Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)
sich der Wald zu ihrer Linken öffnete und den Blick auf ein Tal freigab, das sich in die spärlich bewaldeten Berghänge schmiegte. In seinem Zentrum lag ein See, auf dessen Oberfläche sich die düstere Wolkendecke spiegelte. Dichtes Schilf wiegte sich im auffrischenden Wind. Ein wunderbarer Anblick, selbst bei diesem Wetter. Bei strahlendem Sonnenschein sicher einfach atemberaubend.
Auf einer Lichtung am Ufer des Sees stand das Haus. Es war eine klassische Holzkonstruktion, die in freundlichem schwedenrot gestrichen war. Kletterrosen rankten sich an der Fassade empor, und vor dem Gebäude blühten üppige Blumenrabatten in strahlendem Gelb und sanftem Blau. Die Auffahrt war gesäumt von großen Nadelbäumen, und dicht neben dem Haus stand eine gewaltige Rotbuche, deren Krone das Gebäude beschattete.
Stina fühlte sich gleich in seinen Bann gezogen. Es war das schönste Haus, das sie jemals gesehen hatte, und unter anderen Umständen konnte sie sich sogar vorstellen, hier wirklich glücklich zu werden. Aber so …
“Gefällt es dir?” Patrick musterte sie so hoffnungsvoll, dass es Stina fast das Herz brach.
Sie rang sich ein Lächeln ab. “Ja, es ist wirklich wunderschön. Leben … leben wir alleine hier?”
Patrick schüttelte den Kopf. “Nein, außer uns wohnen noch Margrit, unsere Haushälterin, und ihr Mann Harald hier draußen. Die beiden sind schon über sechzig und leben seit einigen Jahren bei uns, du wirst sie ganz sicher mögen.”
Stina rieselte ein eisiger Schauer den Rücken hinunter. So wunderschön und idyllisch es hier draußen auch war, sie waren zugleich auch völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Es würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als sich irgendwie mit den Umständen zu arrangieren. Auch wenn sie nicht die leiseste Ahnung hatte, wie sie das fertigbringen sollte.
2. KAPITEL
U nauffällig betrachtete Patrick seine Frau von der Seite, während er den Wagen den vertrauten Weg hinunter ins Tal lenkte, den er auch mit verbundenen Augen gefunden hätte. Seit er Stina aus dem Krankenhaus abgeholt hatte, hatte sie kaum ein Wort gesprochen. Starr blickte sie aus dem Fenster und gab sich völlig desinteressiert, doch er konnte förmlich spüren, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete.
Er unterdrückte ein Seufzen. Nicht, dass er Stina nicht verstehen konnte. Sie musste sich einfach grauenhaft fühlen. Immerhin war sie mit einem ihr fremden Mann unterwegs zu einem Zuhause, das sie nicht kannte. Doch auch ihm, Patrick, war dabei alles andere als wohl zumute.
Wie sehr er sich wünschte, auch nur einen schwachen Schimmer von Erkennen in ihren Augen zu sehen, wenn sie ihn anblickte. Im selben Moment fürchtete er sich aber auch davor.
Die Situation war einfach unerträglich. Er liebte Stina, und er wollte sie zurück, doch was würde sie sagen, wenn sie sich an alles erinnerte? Würde sie ihrer Liebe noch eine Chance geben? Patrick hoffte so sehr, dass es so kommen würde, aber eine Garantie dafür gab es nicht. Und so konnte der Augenblick, in dem Stinas Gedächtnis zurückkehrte, für sie auch das endgültige Aus bedeuten.
Patrick schauderte, als er sich an jene Nacht erinnerte, in der Stina ihre Koffer gepackt hatte und in ihr Auto gestiegen war, um ihn ein für alle Mal zu verlassen. Jene Nacht, in der sie um ein Haar ums Leben gekommen war. Noch immer fiel es ihm schwer zu begreifen, dass es in ihrer Ehe jemals so weit hatte kommen können.
Stina war die Liebe seines Lebens, er brauchte sie wie die Luft zum Atmen. Wenn sie ging, hatte nichts mehr einen Sinn. Er konnte sich nicht vorstellen, jemals ohne sie zu sein. Deshalb war er im Grunde ganz froh darüber, dass Dr. Magnusson ihn darum gebeten hatte, sie vorerst nicht mit Details über ihre Vergangenheit zu belasten. Trotzdem fühlte er sich ziemlich unwohl dabei, Stina zu verheimlichen, wie es um ihre Ehe gestanden hatte. Es war nicht richtig, und es war nicht fair. Doch Patrick war entschlossen, die einmalige Chance zu nutzen, die das Schicksal ihm gegeben hatte. Er würde seine Frau wieder für sich gewinnen. Irgendwie.
Er hatte nichts mehr zu verlieren. Er hatte bereits alles verloren.
Verzweiflung … Tränen strömten ihr über das Gesicht. Dieser Schuft! Wie hatte er ihr das bloß antun können? Schmerz … Es tat so weh! Ihr war, als würde es ihr das Herz zerreißen! Niemals zuvor hatte sie eine solche Pein verspürt wie in diesem Augenblick! Sie …
“So, da sind wir.”
Stina zuckte erschrocken zusammen. Ihr
Weitere Kostenlose Bücher