das gutenberg-komplott
Ehebrecher war und um seinen Ruf fürchtete. Er hat mich beobachtet, ist mir nac h geschlichen – und hat mich ein zweites und ein drittes Mal a n gesprochen. Er wurde immer direkter. Schließlich drohte er damit, dass Ihr – als Richter – Euch für mich interessieren kön n tet. Er nahm keine Rücksicht mehr auf die Nachteile, die ihm d a durch entstehen würden.«
»Deshalb musste er sterben.«
»Niemand wusste bis dahin, dass ich Klara häufig besucht hatte. Und ich bin ein schlechter Lügner. Wenn das mit Klara rauskommt, sagte ich mir, bin ich verloren. Ich kann keinem Verhör standhalten. Ich habe kein kaltes Blut. Und so stark ich körperlich bin, so schwach sind meine Nerven. Ich plante mein erstes, mein einziges wirkliches Verbrechen!«
»Seid Ihr ihm gefolgt, nachdem er bei mir war?«
»Ich lauschte am Fenster und verfolgte euer Gespräch; von mir war nicht die Rede. Ich war also noch mal davongeko m men. Aber wie lange würde das gut gehen? Als Metz das Haus verließ und ziellos durch die Gegend lief, entschloss ich mich, ihn zu töten.«
»Und du hast zugesehen, wie man drei Unschuldige hinric h tet?!« Gutenberg sprach leise.
»Bis zum letzten Moment habe ich geschwankt, ob ich mich stellen soll. Aber es ist verrückt, wie sehr man am Leben hängt!«
Gutenberg schmiegte das Kinn in die linke Hand und machte ein nachdenkliches Gesicht. »Wir bringen dich zu Busch, s o bald es hell wird. Dann nennst du die Namen eurer Helfer und zeigst ihm das Versteck. – Und denk an die kleine Kammer, auf die er so stolz ist.«
Gutenberg fragte Henning weiter aus, der die Details des Komplotts enthüllte. Sie hatten geplant, die Geräte aus der Werkstatt unterirdisch zu lagern. Wenn sich die erste Aufr e gung gelegt hätte, wollten sie alles über die Alpen nach Rom schaffen und dort eine Druckerei einrichten.
»Was wird aus meiner Familie?«, fragte Henning. »Wenn ihr mich zu Busch bringt, wird man mich hängen.«
»Das hättest du dir früher überlegen müssen.«
»Ist das dein letztes Wort?«
Gutenberg schwieg und verließ kurz darauf die Werkstatt. Thomas blieb allein mit Henning zurück, der den Kopf auf die Brust fallen ließ. Nach einer Weile kam Gutenberg zurück. Er sah müde aus.
»Ich bin froh, dass es nicht Hermann war«, sagte er. Seine Unterlippe hing ein wenig herab. »Einmal haben seine Kollegen ihn betrunken gemacht. Ich lief in dieser Nacht zum Hafen, weil ich nicht schlafen konnte. Hermann kam aus der Schenke, die vorm Stadttor liegt. Er lief auf die Kaimauer zu und fiel ins Wasser. Ich sah seine rudernden Bewegungen. Er kann nicht schwimmen. Ich sprang hinterher und brachte ihn an Land. – Seitdem fühle ich mich für ihn verantwortlich. Ich bin für ihn der Vater, den er nie hatte …«
Gutenberg räusperte sich und schaute sich in der Werkstatt um. Er trat zu dem kleinen Schmelzofen, wo die Metalllettern gegossen wurden. Dort lagen einige Buchstaben herum. Er las sie auf, ging hinüber zum Setzkasten und sortierte die Lettern ein. Thomas kam das in der Situation sinnlos vor.
»Ich bin so froh, dass es nicht Hermann war«, wiederholte Gutenberg.
»Gilt Euer Angebot noch?«, fragte Thomas. »Ich möchte gern in der Werkstatt mitarbeiten – und die Kunst lernen, wie man Bücher macht!«
Gutenberg drehte sich um und legte seine Stirn in Falten. »Ihr könntet meinen Korrektor entlasten und den Setzern he l fen.«
Thomas war angespannt; er konnte sich nicht wirklich fre u en. Aber in ein paar Tagen, da war er sich sicher, würde ihn die Euphorie, die in jedem Neubeginn steckt, packen.
Es klopfte an der Tür, und Maria kam in die Werkstatt. Sie trug noch ihr Nachthemd, über das sie nachlässig einen Mantel geworfen hatte. Ihr Gesicht wirkte verschlafen, und das Haar stand wirr in alle Richtungen.
»Ich habe Lärm gehört«, sagte sie. »Ist alles in Ordnung?«
»Wir haben einen neuen Mitarbeiter«, sagte Gutenberg und deutete auf Thomas.
»Was ist mit dem?«, fragte Maria und blickte zu Henning.
»Das erzählen wir dir gleich in aller Ruhe.«
»Mir geht es nicht gut. Ich glaube, ich muss was essen«, sa g te Maria.
»Wir brauchen alle eine Stärkung. Lasst uns hinübergehen!«
Sie überprüften Hennings Fesseln und gingen zu dritt über den Hof zum Wohnhaus. In der Küche machte Thomas ein Fe u er, und Maria stellte Käse und Brot auf den Tisch. Gute n berg, immer noch beunruhigt, machte einen Kontrollgang und brac h te einen Krug Wein aus dem Keller mit.
Sie saßen zu
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