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Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Titel: Schwindlerinnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ekman
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Der Verleger trägt Sakko
und T-Shirt. Sie selbst hat eine rosa Jacke aus dünnem Lederimitat an, dazu eine graue Hose und eine weiße Seidenbluse. Zu Hause im Garderobenspiegel sah das gut aus, fand sie, doch als sie den Raum betritt und sieht, wie er gekleidet ist, fühlt sie sich alt und lächerlich.
    Vorhin hat sie an einem Fußgängerüberweg am Valhallavägen neben einer Dichterin gestanden, die sie für tot gehalten hatte: Im weinroten Mantel und mit Baskenmütze samt Silberbrosche wirkte sie jedoch höchst lebendig und gepflegt. So haben wir in den Fünfzigerjahren ausgesehen, denkt Lillemor. Und erst vor ein paar Tagen war im Svenska Dagbladet ein Bild von Nelly Sachs: blaues Seidenkleid mit Kragen, silberner Halsschmuck mit kleinen Anhängern. Sicherlich trug sie auch Pumps, doch die waren auf dem Bild nicht zu sehen. Vermutlich solche, wie ich sie anhabe.
    Er redet schon eine Weile, und sie hat nicht hingehört. Peinlich, dass das Bewusstsein beim geringsten Anlass so leicht in die Vergangenheit abgleitet. Als sie sich jetzt seiner Beredsamkeit bewusst wird, kommt ihr der Gedanke: Er bittet mich womöglich, meine Memoiren zu schreiben! Ihr Unbehagen ist nicht weit vom Schrecken entfernt.
    »Entschuldigung«, sagt sie. »Ich habe nicht ganz verstanden.«
    Taub ist sie nicht. Jedenfalls nicht ganz, noch nicht. Wenn aber die Gedanken abschweifen, muss sie etwas vorschützen.
    »Ich habe dein Manuskript bekommen«, sagt er unnötig laut und tätschelt einen dicken Stapel Papier, nein, eigentlich schlägt er mit der Hand darauf. Das ist so seltsam, dass sie lieber schweigt. Merkt sie doch, dass er verärgert ist. Sitzt da hinter seinem Schreibtisch, schlägt Respekt gebietend auf einen Manuskriptpacken und ist dabei gekleidet wie früher die Kerle in den Bierschenken. Dort saßen die Säufer in Sakko und Unterhemd und nahmen auch drinnen ihre Schiebermütze nicht ab. Dreitagebart hatten sie auch, genau wie er.
    »Komm bitte mal zur Sache, Max«, sagt sie. »Du hast mich herbestellt, also hast du etwas auf dem Herzen.«
    »Aber nicht doch, liebste Lillemor!« Er steht auf und versucht, jovial zu wirken. Setzt sich sogar neben sie auf das kleine Sofa. Aber er ist verärgert.
    »Ich habe dich keineswegs herbestellt! Ich wollte mich mit dir treffen. Die Sache mit deinem Manuskript kann ich doch nicht am Telefon klären.«
    »Ich habe kein Manuskript geschickt.«
    »Nein. Ich weiß, du hast es nicht hierhergeschickt. Nicht an uns.«
    Stille breitet sich aus, ein viel zu langes Schweigen. Er fürchtet wohl, die Situation nicht mehr zu beherrschen, denn er kehrt an seinen Schreibtisch zurück, baut sich in Sakko und Unterhemd auf und blickt sie streng an.
    »Du hast es an einen anderen Verlag geschickt«, sagt er. »Und mir will nicht einleuchten, warum.«
    Pause. Offenbar Raum für eine Erklärung. Da sie keine hat, schweigt sie.
    »Du fragst dich wahrscheinlich, wie ich an dein Manuskript gekommen bin.«
    »Ja, allerdings«, erwidert sie. »Zumal es gar keines gibt.«
    Da legt er wieder die Hand auf den Papierstapel. Seine Fingerrücken sind schwarz behaart. Sie fragt sich, ob seine Brust auch so haarig ist. Das wäre ja gruselig. Sune war jedenfalls glatt. Wie Jakob. Der hier ist ein Esau, aufgeblasen, aber vielleicht nicht böswillig. In diesem Moment vermisst sie ihre vorherige Verlegerin sehr, ja nahezu schmerzlich. Eigentlich alle drei, auch die beiden Verleger, mit denen sie hier schon zu tun hatte. Den Ersten, mit dem sie verhandelt hat, einen schüchternen Rotgesichtigen. Den Zweiten, korrekt und mit trockenem Humor. Und schließlich die gute Sara, die sich in den Ruhestand verabschiedet hat. Die vermisst sie am meisten.
    »Komm jetzt bitte zur Sache, Max«, sagt sie und klingt müde, weil sie müde klingen will. »Du hast ein Manuskript, das du andauernd tätschelst, als ob es ein kleiner Hund wäre. Aber du tätschelst es nicht liebevoll.«
    »Nein, und ich bin natürlich enttäuscht«, sagt er und schafft es tatsächlich, betrübt zu klingen. »Ich hätte nie gedacht, dass du uns verlassen würdest, nicht nach all den Jahren, die du jetzt beim Verlag bist, über fünfzig schon.«
    »Zweiundfünfzig.«
    »Und das, ohne etwas zu sagen! Einfach –«
    Sie unterbricht ihn: »Wenn das Manuskript an einen anderen Verlag ging, wie kannst du es dann haben und in einem fort tätscheln?«
    »Lillemor, ich verstehe dich nicht, und ich finde auch nicht, dass du das veröffentlichen solltest.«
    »Bitte, beantworte

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