Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
Ender hatte ein paar Serien im Fernsehen gesehen, die beim Militär spielten, und da brüllten sie immer eine Menge am Anfang der Ausbildung, bevor der Soldat und der Offizier gute Freunde wurden.
    »Jawohl, Sir«, sagte Ender.
    »Nun, dann beantworte sie!«
    »Ich dachte daran, wie Sie verkehrt herum an Ihren Füßen hingen. Ich fand das komisch.«
    Es klang blöd, jetzt, da Graff ihn kalt anblickte. »Für dich, nehme ich an, ist es komisch. Findet sonst noch irgendwer hier es komisch?«
    Verneinendes Gemurmel.
    »Und warum wohl nicht?« Graff sah sie alle voller Verachtung an. »Weil wir es bei diesem Start mit lauter Hohlköpfen zu tun haben. Hirnlose kleine Idioten. Nur einer von euch hatte Grips genug zu begreifen, daß bei Nullschwerkraft Richtungen immer so sind, wie ihr sie euch vorstellt. Kapierst du das, Shafts?«
    Der Junge nickte.
    »Nein, tust du nicht. Natürlich tust du's nicht. Nicht nur dumm, sondern auch noch ein Lügner. Bei diesem ganzen Start ist überhaupt nur ein einziger Junge mit etwas Grips, und das ist Ender Wiggin. Schaut ihn euch gut an. Er wird Kommandant sein, wenn ihr da oben immer noch Windeln tragt. Weil er weiß, wie man bei Nullschwerkraft denkt, und ihr euch bloß übergeben wollt.«
    Das war nicht die Art, wie die Show eigentlich ablaufen sollte. Eigentlich mußte Graff auf ihm herumhacken, nicht ihn als den Besten hinstellen.
    Sie mußten zuerst gegeneinander sein, damit sie später Freunde werden konnten!
    »Die meisten von euch werden schlappmachen. Gewöhnt euch daran, ihr Jüngelchen. Die meisten von euch werden in der Truppenschule enden, weil ihr nicht den Grips habt, um ein Schiff im Tiefraum zu führen. Die meisten von euch sind nicht die Kosten wert, die es verursacht, euch hier herauf in die Kampfschule zu bringen, weil ihr ganz einfach nicht das habt, was nötig ist. Ein paar von euch mögen es vielleicht schaffen. Ein paar von euch mögen etwas für die Menschheit wert sein. Aber wettet nicht darauf! Ich persönlich wette nur auf einen.«
    Plötzlich vollführte Graff einen Salto rückwärts und packte die Leiter mit den Händen, schwang dann die Füße von der Leiter weg. Machte einen Handstand, wenn der Fußboden unten war. Baumelte an den Händen, wenn der Fußboden oben war. Hand über Hand schwang er sich den Gang entlang zurück zu seinem Platz.
    »Sieht aus, als hättest du es hier geschafft«, flüsterte der Junge neben ihm.
    Ender schüttelte den Kopf.
    »Oh, willst nicht mal mit mir sprechen?« sagte der Junge.
    »Ich hab' ihn nicht gebeten, dieses Zeug zu sagen«, flüsterte Ender.
    Er spürte einen stechenden Schmerz oben auf seiner Schädeldecke. Dann noch einmal. Gekicher hinter ihm. Der Junge auf dem nächsten Sitz mußte seine Gurte gelöst haben. Wieder ein Schlag auf den Kopf. Verschwindet, dachte Ender. Ich habe euch doch nichts getan!
    Wieder ein Schlag auf den Kopf. Lachen von den Jungen. Sah Graff das nicht? Wollte er ihm nicht Einhalt gebieten? Ein weiterer Schlag, härter diesmal. Es tat wirklich weh. Wo war Graff?
    Dann ging ihm ein Licht auf. Graff hatte das absichtlich ausgelöst. Es war schlimmer als die Beschimpfungen in den Fernsehserien. Wenn der Feldwebel auf dir herumhackte, mochten die anderen dich lieber. Aber wenn der Offizier dich vorzieht, hassen die anderen dich.
    »He, Furzfresser«, kam das Flüstern von hinten. Wieder wurde er auf den Kopf geschlagen. »Gefällt dir das? He, Superhirn, macht das Spaß?« Ein weiterer Schlag, dieser so hart, daß Ender vor Schmerz leise aufschrie.
    Wenn Graff ihn als Zielscheibe aufstellte, würde es keine Hilfe geben, außer er half sich selbst. Er wartete, bis er dachte, daß ein weiterer Schlag unmittelbar bevorstand. Jetzt, dachte er. Und ja,, da kam der Schlag. Er tat weh, aber Ender versuchte schon, das Herannahen des nächsten Schlages zu spüren. Jetzt. Und ja, genau pünktlich. Ich habe dich, dachte Ender.
    Gerade, als der nächste Schlag kam, griff Ender mit beiden Händen nach oben, packte den Jungen am Handgelenk und zog dann hart den Arm herunter.
    Bei Schwerkraft wäre der Junge gegen die Rückseite von Enders Sitz gepreßt worden und hätte sich an der Brust verletzt. Bei Nullschwerkraft jedoch vollführte er einen vollständigen Salto über den Sitz, hinauf in Richtung der Decke. Damit hatte Ender nicht gerechnet. Er hatte nicht begriffen, wie Nullschwerkraft selbst die Kraft eines Kindes verstärkte. Der Junge segelte durch die Luft, knallte gegen die Decke, dann abwärts

Weitere Kostenlose Bücher