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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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heute bestehe? Gibt es eine weitere Schule? Noch ein Jahr oder zwei des zermürbenden Trainings, noch ein Jahr der Isolation, noch ein Jahr, in dem Menschen mich hierhin und dorthin schubsen, noch ein Jahr ohne jede Kontrolle über mein eigenes Leben? Er versuchte sich zu erinnern, wie alt er war. Elf. Vor wie vielen Jahren war er elf geworden? Vor wie vielen Tagen? Es mußte hier in der Kommandoschule gewesen sein, aber er konnte sich nicht an den Tag erinnern. Womöglich hatte er es damals gar nicht bemerkt. Niemand bemerkte es, außer vielleicht Valentine.
    Und während er auf das Erscheinen des Spiels wartete, wünschte er sich, es einfach verlieren zu können, die Schlacht kläglich und vollständig zu verlieren, damit sie ihn aus der Ausbildung entfernten, wie Bonzo, und ihn nach Hause gehen ließen. Bonzo war nach Cartagena überstellt worden. Er wollte Marschbefehle sehen, die auf Greenboro lauteten. Erfolg bedeutete, daß er weitermachen würde. Scheitern bedeutete, daß er nach Hause gehen konnte.
    Nein, das ist nicht wahr, sagte er sich. Sie brauchen mich, und wenn ich versage, wird es vielleicht kein Zuhause geben, in das ich zurückkehren könnte.
    Aber er glaubte nicht daran. In seinem bewußten Denken glaubte er es vielleicht, aber an anderen Stellen, tiefer gelegenen Stellen, bezweifelte er, daß sie ihn brauchten. Mazers Dringlichkeit war bloß ein weiterer Trick. Bloß eine andere Methode, ihn dazu zu bringen, das zu tun, was sie von ihm erwarteten. Ein weiterer Trick, ihn daran zu hindern, sich auszuruhen. Daran, nichts zu tun, für lange, lange Zeit.
    Dann erschien die Feindformation, und Enders Müdigkeit und Überdruß schlugen um in Verzweiflung.
    Der Feind war ihm zahlengemäß tausend zu eins überlegen, der Simulator glühte grün von ihnen. Sie waren in einem Dutzend verschiedener Formationen gruppiert, die ihre Positionen wechselten, die Form änderten, sich in scheinbar zufälligen Mustern durch das Simulatorfeld bewegten. Er konnte keinen Kurs zwischen ihnen hindurch finden - ein Raum, der offen schien, schloß sich plötzlich, und ein anderer tauchte auf, und eine Formation, die durchlässig schien, veränderte sich plötzlich und wurde bedrohlich. Der Planet befand sich am gegenüberliegenden Rand des Feldes, und nach allem, was Ender wußte, waren ebensoviel Feindschiffe dahinter, außerhalb der Simulatorreichweite.
    Was seine eigene Flotte betraf, so bestand sie aus zwanzig Sternenschiffen, jedes mit nur vier Jägern. Er kannte die Vier-Jäger-Sternenschiffe - sie waren altmodisch, schwerfällig, und die Reichweite ihrer Kleinen Doktoren betrug nur die Hälfte der neueren. Achtzig Jäger gegen wenigstens fünftausend, vielleicht zehntausend Feindschiffe.
    Er hörte seine Geschwaderführer schwer atmen; auch von den Beobachtern hinter sich konnte er einen stillen Fluch hören. Es war angenehm zu wissen, daß einer der Erwachsenen bemerkte, daß es kein fairer Test war. Nicht, daß es irgendeinen Unterschied machte. Fairneß war nicht Teil des Spiels, das lag auf der Hand. Sie wollten ihm nicht die geringste Erfolgschance einzuräumen. Bei allem, was ich durchgemacht habe, hatten sie niemals vor, mich bestehen zu lassen.
    Im Geiste sah er Bonzo und seine bösartige kleine Freundesschar, die ihm gegenübertraten, ihn bedrohten; er hatte es geschafft, Bonzo so zu beschämen, daß er allein gegen ihn kämpfte. Das würde hier wohl kaum klappen. Und er konnte den Feind auch nicht mit seinem Können überraschen, wie er es bei den älteren Jungen im Kampfraum getan hatte. Mazer kannte Enders Fähigkeiten in- und auswendig.
    Die Beobachter hinter ihm begannen zu husten, sich nervös zu bewegen. Langsam merkten sie, daß Ender nicht wußte, was er tun sollte.
    Es macht mir nichts mehr aus, dachte Ender. Ihr könnt euer Spiel behalten. Wenn ihr mir nicht einmal eine Chance gebt, warum sollte ich dann spielen?
    Wie bei seinem letzten Spiel in der Schlachtenschule, als sie zwei Armeen gegen ihn aufgeboten hatten.
    Und gerade als er sich an jenes Spiel erinnerte, erinnerte sich Bohne offensichtlich auch daran, denn seine Stimme kam über den Kopfhörer: »Denkt daran, das Tor des Feindes ist unten.«
    Molo, Soup, Vlad, Dumper und Crazy Tom lachten alle. Sie erinnerten sich auch.
    Und Ender lachte ebenfalls. Es war komisch. Wie die Erwachsenen dies alles ernst nahmen und die Kinder mitspielten, nein, nicht nur mitspielten, sondern es auch glaubten, bis die Erwachsenen plötzlich zu weit gingen,

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