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das gutenberg-komplott

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Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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Prolog
    Rom, im April 1453
     
    E
    r kannte d en Mann nicht, den er töten sollte.
    Sebastiano saß an der Schmalseite des Tisches, seine Frau Emilia ihm gegenüber und die beiden Kinder an den Längsseiten. Enzo stopfte lustlos das Essen in sich hinein, Be a ta zog die Nudeln in die Länge und ließ sie auf den Teller spri t zen. Sebastiano gab ihr einen Stups und drohte mit dem Zeig e finger.
    »Wann kommst du zurück?«, fragte Emilia.
    »Ziemlich früh.« Er musste den Auftrag erledigt haben, b e vor es dunkel wurde; das war ihm recht, denn er war Frühau f steher. Einmal hatte er nachts töten müssen, und er hatte sich nicht sicher gefühlt. Es war wichtig, dass er das Geschehen kontrollierte. »Das ist schön«, sagte sie, »wir könnten mit den Ki n dern zum Fluss gehen.«
    »Sehr gern, Emilia, vielleicht ist der Alte da – du weißt schon, der die Fische brät!« Die Kinder freuten sich.
    Vor etwa einem Monat hatte Emilia ihm gesagt, dass sie schwanger sei, und die Wohnung wurde zu klein für sechs Le u te. Seine alte Mutter gehörte noch zur Familie, sie lag nebenan und wollte nicht essen. Enzo besuchte die Lateinschule, und falls das dritte Kind ein Junge würde, sollte auch er die Schule besuchen. Für Beata brauchte er eine Mitgift, wenn sie ins He i ratsa l ter kam, denn sie sollte eine gute Partie machen. Das hatte zwar noch viele Jahre Zeit, aber er plante weit im Voraus.
    »Wo musst du heute hin?«
    »Zur Herberge an der Piazza del Popolo, neben Santa Maria. Ich werde den Pilgern das Pantheon zeigen, den Lateran, Sankt Peter … Es ist noch nicht viel los, weil die Alpenpässe schlecht passierbar sind, aber ab Mai wird es besser.«
    Er konnte von dem, was er als Fremdenführer verdiente, die Familie nicht ernähren. Er leerte seinen Teller und stand auf. »Ich muss los!«
    Emilia begleitete ihn zur Tür. »Bis später«, sagte sie und küsste ihn.
    Das Treppenhaus war alt und baufällig, die Stufen steil, und er stützte sich mit der rechten Hand an der Wand ab. Wenn a l les klappte, würden sie sich eine neue Wohnung leisten können, nahe beim Ti ber. Im sü dlichen Teil der Stadt hatte er sich let z tens eine angesehen, er hatte Emilia nichts davon erzählt, es sollte eine Überraschung werden. Bis zum Sommer würde er noch warten, dann konnte er sagen, dass dieses Jahr mehr Pilger kamen, dass das Geschäft fantastisch lief und dass er heimlich Geld zur Seite gelegt habe. Sein Einkommen wuchs tatsächlich von Jahr zu Jahr, wenn auch bescheiden; denn seit Nikolaus V. Papst war, kamen mehr Pilger, angelockt von den ehrgeizigen Bauprojekten und vom Ablass, für den seine Legaten überall in Europa warben. Nikolaus hatte viel in Bewegung gebracht, aber mittlerweile war er krank und gebrechlich. Ob Sebastiano j e mals als Fremdenführer genug verdienen würde, um seine F a milie durchzubringen?
    Es war sein größter und bisher schwierigster Auftrag.
    Er trat auf die Straße und schaute gewohnheitsmäßig zum tiefblauen Himmel, über den zerrissene, weißgraue Wolken ja g ten. Vielleicht würde es ein paar Schauer geben, nicht der Rede wert; die Luft war angenehm mild und frühlingshaft. Seit er fünfzehn war und sein Vater starb, trug er Verantwortung. Se i ne Kinder wussten nicht, wie gut sie es hatten! Aber sie waren noch jung, Enzo sieben und Beata erst fünf. Seit er fünfzehn war, versorgte er seine Mutter und auch seine fünf Geschwister, bis sie alt genug waren, um auf eigenen Füßen zu stehen. Sein Vater hätte ihm das nie zugetraut, der Junge ist zu weich, sagte er, schaut euch nur seine zarten Finger an, das sind die Hände einer Frau. Klein und zierlich war er, zugegeben, aber er besaß Energie und konnte sich durchsetzen. Jetzt hatte er seine eigene Familie.
    Hatte er trotzdem alles falsch gemacht?
    Es war nicht der Zeitpunkt, solche Fragen zu stellen, das lag am Frühling und an der Luft, die wehmütig machte. Heute dur f te nichts schief gehen. In Gedanken hatte er jeden Schritt meh r fach durchgespielt, bis er sogar davon träumte.
    Ich tue es für meine Familie, sagte er sich, für meine Frau und meine Kinder.
    Er grüßte die Nachbarin, die mit einem Korb voll Gemüse vom Markt kam; die drei Alten, die wie immer auf einer wac k ligen Bank vor der Haustür saßen, schon Wein tranken und ge s tikulierten; den Bäcker, der ihm aus seinem Laden zuwinkte; die Mutter, die ihre Tochter an der Hand führte; den Wassertr ä ger; den Karmeliterpater …
    Sebastiano ging die Straßen entlang

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