dir ein Abc-Buch, so ist eins, wo vorn ein Göckelhahn drin ist; zweitens mache deinen Wagen und deine zwei Ochsen zu Geld und schaff dir damit Kleider an, und was sonst zur Doktorei gehört; drittens lass dir ein Schild malen mit den Worten „ich bin der Doktor Allwissend“ und lass das oben über deine Haustür nageln.“
Der Bauer tat alles, wies ihm geheißen war. Als er nun ein wenig gedoktert hatte, aber noch nicht viel, ward einem reichen großen Herrn Geld gestohlen. Da ward ihm von dem Doktor Allwissend gesagt, der in dem und dem Dorfe wohnte und auch wissen müsste wo das Geld hingekommen wäre. Also ließ der Herr seinen Wagen anspannen, fuhr hinaus ins Dorf und fragte bei ihm an ob er der Doktor Allwissend wäre? „Ja, der wär er.“ „So sollte er mitgehen und das gestohlene Geld wieder schaffen.“ „O ja, aber die Grethe, seine Frau, müsste auch mit.“ Der Herr war das zufrieden, und ließ sie beide in den Wagen sitzen, und sie fuhren zusammen fort.
Als sie auf den adlichen Hof kamen, war der Tisch gedeckt, da sollte er erst mitessen. „Ja, aber seine Frau, die Grethe, auch“, sagte er und setzte sich mit ihr hinter den Tisch. Wie nun der erste Bediente mit einer Schüssel schönem Essen kam, stieß der Bauer seine Frau an und sagte „Grethe, das war der erste“ und meinte es wäre derjenige, welcher das erste Essen brächte. Der Bediente aber meinte, er hätte damit sagen wollen „das ist der erste Dieb“ und weil ers nun wirklich war, ward ihm Angst, und er sagte draußen zu seinen Kameraden „der Doktor weiß alles, wir kommen übel an: er hat gesagt ich wäre der erste.“
Der zweite wollte gar nicht herein, er musste aber doch. Wie er nun mit seiner Schüssel herein kam, stieß der Baur seine Frau an, „Grethe, das ist der zweite.“ Dem Bedienten ward ebenfalls Angst, und er machte dass er hinaus kam. Dem dritten gings nicht besser, der Bauer sagte wieder „Grethe, das ist der dritte.“ Der vierte musste eine verdeckte Schüssel hereintragen, und der Herr sprach zum Doktor er sollte seine Kunst zeigen und raten was darunter läge; es waren aber Krebse. Der Bauer sah die Schüssel an, wusste nicht wie er sich helfen sollte und sprach „ach, ich armer Krebs!“ Wie der Herr das hörte, rief er „da, er weiß es, nun weiß er auch wer das Geld hat.“
Dem Bedienten aber ward gewaltig Angst und er blinzelte den Doktor an, er möchte einmal heraus kommen. Wie er nun hinaus kam, gestanden sie ihm alle viere sie hätten das Geld gestohlen: sie wolltens ja gerne heraus geben und ihm eine schwere Summe dazu, wenn er sie nicht verraten wollte: es ginge ihnen sonst an den Hals. Sie führten ihn auch hin, wo das Geld versteckt lag. Damit war der Doktor zufrieden, ging wieder hinein, setzte sich an den Tisch, und sprach „Herr, nun will ich in meinem Buch suchen wo das Geld steckt.“ Der fünfte Bediente aber kroch in den Ofen und wollte hören ob der Doctor noch mehr wüsste. Der saß aber und schlug sein Abc-Buch auf, blätterte hin und her und suchte den Göckelhahn. Weil er ihn nicht gleich finden konnte, sprach er „du bist doch darin und musst auch heraus.“ Da glaubte der im Ofen er wäre gemeint, sprang voller Schrecken heraus und rief „der Mann weiß alles.“ Nun zeigte der Doktor Allwissend dem Herrn wo das Geld lag, sagte aber nicht wers gestohlen hatte, bekam von beiden Seiten viel Geld zur Belohnung, und ward ein berühmter Mann.
Des Teufels rußiger Bruder
Ein abgedankter Soldat hatte nichts zu leben und wusste sich nicht mehr zu helfen. Da ging er hinaus in den Wald, und als er ein Weilchen gegangen war, begegnete ihm ein kleines Männchen, das war aber der Teufel. Das Männchen sagte zu ihm „was fehlt dir? Du siehst ja so trübselig aus.“ Da sprach der Soldat „ich habe Hunger aber kein Geld.“ Der Teufel sagte „willst du dich bei mir vermieten und mein Knecht sein, so sollst du für dein Lebtag genug haben; sieben Jahre sollst du mir dienen, hernach bist du wieder frei. Aber eins sag ich dir, du darfst
Weitere Kostenlose Bücher