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- Das Haus der kalten Herzen

- Das Haus der kalten Herzen

Titel: - Das Haus der kalten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Singleton
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bist du vom Unterricht entschuldigt. Bleib in deinem Zimmer. Ich bitte Aurelia, dir dein Frühstück zu bringen.«
    »Mir geht es gut«, widersprach Mercy. »Ich fühle mich überhaupt nicht krank.« An diesem Morgen wollte sie nicht allein weggesperrt werden, sie musste mit Charity reden.
    Aber Galatea eskortierte Mercy bis zu ihrem Zimmer und untersagte ihr, das Bett zu verlassen. Dann eilte sie davon, den Korridor hinunter. Mercy musste sich anstrengen, ihre Gedanken zu ordnen. Fragen über Fragen. Sie hatte das Gefühl auseinanderzufallen. Die Entdeckung der kleinen Familie war wie ein Sonnenstrahl im Gefängnis dieses Wintertages. Wie lange war das nun schon her? Welches Jahr mochten sie jetzt schreiben? Außerdem hatte sie Thekla gesehen, da war sie sich sicher. An diesem Winterort war ihre Mutter so weit weg, fand Mercy. Sie sehnte sich danach, sie wiederzusehen.
    Und dann das Buch mit dem Titel Das Haus der kalten Herzen. Sie spürte seine Bedeutsamkeit, seine Macht. Was hatte es damit auf sich? Warum enthielt es ein Bild von Claudius? Wann würde sie ihn wiedersehen?

Drei
    Mercy schlich den Korridor entlang und an der Tür vorbei. Dahinter konnte sie Charity schön und klar ein lateinisches Gedicht vortragen hören. Hin und wieder wurde diese von Galateas tieferer Stimme unterbrochen. Mercy war nervös. Natürlich war sie nicht krank. Galatea wollte nur verhindern, dass sie mit Charity redete. Mercy hatte ihren ganzen Mut zusammengenommen und die Anweisungen der Gouvernante missachtet. Sie würde Claudius wiederfinden müssen. Nun huschte sie durch den Korridor, lief auf Zehenspitzen die Treppen hinunter und schob vorsichtig den Riegel der Küchentür hoch. Denn Aurelia sollte sie auch nicht sehen.
    In der Küche war es warm, das Feuer im Herd brannte. Die Haushälterin war nicht in Sicht, vielleicht holte sie gerade Kohlen. Auf der Anrichte döste die körperlose Katze und ein mit Mehl bestäubter Berg Teig ruhte auf dem Küchentisch. Mercy warf noch einen prüfenden Blick durch den Raum, dann lief sie über die Steinfliesen zur Hintertür und hinaus in den Garten.
    Die kalte Luft hüllte sie ein und verschlug ihr den Atem. Das Gras war bereift, die Bäume kahl und mit Eis überzogen. Tote Blätter glitzerten. Mercy raffte ihre Röcke. Sie warf einen letzten Blick auf das Haus, dessen Küchenfenster vom Kerzenschein warm erhellt war, und fing wieder an zu laufen, hinaus aus dem Garten, die Böschung hinab zum See. Weit draußen auf dem Wasser hockten unglücklich die schwarzen Schatten von Enten. Am anderen Ufer des Sees stieg der Mond über den Bäumen auf.
    Mercy schirmte ihre Augen vor dem grellen Schein des Mondes ab, als sie das Seeufer nach Bewegungen absuchte. Der Geist im Ruderboot winkte und winkte abermals. Sie lief aufs Bootshaus zu. Ihr Brief war verschwunden.
    Mercy stieß gegen die Tür. Dieses Mal schwang sie mit einem seufzenden Geräusch auf. »Hallo?«, rief sie leise. »Claudius, bist du da?«
    Niemand antwortete, also schob sie die Tür noch weiter auf. Drinnen war es sehr dunkel. Ein wenig Mondlicht spiegelte sich unten auf dem Eis, wo ein Boot vertäut war.
    »Claudius?«, rief sie noch einmal. Das Bootshaus war leer. Doch sicher war jemand hier gewesen, hatte den Brief mitgenommen und die Tür unverschlossen gelassen. Aber wer? Und lag da nicht noch eine schwache Restwärme in der Luft, als ob vor kurzer Zeit noch jemand hier gewesen wäre? Mercy klammerte sich an das Geländer, von dem aus man den eisigen Boden und das Ruderboot sah. Ein Vogel hatte ein altes, unordentliches Nest darin hinterlassen.
    Die Tür knallte zu. Um ein Haar wäre Mercy über das Geländer gestürzt.
    »Pst«, sagte Claudius. Mit dem Finger an den Lippen stand er vor der geschlossenen Tür. »Ich wollte mit dir reden. Ich bin dir vom Haus aus gefolgt«, sagte er.
    »Hast du meinen Brief gefunden?«, fragte Mercy.
    »Welchen Brief?«
    »Ich habe hier einen Brief für dich gelassen, ich habe ihn unter der Tür durchgeschoben.«
    »Nein«, sagte er. »Wenn er weg ist, hat ihn jemand anders genommen.«
    »Und wie hast du mich dann gefunden?«
    »Wie ich schon sagte, ich bin dir gefolgt, als du aus dem Haus gegangen bist. Ich habe auf eine Gelegenheit gewartet, mit dir zu reden.«
    Er setzte sich auf die Bank an der Wand.
    »Komm her«, sagte er und klopfte auf den Platz neben sich. »Bald werden sie dich suchen. Viel Zeit haben wir nicht.«
    Mercy setzte sich vorsichtig.
    »Wer bist du?«, sagte sie. »Ich habe

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