Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
daß Ender keine andere Wahl hatte, und sagte ihm das.
    Die Tatsache blieb bestehen, daß sie zerbrochen war, und sie war bei weitem nicht der schwächste seiner Geschwaderführer. Es war eine Warnung - er konnte seine Kommandanten nicht stärker antreiben, als sie ertragen konnten. Anstatt seine Führer einzusetzen, wann immer er ihre Fähigkeiten benötigte, mußte er jetzt stets daran denken, wie oft sie gekämpft hatten. Er mußte sie ablösen, was bedeutete, daß er manchmal mit Kommandanten in die Schlacht ging, denen er ein bißchen weniger vertraute. Indem er den Druck auf sie verringerte erhöhte er den Druck auf sich selbst.
    Spät eines Nachts wachte er mit Schmerzen auf. Blut war auf seinem Kissen, der Geschmack von Blut in seinem Mund. Seine Finger pochten noch. Er sah, daß er im Schlaf an seiner eigenen Faust genagt hatte. Das Blut floß immer noch in Strömen.
    »Mazer!« rief er. Rackham erwachte und rief sofort einen Arzt.
    Während der Doktor die Wunde versorgte, sagte Mazer: »Es ist mir egal, wieviel du ißt, Ender, Selbstkannibalismus wird dich nicht aus dieser Schule herausbringen.«
    »Ich habe geschlafen«, sagte Ender. »Ich will nicht aus der Kommandoschule hinaus.«
    »Gut.«
    »Die anderen. Diejenigen, die es nicht geschafft haben.«
    »Wovon redest du?«
    »Von mir. Ihre anderen Schüler, die die Ausbildung nicht durchgehalten haben. Was ist mit ihnen geschehen?«
    »Sie haben es nicht geschafft. Das ist alles. Wir bestrafen diejenigen nicht, die versagen. Sie ... machen nur einfach nicht weiter.«
    »Wie Bonzo.«
    »Bonzo?«
    »Er flog nach Hause.«
    »Nicht wie Bonzo.«
    »Was dann? Was geschah mit ihnen? Als sie versagten?«
    »Was zählt das schon, Ender?«
    Ender antwortete nicht.
    »Keiner von ihnen hat an diesem Punkt seines Ausbildungsweges versagt, Ender. Du hast bei Petra einen Fehler gemacht. Sie wird sich erholen. Aber Petra ist Petra, und du bist du.«
    »Ein Teil von dem, was ich bin, ist sie. Es ist das, was sie aus mir gemacht hat.«
    »Du wirst nicht versagen, Ender. Nicht so früh im Ausbildungsweg. Manchmal war es ziemlich knapp, aber du hast immer gewonnen. Du weißt noch nicht, wo deine Grenzen liegen, aber wenn du sie schon erreicht hättest, wärst du sehr viel schwächer, als ich dachte.«
    »Sterben sie?«
    »Wer?«
    »Diejenigen, die versagen.«
    »Nein, sie sterben nicht. Grundgütiger Himmel, Junge, du spielst Spiele.«
    »Ich glaube, daß Bonzo starb. Ich habe letzte Nacht davon geträumt. Ich erinnerte mich daran, wie er aussah, nachdem ich sein Gesicht mit meinem Kopf gerammt hatte. Ich glaube, ich muß ihm wohl die Nase ins Gehirn gedrückt haben. Das Blut kam ihm aus den Augen. Ich glaube, da war er schon tot.«
    »Es war bloß ein Traum.«
    »Mazer, ich will diese Dinge nicht andauernd träumen. Ich habe Angst zu schlafen. Ich denke andauernd an Dinge, an die ich mich nicht erinnern will. Mein ganzes Leben rollt vor mir ab, als wäre ich ein Recorder und jemand anderes wollte sich die schrecklichsten Teile meines Lebens anschauen.«
    »Wir können dich nicht unter Drogen setzen, wenn es das ist, worauf du hoffst. Es tut mir leid, wenn du schlechte Träume hast. Sollen wir nachts das Licht anlassen?«
    »Machen Sie sich nicht über mich lustig!« sagte Ender. »Ich fürchte, ich werde verrückt.«
    Der Arzt war mit dem Verband fertig. Mazer teilte ihm mit, er könne gehen. Er ging.
    »Fürchtest du das wirklich?« fragte Mazer.
    Ender dachte darüber nach und war sich nicht sicher.
    »In meinen Träumen«, sagte Ender, »bin ich mir nie sicher, ob ich wirklich ich bin.«
    »Seltsame Träume sind ein Sicherheitsventil, Ender. Zum erstenmal in deinem Leben habe ich dich unter ein bißchen Druck gesetzt. Dein Körper findet Mittel und Wege, das zu kompensieren, das ist alles. Du bist jetzt ein großer Junge. Es wird Zeit, daß du aufhörst, dich vor der Nacht zu fürchten.«
    »Na gut«, sagte Ender. Er beschloß, Mazer nie wieder von seinen Träumen zu erzählen.
    Die Tage schleppten sich dahin, mit Schlachten an jedem Tag, bis Ender sich schließlich an die Routine der Selbstzerstörung gewöhnte. Er bekam Magenschmerzen. Sie setzten ihn auf eine fade Diät, aber bald hatte er überhaupt keinen Appetit mehr auf irgend etwas. »Iß«, sagte Mazer, und dann schob Ender sich mechanisch Essen in den Mund. Aber wenn niemand ihm zu essen befahl, aß er nicht.
    Noch zwei seiner Geschwaderführer brachen auf die gleiche Art zusammen wie Petra; der Druck auf die

Weitere Kostenlose Bücher