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Das Café am Rande der Welt: Eine Erzählung über den Sinn des Lebens (German Edition)

Das Café am Rande der Welt: Eine Erzählung über den Sinn des Lebens (German Edition)

Titel: Das Café am Rande der Welt: Eine Erzählung über den Sinn des Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Strelecky
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    Vorwort   Manchmal, wenn man es am wenigsten erwartet, aber vielleicht am meisten braucht, findet man sich an einem unbekannten Ort wieder, mit Menschen, die man gleichfalls nicht kennt, und erfährt neue Dinge. Ich erlebte so etwas eines Nachts auf einer dunklen, einsamen Straße. Rückblickend würde ich sagen, dass die Situation in jenem Moment ein Symbol für mein damaliges Leben war. So orientierungslos ich auf der Straße war, so sehr hatte ich die Orientierung auch in meinem Leben verloren. Ich wusste nicht genau, wohin ich unterwegs war oder warum ich mich in eine bestimmte Richtung bewegte.
    Ich hatte mir eine Woche Urlaub genommen, um Abstand von meiner Arbeit und allem Drumherum zu bekommen. Nicht dass mein Job schrecklich gewesen wäre, wenngleich mich manches natürlich frustrierte. Am schlimmsten aber war, dass ich mich an den meisten Tagen fragte, ob es nicht mehr im Leben geben sollte, als zehn bis zwölf Stunden täglich im Büro zu verbringen und auf eine Beförderung hinzuarbeiten, die dann wahrscheinlich Zwölf- bis Vierzehn-Stunden-Tage nach sich ziehen würde.
    Auf dem Gymnasium hatte ich mich auf die Universität vorbereitet. An der Universität bereitete ich mich auf die Arbeitswelt vor. Und seitdem verbrachte ich meine Zeit damit, mich in meiner Firma hochzuarbeiten. Wiederholten all die Menschen, die mich auf diesem Weg geleitet hatten, lediglich das, was einst andere ihnen vorgelebt hatten?
    Es waren eigentlich keine schlechten Ratschläge, aber sie waren auch nicht besonders erfüllend. Ich hatte das Gefühl, mein Leben mehr und mehr gegen Geld einzutauschen, wobei mir das kein besonders guter Handel zu sein schien. Kurz, es war ein recht verwirrter Zustand, in dem ich mich befand, als ich auf das »Café der Fragen« stieß.
    Wenn ich anderen diese Geschichte erzähle, fallen sofort Begriffe wie »mystisch« und »fantastisch« oder die Leute denken an die Fernsehserie ›Twilight Zone‹. In dieser Serie kamen Menschen an scheinbar ganz normale Orte, die sich im weiteren Verlauf häufig ganz anders entpuppten. Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich mich einen Augenblick lang frage, ob mein Erlebnis überhaupt real war. In solchen Momenten gehe ich zu Hause an meine Schreibtischschublade und lese, was auf der Speisekarte steht, die Casey mir gegeben hat. Sie zeigt mir, dass alles wirklich passiert ist.
    Ich habe nie versucht, denselben Weg zu nehmen und das Café wiederzufinden. Ganz abgesehen davon, wie real der Abend nun war: Etwas in mir möchte gerne glauben, dass das Café gar nicht mehr da wäre. Dass ich es in diesem Moment, in dieser Nacht nur deshalb gefunden habe, weil das so sein musste und es einzig und allein aus diesem Grund existierte.
    Vielleicht werde ich eines Tages versuchen zurückzugehen. Oder ich stehe eines Nachts unversehens wieder davor. Dann kann ich hineingehen und Casey, Mike und Anne – sollte sie auch da sein – erzählen, wie diese Nacht im Café mein Leben verändert hat. Dass die Fragen, mit denen sie mich konfrontierten, zu Gedanken und Erkenntnissen führten, die weit über das hinausgingen, was ich bis dahin überlegt hatte.
    Wer weiß, vielleicht verbringe ich dann den ganzen Abend damit, mich mit jemandem zu unterhalten, der ebenfalls die Orientierung verloren hat und sich im »Café der Fragen« wiederfindet. Vielleicht schreibe ich aber auch ein Buch über mein Erlebnis, erzähle, worum es bei diesem Café am Rande der Welt eigentlich geht, und leiste auf diese Weise meinen Beitrag.
     
     
     

 
     

    1       Ich kroch mit einem Tempo auf dem Highway entlang, das Schrittgeschwindigkeit vergleichsweise Formel-1-verdächtig wirken ließ. Nachdem ich mich eine Stunde lang zentimeterweise vorwärts bewegt hatte, kam der Verkehr vollständig zum Erliegen. Ich drückte den Suchknopf am Radio, um auf irgendein Zeichen intelligenten Lebens zu stoßen. Doch da war nichts.
    Nach 20 Minuten Stillstand begannen die Menschen aus ihren Autos auszusteigen. Das brachte zwar nicht wirklich etwas, aber nun konnten sich alle bei jemandem außerhalb ihres eigenen Autos beklagen, was zumindest eine nette Abwechslung war.
    Der Besitzer eines Minibusses vor mir wiederholte ständig, dass seine Reservierung hinfällig würde, sollte er nicht bis sechs Uhr in seinem Hotel einchecken. Die Frau im Cabrio neben mir beklagte sich am Handy über die Ineffizienz des gesamten Straßensystems. Hinter mir trieb eine Wagenladung jugendlicher Baseball-Spieler

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