Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)
wir uns?” Stina lächelte unsicher. Sie hatte keine Ahnung, wer die junge Frau war, die trotz ihres strengen Businesskostüms irgendwie flippig auf sie wirkte.
“Hallo? Ich bin’s, Demi!” Die Fremde musterte sie forschend. “Erinnerst du dich etwa nicht an mich?”
“Ich habe dir doch bereits am Telefon alles erklärt”, schaltete Margrit sich nun ein. “Du hättest wirklich nicht herkommen sollen, Demi.”
Obwohl sie wusste, dass Margrit es nur gut mit ihr meinte, ärgerte Stina sich doch ein bisschen über die Bevormundung. “Lass nur, Margrit, ich freue mich, dass mich endlich einmal jemand besuchen kommt. Gerade jetzt, wo Patrick geschäftlich in Stockholm ist.”
“Was muss ich da hören?” Die junge Frau, die sich als Demi vorgestellt hatte, schüttelte den Kopf. “Also, ein bisschen mehr Verantwortungsgefühl habe ich meinem lieben Herrn Cousin dann doch zugetraut. Wie lange bist du jetzt aus dem Krankenhaus heraus? Eine Woche? Oder sind es zwei? Wie auch immer, ich finde, es ist eine Schande, dass Patrick dich jetzt schon wieder ganz mutterseelenallein hier zurücklässt.”
“Mutterseelenallein?” Margrit stemmte die Hände in die Seiten. “Jetzt reicht es aber, junges Fräulein. Harald und ich sind schließlich auch noch hier, und Patrick wäre sicher nicht gefahren, wenn er Stina nicht in guten Händen gewusst hätte.”
Stina war es leid, dass man über sie so sprach, als wäre sie gar nicht anwesend. “Wenn wir uns schon unbedingt alle streiten müssen, sollten wir das vielleicht drinnen erledigen. Bitte, Demi, kommen Sie doch rein.”
Demi verzog das Gesicht. “Entschuldige, Stina, aber es klingt total merkwürdig, wenn du mich siezt. Könntest du mich nicht einfach wieder duzen?”
“Ach so, natürlich, warum eigentlich nicht. Komm bitte rein.”
Es war Margrit deutlich anzumerken, dass sie nicht begeistert war, doch offenbar wollte sie Stina nicht widersprechen. Die setzte sich mit ihrer neuen alten Bekannten ins Wohnzimmer. Rasch war eine angeregte Unterhaltung im Gang. Stina erfuhr, dass sie vor ihrem Unfall sehr gut mit Demi befreundet gewesen war. Demi hatte sie sogar als beste Freundinnen bezeichnet.
Stina mochte die junge Frau. Sie konnte sich gut vorstellen, dass man mit Demi eine Menge Spaß haben und ihr im Fall der Fälle auch das Herz ausschütten konnte. Und obwohl sie sich gerade einmal vor wenigen Minuten kennengelernt hatten, fühlte Stina sich wohl in ihrer Gesellschaft. Sie genoss es, einmal mit jemand anderem zu sprechen als mit Patrick, Harald oder Margrit. Und obwohl sie Patrick schrecklich vermisste, tröstete Demis Gegenwart sie ein wenig über seine Abwesenheit hinweg.
“Ich will ja nicht aufdringlich erscheinen”, sagte Demi irgendwann. “Aber es ist schon ziemlich spät, ich habe bis jetzt noch keinen Platz zum Schlafen und …”
“So ein Unsinn, du bist immerhin Patricks Cousine.” Energisch schüttelte Stina den Kopf. “Natürlich schläfst du hier bei uns. Das Haus ist groß genug – gerade jetzt, wo Patrick nicht da ist. Bleib ruhig, so lange du willst.”
“Ehrlich? Vielen Dank für das Angebot, ich nehme es gerne in Anspruch. Weißt du, ich wollte eigentlich sofort herkommen, als ich hörte, was mit dir geschehen ist. Und da ich noch ein paar Wochen Zeit habe, ehe mein nächstes Engagement beginnt …”
“Engagement? Was machst du denn beruflich? Bist du Künstlerin?”
Demi lachte. “Na ja, wenn man es so nennen möchte. Ich bin Schauspielerin.” Sie verzog das Gesicht. “Allerdings keine besonders gute, wie ich befürchte, jedenfalls reißen die Produzenten sich nicht gerade um mich. Eigentlich wollte ich ja zum Film, aber daraus ist leider nichts geworden, deshalb bin ich beim Fernsehen gelandet. Mehr als ein paar kleinere Rollen bei TV-Produktionen waren bisher aber nicht drin.”
“Ich bin sicher, dass du eine sehr gute Schauspielerin bist. Es muss schön sein, einen Job zu haben, den man von ganzem Herzen liebt”, sagte Stina verträumt. “Ich wünschte, ich hätte auch einen Beruf, der mich ausfüllt.”
“Jetzt komm aber”, widersprach Demi sofort. “Du hast doch einen ziemlich guten Ruf in der Werbebranche. Ich habe sowieso nie verstanden, warum du deinen Job an den Nagel gehängt hast. Aber Patrick war ja schon immer ein wenig konservativ. Er wollte sicher unbedingt der Ernährer der Familie sein, sodass du schließlich einfach nachgegeben hast, hab ich recht?” Scheinbar erschrocken schlug Demi sich mit
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