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Das Gutachten

Das Gutachten

Titel: Das Gutachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sina Cartier
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Kapitel 1
     
    Die Taxifahrt dauerte nur
knapp zehn Minuten und Sandra Kaminski nutzte die Zeit, um ihre Klamotten zu
richten. 01:40 zeigte die Digitalanzeige im Armaturenbrett der E-Klasse und sie
war hundemüde. Sie freute sich auf Zuhause, auf Chris und über ihren neuesten
Fang.
    Noch im Hausflur zog sie
ihre Schuhe aus. Falls ihr Freund doch schon schlief, wollte sie ihn auf ihre
Weise wecken. Er sollte jedenfalls nicht durch Absatzgeräusche auf dem Laminat
aus dem Schlaf geholt werden.
    Doch Christoph Wagner ging
selten vor zwei, drei Uhr morgens ins Bett. Er saß auf dem hellen Sofa im
Wohnzimmer, seinen Laptop auf dem Schoß und tippte konzentriert. Der Fernseher
flimmerte, doch der Ton war abgestellt.
    Als er Sandras Schlüssel
im Schloss drehen hörte, legte er den Laptop sofort beiseite und ging seiner
Freundin entgegen.
    Sein fragender Blick wurde
von Sandra nur mit einem sehr breiten Lächeln beantwortet: »Ich hab einen!«
    Christoph zog sie fest an
sich heran und drückte ihr einen festen, fordernden Kuss auf den Mund.
    »Ich kann ihn riechen.
‚Chanel for Men‘ oder vielleicht etwas von Armani?« Seine Nase wanderte an
Sandras Hals herab und er knabberte leicht an ihrem Nacken.
    »Ich vermute eher Yves
Saint Laurent. Auf jeden Fall sehr teuer, sehr gepflegt und sehr hungrig.«
Sandra lächelte vielsagend.
    »Wie alt? Welches Auto?«
    »Ich würde sagen, Anfang,
höchstens Mitte fünfzig. Seinen Wagen kenne ich nicht, wir sind Taxi gefahren.
Dort habe ich ihm einen kleinen Vorgeschmack gegeben und meine Visitenkarte auf
dem Rücksitz liegengelassen. Wenn der nicht anbeißt, putze ich den Rest des
Monats freiwillig.«
    »Du weißt, dass heute erst
der Dritte ist? Es ist noch lange bis zum Monatsende!« Christoph lachte,
»diesmal scheinst du dir sehr sicher zu sein. Lass uns noch einen Schluck
trinken, bevor wir ins Bett gehen.«
    Sandra wusste, dass dies
kein Vorschlag war. Obwohl ihr die Augen beinahe zufielen, ging sie in die
Küche, um etwas Eis aus dem Gefrierfach zu holen. Sie mixte einen Wodka - Red
Bull für Chris, nahm sich selber ein Glas Orangensaft und ging wieder ins
Wohnzimmer zurück.
    Am liebsten wäre sie
sofort ins Bett gegangen, aber wenn Chris noch etwas trinken wollte, durfte sie
ihn nicht alleine lassen.
    Sie stellte sein Glas vor
ihn auf den Tisch und wollte sich neben ihm auf das Sofa setzen. Doch Chris
griff ihren Arm und drückte Sandra sanft aber bestimmt vor sich auf den Boden.
    Während er einen kräftigen
Schluck aus seinem Glas nahm, öffnete er seine Hose und lehnte sich genüsslich
zurück.
    »So, und jetzt zeig mir
mal, welchen Vorgeschmack du unserem neuen Freund gegeben hast...!«

Kapitel 2
     
    Der SMS-Ton war
abgestellt, aber das Leuchten des Displays erregte Christophs Aufmerksamkeit
sofort.
    »Er hat sich bei mir
gemeldet. Telefonisch, ohne Namen und mit unterdrückter Nummer. Heute Abend, 20
Uhr, ok? 1000 Küsse, Sandy«
    »Schlag die ‚Blue Bar‘
vor, von dort ins ‚City Inn‘. Ich bereite alles vor. Chris«
    Christoph Wagner war
zufrieden mit seiner Freundin: Sandra hatte einen guten Riecher entwickelt und
so das gemeinsame Geschäft, wie er es gerne nannte, mit aufgebaut. Er genoss
seinen Lebensstil und vor allem die Unabhängigkeit von seinem Elternhaus. Chris
hatte immer sehr gut gelebt, aber die permanenten Forderungen seines
konservativen Vaters hatten ihn seit der Pubertät genervt.
    Nun beließ er seine
Familie in dem Glauben, er würde intensiv an seinem Diplom in BWL arbeiten, obwohl
er die Uni höchstens einmal in der Woche betrat. Da für seine Eltern ein gutes
Studium oberste Priorität hatte, ließen sie ihn in Ruhe, solange er
immatrikuliert war.
    Er tat gerade so viel,
dass er nicht von der Universität flog, den Rest seiner Zeit steckte er in
seine eigenen Projekte, die ihm jetzt schon sehr viel mehr Geld einbrachten als
die meisten anderen Menschen in ihren Berufen verdienten.
    Seine Kommilitonen
dachten, das Geld käme komplett von seinen reichen Eltern. Das nervte
Christoph, da er auf keinen Fall wie ein verwöhnter Sohnemann dastehen wollte.
Auf der anderen Seite konnte er ihnen seine Haupteinnahmequelle auch nicht
verraten.
    Zu Anfang war es gar nicht
so einfach gewesen, Sandra von seiner Idee zu überzeugen, aber als auch sie die
Vorzüge dieser Art des Geldverdienens erkannt hatte, spielte auch sie mit.
    Und wie sie das tat. Er
merkte, dass es ihr inzwischen wirklich Spaß machte und das zahlte sich
wahrhaft aus. Es gibt eben

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