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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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Einleitung
    Larry Page ist wie ein Motor, der ständig auf Hochtouren läuft. So war es zumindest 1999, dem Jahr, in dem ich bei dem Unternehmen anfing, das er gemeinsam mit Sergey Brin gegründet hatte.
    Sobald ich mich mit Larry in einem Zimmer aufhielt, verspürte ich einen aktionistischen Drang, als wäre jede Sekunde, in der ich keine lebenswichtigen Informationen lieferte, eine Verschwendung von Larrys Verarbeitungskapazität.
    Nach einem langen Arbeitstag im Jahr 2002 war nur noch ich bei Larry im Büro. Es hatte eine lange Auseinandersetzung über die eine oder andere Vorgehensweise gegeben. Ich hatte gekämpft und verloren. Ich hatte meine Meinung kundgetan und ihm schließlich den Friedenszweig gereicht. Larry, lässig in verschiedene Grautöne gekleidet, starrte unentwegt auf seinen Bildschirm. Oder besser gesagt auf die beiden überdimensionalen nebeneinanderstehenden Monitore, auf denen sich Quellcodes und geöffnete Browserfenster drängten. Sergey, mit dem er sich das Büro teilte, war nicht da. Zerlegte Inline-Skates, ein zerknülltes Hockey-Trikot und eine japanische Geisha-Puppe wachten über seinen leeren Stuhl.
    »Larry«, begann ich, »mir ist klar, dass ich nicht immer mit der Richtung einverstanden war, die du und Sergey für uns vorgegeben haben. Ich habe darüber nachgedacht und wollte dir sagen, dass ich rückblickend eingesehen habe, dass ihr meist recht hattet. Ich lerne eine Menge und weiß deine Geduld zu schätzen.«
    Insgeheim musste ich lächeln. Es war ein wohlformuliertes Einschleimen. Ich hatte mich erniedrigt und Larry eine Möglichkeit gegeben, meine Stärken als Mitglied des Managementteams bei Google hervorzuheben und mir zu versichern, wie wertvoll ich für das Unternehmen sei. Jetzt konnte er jene Gelegenheiten erwähnen, bei denen ich ihn klug beraten hatte, und mir zu meinem Scharfsinn gratulieren. Ich malte mir aus, wie dieser Moment in einer metaphorischen Männerumarmung endete, bevor ich mich davontrollte, um den Augenblick in unserer Mikroküche mit einem frisch gebrühten Cappuccino auszukosten. So »buckelt« man sich in Großunternehmen nach oben.
    Larry musterte mich mit demselben starren Blick, mit dem er den Quellcode auf seinem Monitor betrachtet hatte, als versuche er, eine unverständliche Information einer Gleichung zu entziffern, die sich weigerte, sich selbst zu erklären.
    »Meistens?«, fragte er. »Wann haben wir uns je geirrt?«
    Er lächelte nicht, als er mir diese Frage stellte. Er zog auch nicht die Brauen hoch, um Verärgerung zu signalisieren. Larry wollte einfach nur wissen, wann er sich geirrt hatte, damit er diese Information in den Algorithmus einspeisen konnte, der sein Universum steuerte. Falls ihm ein Fehler unterlaufen war, so brauchte er genaue Angaben, damit er diese für den Fall berücksichtigen konnte, dass das Problem noch einmal auftrat.
    »Ach ja, richtig«, dachte ich und erwachte aus meinen Tagträumen. »Ich arbeite ja gar nicht mehr in einem Großunternehmen. Ich arbeite bei Google.«
    Arbeitsweise
    Sie kennen Google.
    Zumindest wissen Sie, was Google tut. Es findet Sachen im Internet. Genau so viel wusste ich auch, als ich 1999 bei dem Unternehmen anfing. Ich wusste nicht, was ein WebIndexer, ein PageRanker oder ein Webspider war. Mir war nicht klar, wie dogmatisch Techniker sein können. Ich hatte keine Ahnung, wie viele Führungskräfte einer Internetfirma sich in einen Whirlpool quetschen können oder wie es sich anfühlt, an einem Tag mehr Geld zu »verdienen«, als ich es in 30 Jahren harter Arbeit getan hatte. Damals wusste ich das alles nicht, aber jetzt schon.
    Meine Geschichte ist die einer seltenen Chance und eines glücklichen Timings – aber das ist nicht alles.
    Dieses Buch erzählt, wie es sich anfühlt, der G-Kraft eines beispiellosen Unternehmensaufstiegs ausgesetzt zu sein, sich in einem Umfeld wiederzufinden, in dem bewährte Regeln nicht angewendet werden konnten, und es mich fast meinen Job kostete, mich auf das zu verlassen, was bisher für richtig gegolten hatte. Es ist keine vollständige Geschichte all dessen, was Google zwischen 1999 und 2005 tat, und es ist auch keine objektive Auflistung von Googles größten Erfolgen. Die offizielle Geschichte von Google während dieser Zeit habe ich geschrieben und auf die Unternehmenswebsite gestellt. 1 Die meisten Berichte, die es seither gab, haben diese lediglich ausgeschmückt und ich will mich nicht mit alten Kamellen beschäftigen. Stattdessen will ich aus

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