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Das Haus der kalten Herzen

Das Haus der kalten Herzen

Titel: Das Haus der kalten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Singleton
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wie eine Fackel. Das Gewächshaus erstreckte sich über Centurys gesamte Südseite, der Boden war in schwarz-weißem Schachbrettmuster gefliest. Gläserne Fächer wurden von weißen Holzleisten gehalten, aber das Glas war schmutzig von Flechten, grünen Schimmelflecken und Vogeldreck.
    Früher einmal hatten sich riesige tropische Farne an diese Glaswände gepresst. Ranken und Sträucher aus den Regenwäldern waren hier gediehen und hatten in der Wärme der Gewächshausöfen Blüten wie Seide und groß wie Papierblumen hervorgebracht. Jetzt war alles tot.
    Langsam stieg Mercy die drei Stufen hinunter, sie bahnte sich ihren Weg durch trockene schwarze Zweige, die den Pfad überwucherten. Das Gewächshaus wirkte so viel größer, weil die Pflanzen verdorrt und zerbröselt waren. Hier und da lag noch eine Handvoll mumifizierter Blätter auf dem Boden herum. Riesige Töpfe enthielten Mengen lebloser, pudriger Erde.
    Sie erinnerte sich … lange war es her … Hatte es nicht Schmetterlinge im Gewächshaus gegeben? Schmetterlinge so groß wie Krähen und Kolibris so winzig wie ihr kleiner Finger?
    Trajan saß an einem schmiedeeisernen Tisch, in den Trümmern seiner Pflanzen wirkte er geradezu absurd zivilisiert. Er sah zerbrechlich aus, wie ein alter Mann. Als Mercy näher kam, hob er den Kopf.
    »Mercy«, sagte er sanft. »Setz dich.«
    Sie hockte sich auf den Stuhl neben ihm. Er nickte.
    »Gestern Nacht bin ich hierhergekommen«, sagte er. »So viele Jahre habe ich mit der Pflege der Pflanzen verbracht. Jetzt sind sie alle tot. Wir haben auf Century Pfirsiche und Aprikosen gezogen. Sie waren außergewöhnlich. Köstlich.« Für eine Weile wurde er ganz still und starrte in eine Ferne, die Mercy nicht sehen konnte. Dann seufzte er.
    »Im Moment fehlt mir der Appetit«, sagte er. »Du siehst sehr dünn aus.«
    Mercy wusste nicht, was sie sagen sollte. Trajan hatte sich so lange abgesondert. Er hatte nicht teil an dem sich ständig wiederholenden Winterleben der Schwestern, er war nichts als ein Schatten, der sich kaum merklich im Hintergrund bewegte.
    Trajan schwieg wieder. Er war es nicht mehr gewohnt zu sprechen. Mercy wartete. So viele Fragen überschlugen sich in ihrem Kopf, aber sie konnte sich nicht überwinden, sie zu stellen, weil sie befürchtete, er würde dann ganz zu reden aufhören. Sie verstand, dass ihre Alleingänge ein Ärgernis für ihn waren, ein Verdruss. Wütend und ganz plötzlich wandte sie sich von Trajan ab und starrte auf die Überreste des Zierteichs. Unter tellergroßen Blättern waren hier einst riesige Fische langsam im Kreis herumgeschwommen, bernsteinfarben und silbrig glänzend wie Edelsteine. Jetzt war der Teich ein rissiges, leeres Becken, voller Matsch und grüner Flecken.
    »Mercy«, sagte er zögernd. »Galatea ist sehr böse auf dich.«
    Nein, nicht Galatea, dachte Mercy. Du bist sehr böse auf mich. Galatea tut, was du ihr sagst.
    Mercy ärgerte sich darüber, dass ihr Vater Galatea den Ärger in die Schuhe schob, als hätte er gar nichts mit ihm zu tun. Mercy wollte jedoch auch nicht, dass Trajan böse war. Er sah aus, als ob ihn jedweder Gefühlsausbruch in Stücke reißen könnte.
    »Ich weiß«, sagte Mercy. »Ich bin nach draußen gegangen, obwohl ich im Bett bleiben sollte. Aber ich war nicht krank. Das war ich nicht. Ich brauchte nur frische Luft, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.«
    Trajan sah ihr ins Gesicht. Wie blau seine Augen waren.
    »Ich möchte deine Entschuldigungen nicht hören, Mercy«, sagte er ernst. »Ich habe dich Galateas Obhut anvertraut und du musst ihr gehorchen. Das ist nicht das Benehmen, das ich von dir erwarte.«
    »Aber Vater, ich habe so viele Fragen«, sagte sie geradeheraus.
    »Mercy!«, unterbrach er sie. »Ich will kein Wort mehr hören. Veränderungen sind über uns hereingebrochen, und wir müssen gegen sie ankämpfen, zu unserem eigenen Schutz. Meines Wissens ist ein bösartiger Einfluss im Haus am Werke, der Störungen verursacht – und ich werde mich ihm entgegenstellen. Galatea hat mein absolutes Vertrauen, und ich erwarte von dir, dass du sie mit dem Respekt behandelst, den sie verdient.«
    »Warum brauchen wir denn Schutz?« Sie versuchte es abermals. »Ich will dich nicht aufregen, aber … kannst du mir nicht etwas über meine Mutter erzählen? Ich erinnere mich kaum noch an sie. Ich kann mir nicht einmal mehr ihr Gesicht vorstellen. Gibt es ein Bild von ihr?«
    Trajan sah auf seine Handrücken hinab. Sein Blick schien sich zu

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