Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
geht mich eure Faulheit an, ich habe mit meiner eigenen zu tun. Die Sorge für den Leib ist meine Hauptarbeit: ich esse nicht wenig und trinke desto mehr. Wenn ich vier Mahlzeiten gehalten habe, so faste ich eine kurze Zeit bis ich wieder Hunger empfinde, das bekommt mir am besten. Früh aufstehn ist nicht meine Sache, wenn es gegen Mittag geht, so suche ich mir schon einen Ruheplatz aus. Ruft der Herr, so tue ich als hätte ich es nicht gehört, und ruft er zum zweitenmal, so warte ich noch eine Zeitlang bis ich mich erhebe und gehe auch dann recht langsam. So lässt sich das Leben ertragen.“
Der zweite sprach „ich habe ein Pferd zu besorgen, aber ich lasse ihm das Gebiss im Maul, und wenn ich nicht will, so gebe ich ihm kein Futter und sage es habe schon gefressen. Dafür lege ich mich in den Haferkasten und schlafe vier Stunden. Hernach strecke ich wohl einen Fuß heraus und fahre damit dem Pferd ein paarmal über den Leib, so ist es gestriegelt und geputzt; wer wird da viel Umstände machen? Aber der Dienst ist mir doch noch zu beschwerlich.“
Der dritte sprach „wozu sich mit Arbeit plagen? dabei kommt nichts heraus. Ich legte mich in die Sonne und schlief. Es fing an zu tröpfeln, aber weshalb aufstehen? ich ließ es in Gottes Namen fortregnen. Zuletzt kam ein Platzregen und zwar so heftig, dass er mir die Haare vom Kopf ausriss und wegschwemmte, und ich ein Loch in den Schädel bekam. Ich legte ein Pflaster darauf und damit wars gut. Schaden der Art habe ich schon mehr gehabt.“
Der vierte sprach „soll ich eine Arbeit angreifen, so dämmere ich erst eine Stunde herum, damit ich meine Kräfte spare. Hernach fange ich ganz gemächlich an und frage ob nicht andere da wären, die mir helfen könnten. Die lasse ich dann die Hauptarbeit tun, und sehe eigentlich nur zu: aber das ist mir auch noch zu viel.“
Der fünfte sprach „was will das sagen! denkt euch, ich soll den Mist aus dem Pferdestall fortschaffen und auf den Wagen laden. Ich lasse es langsam angehen, und habe ich etwas auf die Gabel genommen, so hebe ich es nur halb in die Höhe und ruhe erst eine Viertelstunde bis ich es vollends hinauf werfe. Es ist übrig genug, wenn ich des Tags ein Fuder hinaus fahre. Ich habe keine Lust mich tot zu arbeiten.“
Der sechste sprach „schämt euch, ich erschrecke vor keiner Arbeit, aber ich lege mich drei Wochen hin und ziehe nicht einmal meine Kleider aus. Wozu Schnallen an die Schuhe? die können mir immerhin von den Füßen abfallen, es schadet nichts. Will ich eine Treppe ersteigen, so ziehe ich einen Fuß nach dem andern langsam auf die erste Stufe herauf, dann zähle ich die übrigen, damit ich weiß wo ich ruhen muss.“
Der siebente sprach „bei mir geht das nicht: mein Herr sieht auf meine Arbeit, nur ist er den ganzen Tag nicht zu Haus. Doch versäume ich nichts, ich laufe so viel das möglich ist, wenn man schleicht. Soll ich fortkommen, so müssten mich vier stämmige Männer mit allen Kräften fortschieben. Ich kam dahin, wo auf einer Pritsche sechs neben einander lagen und schliefen: ich legte mich zu ihnen und schlief auch. Ich war nicht wieder zu wecken, und wollten sie mich heim haben, so mussten sie mich wegtragen.“
Der achte sprach „ich sehe wohl dass ich allein ein munterer Kerl bin, liegt ein Stein vor mir, so gebe ich mir nicht die Mühe meine Beine aufzuheben und darüber hinweg zu schreiten, ich lege mich auf die Erde nieder, und bin ich nass, voll Kot und Schmutz, so bleibe ich liegen bis mich die Sonne wieder ausgetrocknet hat: höchstens drehe ich mich so, dass sie auf mich scheinen kann.“
Der neunte sprach „das ist was rechts! heute lag das Brot vor mir, aber ich war zu faul danach zu greifen, und wäre fast Hungers gestorben. Auch ein Krug stand dabei, aber so groß und schwer dass ich ihn nicht in die Höhe heben mochte und lieber Durst litt. Mich nur umzudrehen, war mir zu viel, ich blieb den ganzen Tag liegen wie ein Stock.“
Der zehnte sprach „mir hat die Faulheit Schaden gebracht, ein gebrochenes Bein und geschwollene Waden. Unser drei lagen auf einem Fahrweg und ich hatte die Beine ausgestreckt. Da kam jemand mit einem Wagen und die Räder gingen mir darüber. Ich hätte die Beine freilich zurückziehen können, aber ich hörte den Wagen nicht kommen: die Mücken summten mir um die Ohren, krochen mir zu der Nase herein und zu dem Mund wieder heraus; wer will sich die Mühe geben das Geschmeis weg zu jagen.“
Der elfte sprach
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