Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
liegt auf meinem Feld und gehört mir“ sprach das Bäuerlein. „Er ist dein“ antwortete der Teufel, „wenn du mir zwei Jahre lang die Hälfte von dem gibst, was dein Acker hervorbringt: Geld habe ich genug, aber ich trage Verlangen nach den Früchten der Erde.“ Das Bäuerlein ging auf den Handel ein. „Damit aber kein Streit bei der Teilung entsteht,“ sprach es, „so soll dir gehören was über der Erde ist und mir was unter der Erde ist.“ Dem Teufel gefiel das wohl, aber das listige Bäuerlein hatte Rüben gesät. Als nun die Zeit der Ernte kam, so erschien der Teufel und wollte seine Frucht holen, er fand aber nichts als die gelben welken Blätter, und das Bäuerlein, ganz vergnügt, grub seine Rüben aus. „Einmal hast du den Vorteil gehabt,“ sprach der Teufel, „aber für das nächstemal soll das nicht gelten. Dein ist was über der Erde wächst und mein was darunter ist.“ „Mir auch recht“ antwortete das Bäuerlein. Als aber die Zeit zur Aussat kam, säte das Bäuerlein nicht wieder Rüben, sondern Weizen. Die Frucht ward reif, das Bäuerlein ging auf den Acker und schnitt die vollen Halme bis zur Erde ab. Als der Teufel kam, fand er nichts als die Stoppeln und fuhr wüthend in eine Felsenschlucht hinab. „So muss man die Füchse prellen“ sprach das Bäuerlein, ging hin und holte sich den Schatz.
Der Räuber und seine Söhne
Es war einmal ein Räuber, der hauste in einem großen Walde und lebte mit seinen Gesellen in Schluchten und Felsenhöhlen, und wenn Fürsten, Herrn und reiche Kaufleute auf der Landstraße zogen, so lauerte er ihnen auf und raubte ihnen Geld und Gut. Als er zu Jahren kam, so gefiel ihm das Handwerk nicht mehr und es gereute ihn dass er so viel Böses getan hatte. Er hub also an ein besseres Leben zu führen, lebte als ein ehrlicher Mann, und tat Gutes wo er konnte. Die Leute wunderten sich dass er sich so schnell bekehrt hatte, aber sie freuten sich darüber. Er hatte drei Söhne, als die herangewachsen waren: rief er sie vor sich und sprach „liebe Kinder, sagt mir was für ein Handwerk wollt ihr erwählen, womit ihr euch ehrlich ernähren könnt?“ Die Söhne besprachen sich mit einander und gaben ihm dann zur Antwort „der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, wir wollen uns ernähren, wie ihr euch ernährt habt: wir wollen Räuber werden. Ein Handwerk, wobei wir von Morgen bis Abend uns abarbeiten und doch wenig Gewinn und ein mühseliges Leben haben, das gefällt uns nicht.“ „Ach, liebe Kinder,“ antwortete der Vater, „warum wollt ihr nicht ruhig leben und mit wenigem zufrieden sein; ehrlich währt am längsten. Die Räuberei ist eine böse und gottlose Sache, die zu einem schlimmen Ende führt: an dem Reichtum, den ihr zusammenbringt, habt ihr keine Freude: ich weiß ja wie es mir dabei zu Mut gewesen ist. Ich sage euch es nimmt einen schlechten Ausgang: der Krug geht so lange zu Wasser bis er bricht; ihr werdet zuletzt ergriffen, und an den Galgen gehenkt.“ Die Söhne aber achteten nicht auf seine Ermahnungen und blieben bei ihrem Vorsatz.
Nun wollten die drei Jünglinge gleich ihr Probestück machen. Sie wussten dass die Königin in ihrem Stall ein schönes Pferd hatte, das von großem Wert war: das wollten sie ihr stehlen. Sie wussten auch dass das Pferd kein ander Futter fraß als ein saftiges Gras, das allein in einem feuchten Wald wuchs. Sie gingen also hinaus, schnitten das Gras ab und machten einen großen Bündel daraus, in welchen die beiden ältesten den jüngsten und kleinsten so geschickt versteckten, dass er nicht konnte gesehen werden, und trugen den Bündel auf den Markt. Der Stallmeister der Königin kaufte das Futter, ließ es zu dem Pferd in den Stall tragen und hinwerfen. Als es Mitternacht war und jedermann schlief, machte sich der Kleine aus dem Grasbündel heraus, band das Pferd ab, zaumte es mit dem goldenen Zaum und legte ihm das goldgestickte Reitzeug an: und die Schellen, die daran hingen, verstopfte er mit Wachs, damit sie keinen Klang gäben. Dann öffnete er die verschlossene Pforte und ritt auf dem Pferd in aller Eile fort nach dem Ort, wohin ihn seine Brüder beschieden hatten. Allein die Wächter in der Stadt bemerkten den Dieb, eilten ihm nach, und als sie ihn draußen mit seinen Brüdern fanden, nahmen sie alle drei gefangen und führten sie in das Gefängnis.
Am andern Morgen wurden sie vor die Königin geführt, und als diese sah dass es drei schöne Jünglinge waren, so forschte sie nach ihrer Herkunft
Weitere Kostenlose Bücher