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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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die wilden Menschen herkämen und ob es Not wäre, der Frau selbst zu Hilfe zu eilen. Als die Sonne untergehen wollte, sah ich die Ungeheuer von dem Berge herablaufen: sie waren gräulich und furchtbar anzusehen, den Affen an Gestalt ähnlich. Sie schleppten einen toten Leib hinter sich her, aber ich konnte nicht sehen wer es war. Als sie in das Haus kamen, zündeten sie ein großes Feuer an, zerrissen den blutigen Leib mit ihren Zähnen und verzehrten ihn. danach nahmen sie den Kessel, in dem das Fleisch des Diebes gekocht war, vom Feuer, und zerteilten die Stücke unter sich zum Abendessen. Als sie fertig waren, fragte einer, der ihr Oberhaupt zu sein schien, die Frau ob das, was sie gegessen hätten, das Fleisch ihres Kindes gewesen wäre. Die Frau sagte „ja.“ Da sprach das Ungeheuer „ich glaube du hast dein Kind versteckt und uns einen von den Dieben gekocht, die an dem Ast hängen.“ Er ließ drei von seinen Gesellen hinlaufen und ihm von einem jeden der drei Diebe ein Stück Fleisch bringen, damit er sähe dass sie noch alle dort wären. Als ich das hörte lief ich schnell voraus und hing mich mit meinen Händen, mitten zwischen die zwei Diebe, an das Seil, von dem ich den dritten abgenommen hatte. Als nun die Ungeheuer kamen, schnitten sie einem jeden ein Stück Fleisch aus den Lenden. Auch mir schnitten sie ein Stück heraus, aber ich duldete es ohne einen Laut von mir zu geben. Ich habe zum Zeugnis noch die Narbe an meinem Leib.
    Hier schwieg der Räuber einen Augenblick und sprach dann „Frau Königin, ich habe euch dies Abenteuer erzählt für meinen zweiten Sohn, jetzt will ich euch für den dritten den Schluß der Geschichte berichten. Als das wilde Volk mit den drei Stücken Fleisch fortgelaufen war, so ließ ich mich wieder herab und verband meine Wunde mit Streifen von meinem Hemd so gut ich konnte; doch das Blut ließ sich nicht stillen, sondern strömte an mir herab. Aber ich achtete nicht darauf, sondern dachte nur wie ich der Frau mein Versprechen halten, und sie und das Kind retten wollte. Ich eilte also wieder zu dem Haus zurück, hielt mich verborgen, und horchte auf das was geschah, aber ich konnte mich nur mit Mühe aufrecht erhalten: mich schmerzte die Wunde, und ich war von Hunger und Durst ganz abgemattet. Indessen versuchte der Riese die drei Stücke Fleisch, die ihm gebracht waren, und als er das gekostet hatte, welches mir ausgeschnitten und noch blutig war, so sprach er „lauft hin und bringt mir den mittelsten Dieb, sein Fleisch ist noch frisch und behagt mir.“ Als ich das hörte, eilte ich zurück zu dem Galgen und hing mich wieder an das Seil zwischen die zwei toten. Bald darauf kamen die Ungeheuer, nahmen mich von dem Galgen herab und schleiften mich über Dornen und Distel zu dem Haus, wo sie mich auf den Boden hinstreckten. Sie schärften ihre Zähne, wetzten ihre Messer über mir und bereiteten sich mich zu schlachten und zu essen. Eben wollten sie Hand anlegen, als plötzlich ein solches Ungewitter mit Blitz, Donner und Wind sich erhob, dass die Ungeheuer selbst in Schrecken gerieten und mit gräßlichem Geschrei zu den Fenstern, Türen und zum Dach hinausfuhren und mich auf dem Boden liegen ließen. Nach drei Stunden begann es Tag zu werden, und die klare Sonne stieg empor. Ich machte mich mit der Frau und dem Kinde auf, wir wanderten vierzig Tage durch die Wildnis und hatten keine andere Nahrung als Wurzeln Beeren und Kräuter, die im Walde wachsen. Endlich kam ich wieder unter Menschen und brachte die Frau mit dem Kinde zu ihrem Mann zurück: wie groß seine Freude war, kann sich jeder leicht denken.“
    Damit war die Geschichte des Räubers zu Ende. „Du hast durch die Befreiung der Frau und des Kindes viel Böses wieder gut gemacht,“ sprach die Königin zu ihm, „ich gebe dir deine drei Söhne frei.“
     

Das Meerhäschen
    Es war einmal eine Königstochter, die hatte in ihrem Schloss hoch unter der Zinne einen Saal mit zwölf Fenstern, die gingen nach allen Himmelsgegenden, und wenn sie hinaufstieg und umher schaute, so konnte sie ihr ganzes Reich übersehen. Aus dem ersten sah sie schon schärfer als andere Menschen, in dem zweiten noch besser, in dem dritten noch deutlicher und so immer weiter bis in dem zwölften, wo sie alles sah, was über und unter der Erde war und ihr nichts verborgen bleiben konnte. Weil sie aber stolz war, sich niemand unterwerfen wollte und die Herrschaft allein behalten, so ließ sie bekannt machen, es sollte niemand ihr Gemahl

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