Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
Vom Netzwerk:
Schafe taten: als er mich aber packte und merkte dass ich schwer war, so sprach er „du bist feisst, du sollst mir heute meinen Bauch füllen.“ Ich tat einen Satz und entsprang ihm aus den Händen, aber er ergriff mich wieder. Ich entkam nochmals, aber er packte mich aufs neue, und so ging es siebenmal. Da ward er zornig und sprach „lauf hin, die Wölfe mögen dich fressen, du hast mich genug genarrt.“ Als ich draußen war, warf ich die Haut ab, rief ihm spöttisch zu dass ich ihm doch entsprungen wäre und höhnte ihn. Er zog einen Ring vom Finger und sprach „nimm diesen goldenen Ring als eine Gabe von mir, du hast ihn wohl verdient. Es ziemt sich nicht, dass ein so listiger und behender Mann unbeschenkt von mir gehe.“ Ich nahm den Ring und steckte ihn an meinen Finger, aber ich wusste nicht dass ein Zauber darin lag. Von dem Augenblick an, wo er mir am Finger saß, musste ich unaufhörlich rufen „hier bin ich! hier bin ich!“ ich mochte wollen oder nicht. Da der Riese daran merken konnte wo ich mich befand, so lief er mir in den Wald nach. Dabei rannte er, weil er blind war, jeden Augenblick gegen einen Ast oder einen Stamm und fiel nieder wie ein mächtiger Baum: aber er erhob sich schnell wieder, und da er lange Beine hatte und große Schritte machen konnte, so holte er mich immer wieder ein, und war mir schon ganz nahe, denn ich rief ohne Unterlass „hier bin ich! hier bin ich.“ Ich merkte wohl dass der Ring die Ursache meines Geschreies war und wollte ihn abziehen, aber ich vermochte es nicht. Da blieb mir nichts anderes übrig, ich biss mir mit meinen Zähnen den Finger ab. In dem Augenblick hörte ich auf zu rufen, und entlief glücklich dem Riesen. Zwar hatte ich meinen Finger verloren, aber ich hatte doch mein Leben behalten.“
    „Frau Königin,“ sprach der Räuber, „ich habe euch diese Geschichte erzählt, um einen meiner Söhne zu erlösen, jetzt will ich, um den zweiten zu befreien, berichten was sich weiter zutrug. Als ich den Händen des Riesen entronnen war, irrte ich in der Wildnis umher und wusste nicht wo ich mich hinwenden sollte. Ich stieg auf die höchsten Tannen und auf die Gipfel der Berge, aber wohin ich blickte, weit und breit war kein Haus, kein Acker, keine Spur von menschlichem Dasein, überall nichts als eine schreckliche Wildnis. Ich stieg von himmelhohen Bergen herab in Thäler, die den tiefsten Abgründen zu vergleichen waren. Mir begegneten Löwen, Bären, Büffel, Waldesel, giftige Schlangen und scheußliches Gewürm; ich sah wilde, behaarte Waldmenschen, Leute mit Hörnern und Schnäbeln, so entsetzlich, dass mir noch jetzt schaudert, wenn ich daran zurückdenke. Ich zog immer weiter, Hunger und Durst quälten mich, und ich musste jeden Augenblick befürchten vor Müdigkeit umzusinken. Endlich, eben als die Sonne untergehen wollte, kam ich auf einen hohen Berg, da sah ich in einem öden Thal einen Rauch aufsteigen, wie aus einem angezündeten Backofen. Ich lief so schnell ich konnte den Berg herab nach dem Rauch zu: als ich unten ankam, sah ich drei tote Männer, die waren an dem Ast eines Baumes aufgehängt. Ich erschrack, denn ich dachte ich würde in die Gewalt eines anderen Riesen kommen, und war um mein Leben besorgt. Doch fasste ich mir ein Herz, ging weiter, und fand ein kleines Haus, dessen Türe weit offen stand: bei dem Feuer des Herds saß da eine Frau mit ihrem Kinde. Ich trat ein, grüßte sie, und fragte warum sie hier so allein säße und wo ihr Mann sich befände; ich fragte auch ob es noch weit bis dahin wäre, wo Menschen wohnten. Sie antwortete mir, das Land, wo Menschen wohnten, das läge in weiter Ferne, und erzählte mit weinenden Augen in voriger Nacht wären die wilden Waldungeheuer gekommen und hätten sie und das Kind von der Seite ihres Mannes weggeraubt und in diese Wildnis gebracht. Dann wären sie am Morgen wieder ausgezogen und hätten ihr geboten das Kind zu töten und zu kochen, weil sie es, wenn sie zurückkämen, aufessen wollten. Als ich das gehört hatte, empfand ich großes Mitleid mit der Frau und dem Kinde und beschloss sie aus ihrer Not zu erlösen. Ich lief fort zu dem Baum, an welchem die drei Diebe aufgehängt waren, nahm den Mittelsten, der wohlbeleibt war, herab und trug ihn in das Haus. Ich zerteilte ihn in Stücke und sagte der Frau sie sollte ihn den Riesen zu essen geben. Das Kind aber nahm ich, und versteckte es in einen hohlen Baum, dann verbarg ich mich selbst hinter das Haus, so dass ich bemerken konnte wo

Weitere Kostenlose Bücher