Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
versuchen, mir weh zu tun. Von da an werdet ihr euch fragen, wann ich euch erwische und wie schlimm das werden wird.« Er trat Stilson ins Gesicht. Blut aus seiner Nase bespritzte den Boden in der Nähe. »Es würde nicht etwa so schlimm wie das hier«, sagte Ender. »Es würde schlimmer.«
    Er machte kehrt und schritt davon. Niemand folgte ihm.
    Er bog um die Ecke in den Korridor, der zur Bushaltestelle führte. Er konnte hören, wie die Jungen hinter ihm sagten: »Jesses! Schaut ihn euch an. Der ist hinüber.« Ender lehnte den Kopf gegen die Korridorwand und weinte, bis der Bus kam. Ich bin genau wie Peter. Nehmt mir den Monitor weg, und ich bin genau wie Peter.

Kapitel 2
Peter
       
    »Nun denn, es ist ab. Wie macht er sich?«
    »Wenn man ein paar Jahre im Körper von jemandem lebt, gewöhnt man sich daran. Jetzt sehe ich ihm ins Gesicht, und ich kann nicht sagen, was los ist. Ich bin nicht gewohnt, seine Gesichtsausdrücke zu sehen. Ich bin gewohnt, sie zu fühlen.«
    »Kommen Sie schon, wir reden hier nicht über Psychoanalyse. Wir sind Soldaten, keine Hexendoktoren. Sie haben gerade gesehen, wie er einem Bandenführer den Mumm aus den Knochen geprügelt hat.«
    »Er war gründlich. Er hat ihn nicht einfach nur geschlagen, er hat ihn vernichtend geschlagen. Wie Mazer Rackham bei der ..«
    »Ersparen Sie's mir. Also besteht er vor dem Urteil des Komitees.«
    »Im großen und ganzen ja. Schauen wir, was er mit seinem Bruder macht, jetzt, da der Monitor ab ist.«
    »Seinem Bruder. Haben Sie keine Angst vor dem, was sein Bruder mit ihm machen wird?«
    »Sie waren derjenige, der mir erzählt hat, dies sei kein risikoloses Unternehmen.«
    »Ich bin einige Bänder noch einmal durchgegangen. Ich kann mir nicht helfen, ich mag den Jungen. Ich fürchte, wir sind im Begriff, ihn zu verderben.«
    »Natürlich sind wir das. Das ist unsere Aufgabe. Wir sind die böse Hexe. Wir versprechen Pfefferkuchen, aber wir fressen die kleinen Bastarde bei lebendigem Leibe.«
    »Es tut mir leid, Ender«, flüsterte Valentine. Sie blickte auf den Verband in seinem Nacken.
    Ender berührte die Wand, und die Tür schloß sich hinter ihm. »Mir macht es nichts aus. Ich bin froh, daß er fort ist.«
    »Wer ist fort?« Peter spazierte ins Wohnzimmer, an einem Mund voll Brot und Erdnußbutter kauend.
    Ender sah Peter nicht als den schönen zehnjährigen Jungen, den Erwachsene sahen, mit dunklem, dickem, zerzaustem Haar und einem Gesicht, das Alexander dem Großen hätte gehört haben können. Ender schaute Peter nur an, um Wut oder Langeweile aufzuspüren, die gefährlichen Stimmungen, die fast immer zu Schmerz führten. Jetzt, da Peters Augen den Verband in seinem Nacken entdeckten, erschien das verräterische Aufflackern von Zorn.
    Valentine sah es ebenfalls. »Jetzt ist er wie wir«, sagte sie in einem Versuch, ihn zu besänftigen, bevor er Zeit hatte zuzuschlagen.
    Aber Peter ließ sich nicht besänftigen. »Wie wir? Er behält das kleine Scheißding, bis er sechs Jahre alt ist. Wann hast du deinen verloren? Du warst drei. Ich habe meinen verloren, bevor ich fünf war. Er hätte es fast geschafft, der kleine Bastard, der kleine Krabbler.«
    So ist's gut, dachte Ender. Rede du nur immer, Peter. Reden ist okay.
    »Tja, jetzt wachen deine Schutzengel nicht mehr länger über dich«, sagte Peter. »Jetzt sehen sie nicht nach, ob du Schmerzen spürst, hören nicht auf das, was ich sage, sehen nicht, was ich mit dir mache. Wie findest du das? Wie findest du es?«
    Ender zuckte die Achseln.
    Plötzlich lächelte Peter und klatschte die Hände in einer spöttischen Parodie guter Laune zusammen. »Komm, wir spielen Krabbler und Astronaut«, sagte er.
    »Wo ist Mom?« fragte Valentine.
    »Fort«, sagte Peter. »Heute führe ich den Befehl.«
    »Ich glaube, ich rufe Daddy.«
    »Ruf nur«, sagte Peter. »Du weißt, daß er nie da ist.«
    »Ich spiele mit«, sagte Ender.
    »Du bist der Krabbler«, sagte Peter.
    »Laß ihn wenigstens einmal der Astronaut sein«, sagte Valentine.
    »Halt dein fettes Gesicht da raus, Furzmaul«, sagte Peter. »Los, komm mit nach oben und wähle deine Waffen.«
    Es würde kein gutes Spiel sein, das wußte Ender. Es war keine Frage des Gewinnens. Wenn Kinder in den Korridoren spielten, in ganzen Trupps, gewannen die Krabbler nie, und manchmal wurde das Spiel bösartig. Aber hier in ihrer Wohnung würde das Spiel gleich bösartig anfangen, und der Krabbler konnte nicht einfach aufhören und das Feld räumen, wie es die

Weitere Kostenlose Bücher