Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)
genau zum rechten Zeitpunkt auf der Bildfläche erschienen bist, wie?”
“Du würdest dir damit sicherlich keinen Zacken aus der Krone brechen, liebster Cousin. Aber ich kenne dich zu gut, um so etwas von dir zu erwarten. Außerdem geht es mir nur um Stinas Wohl. Du kannst dir deinen Dank also sparen.”
“Hört doch auf, euch zu streiten.” Stina erhob sich und ging auf Patrick zu, um ihn zu begrüßen. “Ich freue mich sehr, dass du wieder da bist. Und jetzt lass uns zusammen zu Abend essen. Du hast sicher eine Menge zu erzählen. Ich bin schon sehr gespannt, was sich in Stockholm in den letzten Jahren so alles verändert hat. Du musst mir einfach alles berichten, hörst du? Meine Erinnerungen an die Stadt stammen ja sozusagen noch aus grauer Vorzeit.”
Patrick lächelte, obgleich ihm Demis unerwartete Anwesenheit noch immer Sorgen bereitete. “Natürlich. Ich habe dir übrigens etwas mitgebracht.” Er fischte ein kleines, in hübsches Geschenkpapier eingeschlagenes Päckchen aus der Tasche seines Jacketts und reichte es Stina. “Hier. Ich hoffe, ich verstehe es noch immer, deinen Geschmack zu treffen.”
Das aufgeregte Funkeln in ihren Augen ließ Patrick für einen Moment all seinen Kummer vergessen. Ihr Glück bedeutete ihm mehr als alles andere in seinem Leben. Und als sie das Geschenk auspackte und erkannte, um was es sich handelte, wusste er, dass er bei der Auswahl genau ins Schwarze getroffen hatte.
“Oh Patrick”, stieß sie hervor und streifte sich den schmalen goldenen Ring, den ein winziger Rubin zierte, über den Finger. Patrick hatte ihn in der Auslage eines kleinen Antikladens in Stockholm entdeckt und war so entzückt davon gewesen, dass er ihn einfach kaufen musste, auch wenn ihn sein schlechtes Gewissen angesichts der augenblicklichen Situation der Firma ein wenig geplagt hatte. “Er ist einfach wunderschön. Aber das wäre doch nicht nötig gewesen.”
“Nötig vielleicht nicht, aber ich konnte ihn einfach nicht in der Auslage liegen lassen. Es war, als hätte er nur darauf gewartet, dass ich ihn für dich entdecke.”
“Mir wird gleich übel von so viel Romantik. Könnt ihr das Süßholzraspeln nicht auf später verschieben? Ich sterbe vor Hunger.”
Demi schon wieder. Am liebsten hätte Patrick sie vor die Tür gesetzt, doch er spürte, dass es Stina nicht recht gewesen wäre. Sie schien seine Cousine zu mögen – warum, war ihm allerdings schleierhaft. Die beiden passten überhaupt nicht zueinander. Stina war sanft und großherzig, Demi hingegen interessierte sich nur für ihren eigenen Vorteil. Wenigstens war das Patricks Eindruck, und er kannte sie immerhin schon lange genug, um sich ein Urteil erlauben zu können.
Doch wenn Stina sie als Freundin betrachtete und ihre Gesellschaft genoss, würde Patrick den Teufel tun, Demi fortzuschicken. Er war bereit, jedes Opfer zu bringen, um seine Frau glücklich zu machen. Die Anwesenheit seiner Cousine zu ertragen, war da doch das geringste Übel. Gefallen musste es Patrick deshalb aber noch lange nicht.
Vor Stinas Unfall war Demi eine Weile lang regelmäßiger Gast im Haus am See gewesen. Zu Anfang war Patrick darüber sogar froh gewesen, denn da das Haus recht abgeschieden lag und er selbst beruflich stark eingespannt war, hatte seine Frau oftmals nur Margrit und Harald, die ihr Gesellschaft leisteten.
Allerdings hatte es nicht lange gedauert, bis Stina begonnen hatte, sich zu verändern. Das war der Anfang vom Ende gewesen. Danach war es mit ihrer Ehe stetig bergab gegangen. Patrick hatte versucht, das Unheil aufzuhalten, doch Stina war ihm mehr und mehr entglitten.
Mehr als einmal war ihm der Verdacht gekommen, dass Demi hier ihre Finger im Spiel hatte, aber schließlich hatte er ihn immer wieder verworfen. Demi war seine Cousine. Sie mochte manchmal launisch und berechnend sein, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass sie ihm absichtlich Schaden zufügen wollte. Aus welchem Grund auch? Das ergab alles einfach keinen Sinn. Dennoch war ihm nicht wohl bei dem Gedanken, dass Demi sich jetzt wieder in Stinas Nähe aufhielt.
“Patrick führt dich heute Abend zum Essen aus? Oh Stina, das ist einfach wunderbar! Wie ich dich beneide.” Demi seufzte theatralisch auf. Sie saß gemeinsam mit Stina auf der Veranda, während die Sonne langsam hinter den schroffen Gipfeln der Berge versank. “Also, ich würde hier draußen jedenfalls früher oder später den Verstand verlieren. Lieber Himmel, ich kann’s kaum abwarten,
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