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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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QE 2 aus
England heimkehrte. Wir gerieten in einen Sturm, und aus
irgendeinem Grunde wurde ich seekrank. Ich kann mich
nicht erinnern, mich jemals wieder so elend gefühlt zu
haben. Ich wünschte mir damals dauernd, ich könnte mich
übergeben und damit wäre es überstanden. Und weißt du,
so ähnlich ergeht es mir jetzt. Dauernd kommen mir Dinge
wieder hoch.«
Er bog in die Pennsylvania Avenue ein. »Was für
Dinge?«
»Geräusche … Eindrücke … manchmal ganz vage; dann
wiederum, besonders wenn ich gerade wach werde,
bemerkenswert deutlich – doch sie verwischen wieder,
bevor ich sie zu fassen bekomme. Letztes Jahr habe ich es
sogar einmal mit Hypnose versucht, aber es hat nicht
geklappt. Dann habe ich gelesen, daß einige Erwachsene
sich genau an Dinge erinnern können, die sie erlebt haben,
als sie erst zwei waren. In einem Bericht hieß es, die beste
Methode, sich zurückzuerinnern, sei, sich wieder in die
alte Umgebung zu versetzen. Glücklicherweise oder
unglücklicherweise kann ich eben das tun.«
»Ich finde immer noch, daß es eine wahnwitzige Idee
ist.«
Pat starrte aus dem Wagenfenster. Sie hatte sich den
Stadtplan angesehen, um ein Gefühl für die Stadt zu
bekommen, und versuchte jetzt herauszubekommen, ob
ihre Eindrücke stimmten. Aber das Auto fuhr zu schnell,
und es war zu dunkel, um etwas mit Gewißheit sagen zu
können. Sie schwiegen beide.
Der Oberkellner im Maison Blanche begrüßte Sam
herzlich und führte sie zu einem festlich gedeckten Tisch.
»Das Übliche?« fragte Sam, als sie saßen.
Pat nickte, sich seiner Nähe extrem bewußt. War dies
sein Lieblingstisch? Wie viele andere Frauen hatte er
schon hierher ausgeführt?
»Zwei Chivas Regal on the rocks mit einem Spritzer
Soda und einem Schuß Zitrone bitte«, bestellte Sam. Er
wartete, bis der Oberkellner außer Hörweite war, dann
sagte er: »Also gut – erzähl mir, wie es dir in den letzten
Jahren ergangen ist. Laß nichts aus.«
»Da verlangst du aber viel von mir. Laß mich eine
Minute nachdenken.« Sie beschloß, die ersten paar
Monate, nachdem sie sich zu trennen beschlossen hatten,
auszulassen, da sie die Tage wie in einem Nebel,
benommen von reiner hoffnungsloser Seelenqual,
zugebracht hatte. Sie konnte und würde über ihre Arbeit
reden, darüber, daß sie für einen Emmy nominiert worden
war wegen ihrer Sendung über die neu gewählte
Bürgermeisterin von Boston, und darüber, wie sie immer
mehr von dem Gedanken besessen war, eine Sendung über
Senatorin Jennings zu machen.
»Warum über Abigail?« fragte Sam.
»Weil ich finde, es wird höchste Zeit, daß eine Frau als
Präsidentschaftskandidatin aufgestellt wird. In zwei Jahren
sind Wahlen, und Abigail Jennings sollte die
Kandidatenliste anführen. Schau dir nur an, was sie
aufzuweisen hat: zehn Jahre im Repräsentantenhaus; jetzt
in ihrer dritten Amtsperiode als Senatorin; Mitglied des
Auswärtigen Ausschusses; Mitglied des
Haushaltsausschusses; die erste Frau, die zur Sprecherin
der Mehrheitspartei ernannt wurde. Stimmt es nicht, daß
der Kongreß immer noch tagt, weil der Präsident sich
darauf verläßt, daß sie den Haushaltsplan so
durchbekommt, wie er es gerne möchte?«
»Ja, das stimmt – und was noch mehr zählt, sie wird es
auch schaffen.«
»Was hältst du von ihr?«
Sam zuckte die Schultern. »Sie ist gut. Verdammt gut
sogar. Aber sie ist vielen wichtigen Leuten auf die Zehen
getreten, Pat. Wenn Abigail sich aufregt, ist es ihr
gleichgültig, wen sie zum Teufel schickt und wo und wie
sie es tut.«
»Das stimmt vermutlich auch für die meisten Männer
auf dem Capitol Hill.«
»Wahrscheinlich.«
»Genau.«
Der Kellner kam mit den Speisekarten. Sie bestellten,
nachdem sie sich beide für einen Caesar Salad entschieden hatten. Das war auch so eine Erinnerung von
ihr. Damals, an jenem letzten Tag ihres Zusammenseins,
hatte Pat mittags einen kleinen Imbiß zubereitet und Sam
gefragt, was für einen Salat sie besorgen sollte. »Caesar«, hatte er prompt geantwortet, »einen gemischten Salat mit
reichlich Sardellen bitte.«
»Wie kannst du nur so etwas essen?« hatte sie gefragt.
»Wie, kannst du es nicht? Es ist ein Geschmack, an dem
man erst mit der Zeit Gefallen findet, aber wenn man erst
einmal Gefallen daran gefunden hat, schmeckt es einem
immer.« Sie hatte damals davon gekostet und war zu dem
Schluß gekommen, daß es gut war.
Auch er erinnerte sich daran. Als sie die Speisekarten
zurückgaben,

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