Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)
heraus, dass dieser eigentlich nicht an mir, sondern an meinem Bankkonto interessiert war. Mein Fehler war zu glauben, dass Patrick mich tatsächlich liebt. Ein verhängnisvoller Irrtum, wie ich nun weiß. Er liebt nicht mich, sondern Tinka Johansson.”
“Sie wollen – was?” Tinkas Augen wurden groß. “Wissen Sie eigentlich, auf was Sie sich da einlassen?”
Patrick nickte ernst. Es hatte knapp eine halbe Stunde gedauert, dem Mannequin seinen Plan zu erläutern, und mit jeder Sekunde war er sich seiner Sache sicherer geworden. Er würde Stina auf keinen Fall kampflos aufgeben. “Ja, das weiß ich”, sagte er mit Nachdruck. “Doch ich würde alles tun, um meine Frau zurückzugewinnen. Sie ist der wichtigste Mensch auf der ganzen Welt für mich. Ohne sie ist mein Leben nicht mehr lebenswert. Ich kann nicht erwarten, dass Sie meine Beweggründe verstehen, trotzdem bitte ich Sie inständig: Helfen Sie mir.”
“Lieber Himmel, ich glaube, Sie meinen es tatsächlich ernst.” Das Mannequin blickte ihn aufmerksam an. “Okay, ich rekapituliere das noch einmal: Sie wollen, dass ich mit Ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit gehe, weil Sie hoffen, Ihre Frau würden mir mehr glauben als Ihnen.”
“Ja, so ungefähr habe ich mir das vorgestellt”, erwiderte Patrick angespannt. Was würde das Model zu seiner Bitte sagen? Würde sie ihm helfen? Immerhin schien sie ernsthaft über seinen Vorschlag nachzudenken.
Als sie schließlich nickte, fiel Patrick ein Stein von der Größe eines Felsbrockens vom Herzen. “Wissen Sie was, Sie gefallen mir. Wenn ich irgendwie helfen kann, dass Sie und Ihre Frau wieder zueinanderfinden, dann werde ich es tun.” Sie zwinkerte ihm zu. “Und diese ganze Aktion ist ja auch nicht gerade schlecht für die Publicity. Ich bin sicher, dass mein Management ganz aus dem Häuschen sein wird vor Begeisterung, wenn ich davon erzähle.”
“Heißt das, Sie helfen mir?”
“Natürlich helfe ich Ihnen, das ist ja wohl Ehrensache. Und ich weiß auch schon genau, an wen ich mich wenden werde. Es gibt da einen Reporter, der mir noch einen Gefallen schuldet. Wenn alles so klappt, wie ich es mir vorstelle, werden nicht nur sämtliche Zeitungen und Magazine von unserer Story berichten, sondern auch das Fernsehen.”
Patricks Miene hellte sich schlagartig auf. “Das Fernsehen? Lieber Himmel, damit könnte man ja praktisch ganz Schweden erreichen. Das wäre wirklich fantastisch!”
“Jetzt ist es aber genug, Tinka”, mischte sich plötzlich der Fotograf ein, ehe das Model etwas erwidern konnte. “Wenn das so weitergeht, haben wir die Aufnahmen morgen früh noch nicht im Kasten. Führe in deiner Freizeit meinetwegen so viele Privatgespräche, wie du möchtest. Aber jetzt wäre es schön, wenn du dich zur Abwechslung endlich mal wieder auf die Arbeit konzentrieren könntest. Wir sind schließlich nicht zum Vergnügen hier.”
Tinka verdrehte die Augen. “Sie hören es ja, die Arbeit ruft. Haben Sie heute Abend schon etwas vor? Wir könnten uns in einem Bistro ganz in der Nähe treffen und dort alles in Ruhe besprechen.”
“Gerne”, sagte Patrick lächelnd. “Ich danke Ihnen, dass Sie sich für mein Anliegen Zeit nehmen.”
“Aber das ist doch selbstverständlich. Eigentlich sollte ich Ihnen danken. Eine solche Geschichte hätte sich meine Agentin im Leben nicht ausdenken können. Das verspricht eine Menge positives Feedback für mich in der Presse. Sie sehen also, ich handle keineswegs völlig uneigennützig.”
Ludmilla Åkesson betrachtete ihre Nichte mit wachsender Besorgnis. Seit sie vorgestern Abend eingetroffen war, lag Stina den lieben langen Tag lethargisch auf der Couch und sah fern. Dabei schien es ihr völlig gleichgültig zu sein, was sie sich da anschaute, Hauptsache, es lenkte sie wenigstens für eine kurze Weile von ihren drückenden Sorgen und Problemen ab.
Draußen herrschte strahlender Sonnenschein, das herrliche Wetter lud dazu ein, sich im Freien aufzuhalten, doch Stina setzte nicht einmal einen Fuß vor die Tür. Ludmilla hatte wirklich ihr Bestes getan, um ihre Nichte zu irgendwelchen Unternehmungen zu motivieren – erfolglos. Es war, als hätte Stina jeden Lebensmut verloren, und Ludmilla wusste einfach nicht, wie sie ihr helfen sollte. Aber irgendetwas musste sie doch tun, so konnte es schließlich nicht weitergehen!
Seufzend wandte sie sich ab und ging in die Küche, um nachzudenken. Sie hatte bereits mit dem Gedanken gespielt, Patrick anzurufen. Es
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