Das Grosse Spiel
fünfundzwanzig Jahren verloren haben.«
»Es verhindert, daß die Leute in Panik geraten«, sagte Graff. »Ich erzähle dir übrigens Dinge, die du nicht wissen darfst, wenn du jemals wieder das I. F.-Kommando verlassen willst. Bevor der Krieg vorbei ist.«
Ender war ärgerlich. »Wenn Sie mich auch nur ein bißchen kennen, dann wissen Sie, daß ich ein Geheimnis bewahren kann.«
»Es ist eine Vorschrift. Personen unter fünfundzwanzig werden als Sicherheitsrisiko betrachtet. Es ist sehr ungerecht ziemlich vielen verantwortungsbewußten Kindern gegenüber, aber man kann so die Anzahl von Leuten einschränken, die sich verplappern könnten.«
»Weswegen überhaupt diese ganze Geheimhaltung?«
»Weil wir einige schreckliche Risiken eingegangen sind, Ender, und wir nicht wollen, daß jedes Netz auf der Erde hinterher klug und weise diese Entscheidungen kommentiert. Weißt du, sobald wir einen funktionstüchtigen Verkürzer hatten, verluden wir ihn in unsere besten Sternenschiffe und schickten sie los, um die Heimatsysteme der Krabbler anzugreifen.«
»Wissen wir denn, wo die sind?«
»Ja.«
»Also warten wir nicht auf die Dritte Invasion.«
»Wir sind die Dritte Invasion.«
» Wir greifen sie an. Niemand sagt das. Jeder denkt, wir hätten eine riesige Flotte von Kriegsschiffen, die draußen im Kometenschild warten ...«
»Nicht eines. Wir sind einigermaßen schutzlos.«
»Was ist, wenn sie eine Flotte schicken, um uns anzugreifen?«
»Dann sind wir tot. Aber unsere Flotte hat keine derartige Flotte gesehen, nicht einmal ein Anzeichen dafür.«
»Vielleicht haben sie aufgegeben und wollen uns in Ruhe lassen.«
»Vielleicht. Du hast die Videos gesehen. Würdest du die menschliche Rasse dafür aufs Spiel setzen, daß sie aufgeben und uns in Ruhe lassen?«
Ender versuchte, die Zeiträume zu erfassen, die vergangen waren. »Und die Schiffe sind seit siebzig Jahren unterwegs ...«
»Einige von ihnen. Und einige seit dreißig Jahren und einige seit zwanzig. Wir bauen jetzt bessere Schiffe. Wir lernen allmählich ein bißchen besser, wie man mit dem Weltraum spielt. Aber jedes Sternenschiff, das sich nicht im Bau befindet, ist schon unterwegs zu einer Krabblerwelt oder einem Krabbleraußenposten. Jedes Sternenschiff ist da draußen im Anflug auf die Krabbler, mit Kreuzern und Jägern, die in seinem Bauch verstaut sind. Und sie bremsen ab. Weil sie beinahe da sind. Die ersten Schiffe haben wir zu den entferntesten Zielen geschickt, die neueren Schiffe zu den nähergelegenen. Unser Timing war recht gut. Sie werden alle im Abstand von nur wenigen Monaten in Gefechtsreichweite ankommen. Unglücklicherweise wird unser primitivstes, überholtestes Gerät ihre Heimatwelt angreifen. Trotzdem sind sie immer noch gut genug bewaffnet - wir haben ein paar Waffen, die die Krabbler noch nie vorher gesehen haben.«
»Wann werden sie eintreffen?«
»Innerhalb der nächsten fünf Jahre, Ender. Im I. F.-Kommando ist alles bereit. Der Zentralverkürzer ist dort, in Verbindung mit unserer gesamten Invasionsflotte; die Schiffe funktionieren alle, sind bereit zum Kampf. Alles, was uns noch fehlt, ist der Kommandant. Jemand, der weiß, was zum Teufel er mit diesen Schiffen anfangen muß, wenn sie dort eintreffen.«
»Und was ist, wenn keiner weiß, was er mit ihnen anzufangen hat?«
»Wir werden einfach unser Bestes tun, mit dem besten Kommandanten, den wir finden können.«
Mich, dachte Ender. Sie wollen, daß ich in fünf Jahren fertig bin. »Oberst Graff, es besteht nicht die geringste Chance, daß ich rechtzeitig fertig bin, um eine Flotte zu kommandieren.«
Graff zuckte die Achseln. »Na ja. Tu dein Bestes. Wenn du nicht fertig bist, behelfen wir uns mit dem, was wir haben.«
Das erleichterte Ender.
Aber nur einen Augenblick. »Natürlich haben wir im Moment niemanden, Ender.«
Ender wußte, daß dies ein weiteres von Graffs Spielen war. Mich glauben zu lassen, daß alles von mir abhängt, damit ich nicht trödle, damit ich mich so tüchtig ins Zeug lege wie möglich.
Aber Spiel oder nicht, es konnte auch wahr sein. Und darum würde er so hart arbeiten wie möglich. Es war, was Valentine von ihm gewollt hatte. Fünf Jahre. Nur fünf Jahre, bis die Flotte ankommt, und ich weiß noch nichts. »In fünf Jahren bin ich erst fünfzehn«, sagte Ender.
»Fast sechzehn«, sagte Graff. »Es hängt alles davon ab, was du weißt.«
»Oberst Graff«, sagte er. »Ich möchte nur zurück und im See schwimmen.«
»Nachdem wir den
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