das gutenberg-komplott
Dietrich von Erbach ist eine historische Persönlichkeit. Erbach ebenso wie Gute n berg kennen wir allerdings nur aus indirekten Zeugnissen, die sie hinterlassen haben; wir können nicht aus unmittelbaren Quellen auf ihre Pe r sönlichkeit und ihren Charakter schließen. Wir wissen, dass E r bach sich um den Aufbau einer für die damalige Zeit vorbildl i chen Kanzlei verdient gemacht hat. Auch Gute n bergs Name taucht in mehreren Dokumenten auf; häufig ha n delt es sich dabei um Rechtsstreitigkeiten. Insgesamt ist das Material sehr spärlich. Hier beginnt die Freiheit des Schriftste l lers.
Beschreibt man als Autor also, wie es hätte gewesen sein können? Oscar Wilde trifft den Kern der Sache wohl besser: »Ausführlich zu schildern, was sich niemals ereignet hat, ist nicht nur die Aufgabe des Geschichtsschreibers, sondern auch das unveräußerliche Recht jedes Kulturmenschen.«
Dieses Zitat setzte Egon Friedell seiner berühmten »Kultu r geschichte der Neuzeit« voran. Und in einem ähnlichen Sinn heißt es bei Umberto Eco in der »Nachschrift zum Namen der Rose«: »Es hat eben jeder seine eigene (meist verdorbene) Idee vom Mittelalter.«
Glossar
Apokalypse: Das letzte Buch der Bibel, auch Offenbarung des Johannes genannt, gehörte im Mittelalter zu den am häufi g sten illustrierten Handschriften. Das mag an den drastischen, bil d haften Visionen vom Weltende liegen, aber vielleicht auch an der schweren Verständlichkeit des Textes, den man so zugän g licher machen wollte.
Beutelbuch: Heute sind weltweit nur noch sehr wenige Be u telbücher erhalten, allerdings kennen wir sie von mehr als vie r hundert Abbildungen in mittelalterlichen Handschriften und frühen Drucken. Die besondere Form dieser Bücher kam d a durch zustande, dass sie in einen Lederbeutel eingebunden wu r den, der über die Unterkanten der Buchdeckel hinausragte und den in der Regel ein Knoten oder Zipfel abschloss. Man schob den Knoten unter den Gürtel und konnte so im Alltag oder auf Reisen ein wichtiges Buch immer griffbereit bei sich führen.
Blockbuch: Diese Buchform war in Europa im 15. Jahrhu n dert verbreitet und wurde erst aufgegeben, nachdem sich G u tenbergs Druck mit beweglichen Lettern aus Metall durchg e setzt hatte. Ein Blockbuch besteht aus Holztafeldrucken. Abbi l dungen und oft auch der Text einer Seite wurden im ganzen Block ins Holz geschnitten. Besonders von der Apokalypse sind Blockbücher erhalten und von der so genannten Biblia Paup e rum (einer Art Bilderbibel).
Donat: Der römische Grammatiker Aelius Donatus lebte im 4. Jahrhundert n. Chr. und zählte zu den Lehrern des Bibelübe r setzers Hieronymus. Die von Donatus verfasste ars grammatica war im Mittelalter so bekannt und verbreitet, dass sein Name zum Synonym für das Lehrbuch wurde.
Druckerpresse: Gutenberg druckte mit einer Spindelpresse, ähnlich denen, wie sie zum Weinpressen verwendet wurden.
Das Papier (oder Pergament) wurde in einen Rahmen g e spannt und auf die mit Hilfe von Lederballen eingefärbte Druckform gelegt, die man dann unter die Presse schob.
Ecclesia: Bezeichnet die christliche Gemeinde und kann sich sowohl auf eine lokale Gemeinschaft beziehen als auch auf die Christenheit insgesamt. An mittelalterlichen Kirchen wird sie oft als Frau personifiziert und triumphiert über die Synagoge (ebenfalls als Frau dargestellt).
Evangeliar: Im Mittelalter war es nicht üblich, die ganze Bibel handschriftlich zu kopieren, sondern man beschränkte sich auf einzelne Bücher. Neben der Apokalypse und dem Psa l ter waren Evangeliare beliebt. Sie bieten in der Hauptsache den vollständigen Text der vier Evangelien. Mitunter wurden sie mit prächtigem Buchschmuck ausgestattet. Das Evangeliar Hei n richs des Löwen beispielsweise zählt zu den Hauptwerken der Buchmalerei.
Initiale: In vielen mittelalterlichen Handschriften findet man reich illustrierte Initialen. Die Initiale ist der Anfangsbuchstabe eines Buches oder Kapitels (von lateinisch initium = Anfang). So schmückte man häufig den Buchstaben I prächtig aus, mit dem das Buch Genesis beginnt (die ersten Worte des latein i schen Bibeltextes lauten: In principio Deus creavit caelum et terram – Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde).
Inkunabel: Der Begriff leitet sich her von lateinisch incun a bula = Windeln, Wiege und bezeichnet die Werke der Buchdr u ckerkunst (mit beweglichen Metalllettern) von Gutenberg bis zum Jahr 1500. Man spricht auch von Wiegendrucken.
Kettenbuch: In
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