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Das Haus der Bronskis

Das Haus der Bronskis

Titel: Das Haus der Bronskis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Marsden
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sein, als Pani Helena starb!«
    Zofia rupfte drei der grünen Samenzapfen vom Baum. Zu Hause in Braganza versuchten wir sie zu ziehen. Wir setzten sie im Gewächshaus in Töpfe ein, doch in den Töpfen wuchs nichts als etwas Unkraut. Erst im folgenden Frühjahr, als man die Töpfe halb vergessen im Gewächshaus am Boden fand, stellte sich heraus, daß das Unkraut winzige Lärchenschößlinge waren.

Epilog..
    Z ofia fuhr
noch einmal nach Weißrußland zurück. Es war Juni, der hohe blaue Juni der Kresy. Der Himmel war wolkenlos, die Luft ein einziges Insektengesumm. Vogelgezwitscher erfüllte die Wälder. In den Heuwiesen schwangen Reihen von Mähern ihre Sensen mit dem Eifer jener, die wissen, daß gute Tage genauso Mangelware sind wie alles andere.
    Seit unserer ersten Reise waren zwei Jahre vergangen. Weißrußland war noch tiefer in seinem speziellen Loch postsowjetischer Lethargie versunken. Für den kleinsten Einkauf brauchte man mehrere Handvoll Banknoten; die Städte verrotteten. Ungleichheiten hatten zugenommen, Feindschaften sich verschärft. Ein Gefühl von Stillstand war allgegenwärtig; nur der Wald schien noch am Leben.
    In Cornwall hatte Zofia in der Zwischenzeit Geld gesammelt. Sie hatte bei der National Westminster Bank in Truro ein Konto unter dem simplen Stichwort »Kapelle« eröffnet. Auf dieses Konto flossen Gelder für die eine Sache, die sie als Brückenschlag zwischen ihren beiden Welten empfand und durch die sie die Schuld gegenüber ihrer im Stich gelassenen Vergangenheit würde abtragen können: die Restaurierung der Familienkapelle und der geplünderten Gräber ihrer Ahnen. Hausgäste, Freunde, Familienangehörige hatten ihr Scherflein beigetragen; sogar ihr Zahnarzt hatte zugunsten des Vorhabens auf seine Kosten verzichtet, als er hörte, daß man Tote ausgegraben hatte, nur um ihnen die Goldzähne herauszureißen.
    Im April hatte der Priester aus Nowogródek über eine knackende Telefonverbindung mitgeteilt, die Arbeiten an der Kapelle seien fast abgeschlossen. Die Einweihungsfeier solle am 29.   Juni sein.
    »Phiilip«, grübelte Zofia, als wir die weißrussische Grenze überquerten, »und wenn wir nun ankommen und sie sind nicht fertig? Und wenn noch kein Dach drauf ist? Was tun wir dann?«
    »Es wird alles fertig sein«, beruhigte ich sie   – obwohl ich selbst alles andere als sicher war. Ich schenkte uns zwei große Wodka aus unserer Reiseflasche ein. »Zur Feier des Grenzübertritts«, sagte ich. »Erinnerst du dich?«
    Vater Antoni Dziemianko, der polnische katholische Geistliche von Nowogródek, war ein Mann, der im Verscheuchen von Zweifeln Übung hatte. Ich erinnerte mich gut an ihn. Ich erinnerte mich an seine schulmeisterlichen Liturgien, an seine teakholzfarbene Haut, sein großflächiges Gesicht, seine Aufgeschlossenheit und seinen Weitblick. Während der schlimmen Zeit hatte er ein paar Jahre als Untergrundpriester gewirkt, war aber nun am rechten Platz. In dieser verschlafenen Stadt hatte er als einziger die nötige Energie; er als einziger schaffte es, daß Dinge angegangen wurden.
    Am Abend des Tages   – die letzte Rate für den Kapellenfonds hatte ich in geschmuggelten Dollars in einer meiner Taschen dabei   – klopften wir an seine Tür. Er tippte gerade eine Predigt auf einer alten sowjetischen Schreibmaschine. Seine Ärmel waren bis zum Ellbogen aufgerollt. »Pani Zofia! Pan Philip!
Proszę

    Wir setzten uns.
    »Also, für Mittwoch ist alles bereit. Ein Bus fährt um zwei Uhr von hier ab. Das Dorf schlachtet ein Kalb, und der Bischof aus Grodno kommt.«
    »O mein Gott!« rief Zofia aus. »Ein Bischof!«
    Vater Antoni erhob sich und schloß beide Türen, setzte sich dann an seinen Schreibtisch, sperrte eine Schublade auf und zog ein kleines Holzkästchen heraus. Darin lagen ein goldener Ehering und ein ovales Medaillon. Hinter dem verschmutzten Glas des Medaillons steckte ein winziges dunkles Haarbüschel.
    »Das haben die Bauarbeiter in der Nähe der Gräber gefunden.«
    Ich nahm den Ring und versuchte mit zusammengekniffenen Augen die Gravur auf der Innenseite zu entziffern: HB 4   VII 1842. »Wer könnte das sein, Zosia?«
    »Ich bin nicht sicher. Irgendein Broński vermutlich . . .«
    Wir überreichten die Dollar und nahmen das Holzkästchen samt Inhalt an uns. Vater Antoni brachte uns an die Tür. Im Weggehen wandte Zofia sich um. »Ach, noch eins, Vater Antoni. Meinen Sie, Sie könnten die Leute im Dorf bitten, das arme Kalb zu

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