Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
musste der Teufel hineingehen und sie mit vieler Mühe losknüpfen. Das verdroß ihn zuletzt, war her und biß jeder Geis den Schwanz ab, wie noch heut des Tags an den Stümpfen zu sehen ist.
Nun ließ er sie zwar allein weiden, aber es geschah, dass Gott der Herr zusah wie sie bald einen fruchtbaren Baum benagten, bald die edeln Reben beschädigten, bald andere zarte Pflanzen verderbten. Das jammerte ihn, so dass er aus Güte und Gnaden seine Wölfe dran hetzte, welche die Geise, die da gingen, bald zerrissen. Wie der Teufel das vernahm, trat er vor den Herrn und sprach „dein Geschöpf hat mir das meine zerrissen.“ Der Herr antwortete „was hattest du es zu Schaden erschaffen!“ Der Teufel sagte „ich musste das: gleichwie selbst mein Sinn auf Schaden geht, konnte was ich erschaffen keine andere Natur haben, und musst mirs teuer zahlen.“ „Ich zahl dirs sobald das Eichenlaub abfällt, dann komm, dein Geld ist schon gezählt.“ Als das Eichenlaub abgefallen war, kam der Teufel und forderte seine Schuld. Der Herr aber sprach „in der Kirche zu Constantinopel steht eine hohe Eiche, die hat noch alles ihr Laub.“ Mit Toben und Fluchen entwich der Teufel und wollte die Eiche suchen, irrte sechs Monate in der Wüstenei, ehe er sie befand, und als er wieder kam, waren derweil wieder alle andere Eichen voll grüner Blätter. Da musste er seine Schuld fahren lassen, stach im Zorn allen übrigen Geisen die Augen aus und setzte ihnen seine eigenen ein.
Darum haben alle Geise Teufelsaugen und abgebissene Schwänze, und er nimmt gern ihre Gestalt an.
Der Hahnenbalken
Es war einmal ein Zauberer, der stand mitten in einer großen Menge Volks und vollbrachte seine Wunderdinge. Da ließ er auch einen Hahn einherschreiten, der hob einen schweren Balken und trug ihn als wäre er federleicht. Nun war aber ein Mädchen, das hatte eben ein vierblättriges Kleeblatt gefunden und war dadurch klug geworden, so dass kein Blendwerk vor ihm bestehen konnte, und sah dass der Balken nichts war als ein Strohhalm. Da rief es „ihr Leute, seht ihr nicht, das ist ein bloßer Strohhalm und kein Balken, was der Hahn da trägt.“ Alsbald verschwand der Zauber, und die Leute sahen was es war und jagten den Hexenmeister mit Schimpf und Schande fort. Er aber, voll innerlichen Zornes, sprach „ich will mich schon rächen.“ Nach einiger Zeit hielt das Mädchen Hochzeit, war geputzt und ging in einem großen Zug über das Feld nach dem Ort, wo die Kirche stand. Auf einmal kamen sie an einen stark angeschwollenen Bach, und war keine Brücke und kein Steg, darüber zu gehen. Da war die Braut flink, hob ihre Kleider auf und wollte durchwaten. Wie sie nun eben im Wasser so steht, ruft ein Mann, und das war der Zauberer, neben ihr ganz spöttisch „ei! wo hast du deine Augen, dass du das für ein Wasser hältst?“ Da gingen ihr die Augen auf, und sie sah dass sie mit ihren aufgehobenen Kleidern mitten in einem blaublühenden Flachsfeld stand. Da sahen es die Leute auch allesammt und jagten sie mit Schimpf und Gelächter fort.
Die drei Faulen
Ein König hatte drei Söhne, die waren ihm alle gleich lieb, und er wusste nicht welchen er zum König nach seinem Tode bestimmen sollte. Als die Zeit kam, dass er sterben wollte, rief er sie vor sein Bett und sprach „liebe Kinder, ich habe etwas bei mir bedacht, das will ich euch eröffnen: welcher von euch der Faulste ist, der soll nach mir König werden.“ Da sprach der älteste „Vater, so gehört das Reich mir, denn ich bin so faul, wenn ich liege und will schlafen, und es fällt mir ein Tropfen in die Augen, so mag ich sie nicht zutun, damit ich einschlafe.“ Der zweite sprach „Vater, das Reich gehört mir, denn ich bin so faul, wenn ich beim Feuer sitze mich zu wärmen, so ließ ich mir eher die Fersen verbrennen, eh ich die Beine zurück zöge.“ Der dritte sprach „Vater, das Reich ist mein, denn ich bin so faul, sollt ich aufgehenkt werden, und hätte den Strick schon um den Hals, und einer gäbe mir ein scharf Messer in die Hand, damit ich den Strick zerschneiden dürfte, so ließ ich mich eher aufhenken, eh ich meine Hand erhübe zum Strick.“ Wie der Vater das hörte sprach er „du hast es am weitesten gebracht und sollst der König sein.“
Die zwölf faulen Knechte
Zwölf Knechte, die den ganzen Tag nichts getan hatten, wollten sich am Abend nicht noch anstrengen, sondern legten sich ins Gras und rühmten sich ihrer Faulheit. Der erste sprach „was
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