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Das Halsband der Koenigin 1

Das Halsband der Koenigin 1

Titel: Das Halsband der Koenigin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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zu vergessen, um nur an sich zu denken; aus neuen, fremden, unbekannten Quellen die Sicherheit eines längeren Lebens und einer während dieser Daseinsverlängerung unstörbaren Gesundheit zu schöpfen; dem geizigen Himmel etwas zu entreißen, war das nicht der Gegenstand eines leicht begreiflichen Anstrebens zu dem Unbekannten, von dem Mesmer eine Falte enthüllte?
    Voltaire war todt, und es fand sich in Frankreich kein einziges lautes Gelächter mehr, das Lachen von Beaumarchais ausgenommen, das noch bitterer war als das des Meisters. Rousseau war todt; es gab in Frankreich keine religiöse Philosophie mehr. Rousseau wollte Gott aufrecht halten; seitdem aber Rousseau nicht mehr lebte, mochte es Niemand wagen» um nicht unter der Last erdrückt zu werden.
    Der Krieg war früher eine ernste Beschäftigung für die Franzosen gewesen. Die Könige unterhielten auf ihre Rechnung den nationalen Heldenmuth; nun war der einzige französische Krieg ein amerikanischer Krieg, um den sich überdieß der König persönlich nicht bekümmerte. Schlug man sich denn nicht wirtlich für die unbekannte Sache, welche die Americaner Unabhängigkeit nennen, ein Wort, das die Franzosen durch eine Abstraktion mit Freiheit übersetzen?
    Dabei hatte dieser entfernte Krieg, dieser Krieg nicht nur eines andern Volks, sondern ein« andern Welt, sein Ende erreicht.

    War es, Alles wohl erwogen, nicht besser, sich mit Mesmer, diesem deutschen Arzt, zu beschäftigen, der zum zweiten Mal seit sechs Jahren Frankreich in Leidenschaft versetzte, als mit Lord Cornwallis oder mit Herrn Washington, die so weit entfernt waren, daß man wahrscheinlich niemals den Einen oder den Andern zu sehen bekam?
    Indeß man Mesmer, der anwesend war, sehen, berühren und, was der höchste Ehrgeiz von drei Vierteln von Paris war, von ihm berührt werden konnte.
    Dieser Mann also, der bei seiner Ankunft von Niemand, nicht einmal von der Königin, seiner Landsmännin, unterstützt worden war, während er sogar die Leute seiner Heimath unterstützte, dieser Mann, der ohne den Doctor Deslon, welcher ihn seitdem verrathen, in der Dunkelheit geblieben wäre, beherrschte wahrhaft die öffentliche Meinung und ließ den König, von dem man nie gesprochen, Herrn von Lafayette, von dem man noch nicht sprach, und Herrn von Necker, von dem man nicht mehr sprach, weit hinter sich.
    Und als hätte dieses Jahrhundert sich's zur Aufgabe gemacht, jedem Geist nach seiner Fähigkeit, jedem Herzen nach seiner Sympathie, jedem Körper nach seinen Bedürfnissen zu geben, erhob sich Mesmer, dem Mann des Materialismus, gegenüber Saint-Martin, der Mann des Spiritualismus, dessen Lehre alle Seelen getröstet hatte, welche die Positivität des deutschen Doctors verwundete.
    Man denke sich den Atheisten mit einer Religion, milder als die Religion selbst; man denke sich einen Republicaner voll von Artigkeiten und Rücksichten gegen die Könige, einen Edelmann liberal und zärtlich gegen das Volk; man denke sich den dreifachen Angriff dieses mit der logischsten, verführerischsten Beredtsamkeit begabten Mannes gegen die Culte der Erde, die er wahnsinnig nennt, einzig und allein aus dem Grunde, weil sie göttlich sind.
    Man denke sich endlich Epikur weiß gepudert, in gesticktem Frack, in einer Weste mit Flittern, in Atlasbeinkleidern, mit seidenen Strümpfen und rothen Absätzen; Epikur nicht mit dem Sturze der Götter zufrieden, an die er nicht glaubt, sondern die Regierungen erschütternd, die er wie die Culte behandelt, weil sie nie übereinstimmen und beinahe immer nur auf das Unglück der Menschen auslaufen; gegen das Gesellschaftliche Gesetz wirkend, das er mit dem einzigen Worte: »es bestraft auf gleiche Weise ungleiche Vergehen, es bestraft die Wirkung, ohne die Ursache zu würdigen,« entkräftet.
    Man denke sich nun, dieser Versucher, der sich den Titel: »der unbekannte Philosoph,« gibt, vereinige, um die Menschen in einen Kreis von verschiedenartigen Ideen zu bannen, alle Reize, welche die Einbildungskraft den Versprechungen eines moralischen Paradieses beizufügen vermag, und statt zu sagen, die Menschen seien sich gleich, was eine Albernheit ist, erfinde er folgende Formel, welche eben dem Munde, der sie läugnet, entsprungen zu sein scheint:
Alle verständige Menschen sind Könige.
     
    Und dann gebe man sich Rechenschaft von einer solchen Moral, welche plötzlich mitten in eine Gesellschaft ohne Hoffnungen, ohne Führer fiel, in eine Gesellschaft, die ein mit Ideen, das heißt mit

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