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Das Gutachten

Das Gutachten

Titel: Das Gutachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sina Cartier
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routiniert an diesem Loch und schlug die weiße Kugel mit
fast geschlossenen Augen in einem schönen Bogen viele Meter weit.
    »Jedenfalls..., da war
also dieses Mädchen. Ich weiß gar nicht mehr, ab wann sie bei uns mit am Tisch
stand. Du kannst es dir ja vorstellen.« Ferdi zögerte kurz. »Am Ende haben wir
dann ein bisschen was getrunken und halt ... Küsschen auf den Hals, Hand auf
den Hintern, so Sachen halt. Mehr war da an dem Abend nicht.«
    »Aber?« Roland war jetzt
wirklich gespannt. Für die erste seiner Befürchtungen, sein Freund hätte ein
Kind mit einer Zufallsbekanntschaft gezeugt, lag diese Begegnung noch nicht
lange genug zurück. Was sollte jetzt noch kommen?
    »Irgendwann sind wir dann
ins Taxi und ich habe meine Geschäftspartner in ihr Hotel gebracht. Nachdem wir
allein im Wagen waren, fing die Kleine tatsächlich mit einem Handjob an, dass
mir Hören und Sehen verging. Gut, ich hatte so einiges an Alkohol intus, aber
das habe ich noch gemerkt.«
    Ferdinand von Gerber
verzog seine Mundwinkel, zum Grinsen war ihm nicht zumute. Er war froh, dass
Roland ihn schon so viele Jahre kannte. Er musste sich nicht verstellen und
konnte ihm alles, wirklich alles anvertrauen.
    »Als sie dann ausgestiegen
ist, lag ein kleiner Zettel auf der Rückbank: ‚Ich würde dich gern mal alleine
treffen ;-)‘ Naja, du kannst es dir jetzt schon denken. Ja, ich habe sie
angerufen und einen Tag später wieder getroffen.«
    Ein weiterer Schlag und
eine längere Pause folgten. Roland wusste von seiner Polizeiarbeit, dass es
manchmal viel mehr brachte, jemanden nicht zu unterbrechen, sondern in seinem
eigenen Tempo einfach erzählen zu lassen.
    »Ich erspar dir jetzt die
Details. Wir haben uns zweimal getroffen, beide Male im ‚City Inn‘, das riesige
anonyme Haus, in dem viele Messebesucher absteigen. Da fällt niemand auf.«
    Ferdinand von Gerber hielt
erneut inne. Seine Schlägerspitze stieß er scheinbar ohne es zu bemerken wieder
und wieder ins Gras.
    »Das Ganze hatte ich
eigentlich schon abgehakt. Ich meine, ... die war eine echte Wucht, die hat
Sachen gemacht, von denen ich nicht mal wusste, dass es die gibt. Aber..., ich
bin schließlich keine 30 mehr. Und dann hab ich ihr 500 Euro geschenkt, 
Studentinnen brauchen doch immer Geld, und gesagt, dass wir uns nicht mehr
treffen werden.«
    Er holte aus und schlug
den Ball mit voller Wucht und recht unkontrolliert irgendwo in die Richtung der
nächsten Fahne. Er hatte nicht bemerkt, dass dies eigentlich die Kugel seines
Spielpartners war.
    »Doch dann war diese DVD
Anfang der Woche bei mir auf dem Schreibtisch.«
    Kalthoff schwante Böses.
»Genau das was du denkst. Die haben alles gefilmt und verlangen nun 10.000
Euro.«
    Diese Worte verfehlten
ihre Wirkung nicht. Roland Kalthoff atmete pfeifend aus und blickte seinen
Freund lange an. Gemeinhin würde man ihn als attraktiv bezeichnen, sein Alter
machte ihn interessant und auch die grauen Haare standen ihm gut. Aber jetzt
sah er übernächtigt aus, seine Haut war fahl und seine Augen hatten Ränder.
    Ferdinand von Gerber war
als Eigentümer eines mittelständigen Unternehmens sehr wohlhabend und Roland
wusste, dass das Problem nicht rein finanzieller Art sein würde. 10.000 Euro
zahlte er vielleicht nicht aus der Portokasse, aber er war kreativ und hätte
mit Sicherheit Möglichkeiten gehabt, so eine Summe irgendwo in seiner
Buchhaltung zu verstecken. Ein Gutachten, eine Marketingkampagne, irgendetwas
in der Art. Und seine Frau hatte mit seinen Geschäften eh nichts zu tun.
    Die Sache war ärgerlich,
wirklich ärgerlich, aber es steckte mehr dahinter als die bloße Forderung.
    »Wie hast du die DVD
bekommen? Per Post?«
    »Nein, ein Fahrradkurier
hat laut meiner Sekretärin einen gefütterten Umschlag abgegeben. Dort war die
DVD und ein Anschreiben drin.«
    Sie waren an einer Bank
angekommen und setzten sich.
    Ferdi reichte Kalthoff ein
gefaltetes Blatt Papier. Oben rechts prangte eine Art Logo und der gesamte
Brief sah sehr geschäftsmäßig aus.
    »Sehr geehrter Herr von
Gerber!
    Wir freuen uns sehr,
Sie als neuen Kunden in unserem exquisiten Kreis begrüßen zu dürfen und heißen
Sie herzlich willkommen.
    Als besonderes
Einführungsgeschenk erhalten Sie heute das erste Exemplar unserer neuesten
DVD-Produktion. Sie wurden exklusiv ausgewählt, diesen Film ausführlich zu
begutachten. Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass Sie mit dem
Produkt nicht zufrieden sind, entstehen Ihnen selbstverständlich

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