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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Lord Brown
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Emma. Ihre Stimme klang heiser und verzweifelt. »Bitte, mein Kind …« Da spürte sie, wie Delilah den Griff lockerte, und zog Joseph zu sich in die Arme.
    Delilah schaute Emma und das Baby an. Tränen liefen ihr über die Wangen. »Du hast alles. Du hast alles, was ich mir je gewünscht habe.«
    Luca sprang von der Brüstung herunter. »Ich nehme ihn«, sagte er und brachte Joseph in Sicherheit. »Vielleicht bringst du sie zur Vernunft.«
    »Er ist so schön«, murmelte Delilah. »So schön.«
    »Danke«, sagte Emma zu Luca. Sie drehte sich wieder zu Delilah um, die gerade in diesem Moment die Beine über die Brüstung schwang. Sie sahen einander in die Augen. Emma würde nie die völlige Ruhe in Delilahs Miene vergessen, als sie fiel. »Nein! Lila!« Emma stürzte nach vorn und erwischte sie noch am Handgelenk. Der Stein grub sich tief in Emmas Arme und riss ihr die Haut auf, als sie versuchte, Delilah festzuhalten.
    »Lass mich los!«, schrie Delilah. Ihre Beine hingen in der Luft, sie schlug mit dem freien Arm um sich. Ein Schuh fiel herab in die Dunkelheit und hüpfte die Steintreppe hinunter auf die Straße.
    »Ich kann dich nicht halten!«, rief Emma. »Greif zu mir hoch, Lila!«
    Delilahs Handgelenk glitt Emma langsam aus der Hand. Delilah riss die Augen weit auf, und ihre letzten Worte trieben hinauf zu Emma, während sie fiel: »Wir hätten es fast geschafft, Joe, wir hätten es fast geschafft«, rief sie und stürzte in die von Flammen erfüllten Straßen.
    »Lila!«, schrie Emma. Ein entsetzter Schrei stieg von den Menschen auf. In ganz Valencia gingen siebenhundert Fallas-Figuren in Flammen auf. Emma hielt sich die Hände schützend vor die Augen und drehte sich zu Luca. Er hatte das Baby an die Brust gedrückt und legte seinen freien Arm um sie.
    »Gott sei Dank, dir ist nichts passiert. Es tut mir leid, dass ich nicht rechtzeitig hier war.« Er küsste sie auf die Schläfe. Sirenen tönten durch die Nacht.
    »Doch, das warst du. Du hast mein Kind gerettet.«
    Sie hielten einander fest, und Emma blickte über die Stadt. Über den Flammen funkelten Tausende von Sternen am Nachthimmel. Sie dachte an ihre Mutter. Sie dachte an Rosa, die im Schein des Feuers in ihrem roten Kleid für Jordi tanzte, an Freya und Tom, die Arm in Arm durch die spanischen Hügel spazierten. Sie dachte an all die Leben, die durch den Krieg vorzeitig beendet worden waren, all die Jahre, die möglich gewesen wären. Sie dachte an Joe, der ihre SMS las, als er die Zwillingstürme ereichte und über ihm der Schatten eines Flugzeugs vorüberzog. Sie dachte an den fallenden Mann in New York und an den fallenden Soldaten auf Capas Foto. Sie sah all ihre Leben quer über den Nachthimmel geschrieben. Sie sah die Vergangenheit, die Gegenwart, die Zukunft vereint.
    »Sie ist tot.« Luca hielt sie und das Baby fest im Arm. »Jetzt bist du sicher.«
    »Wir haben ihn gerettet«, sagte Emma, küsste Joseph und blickte auf zu Luca. Sie berührte das goldene Medaillon, das sie um den Hals trug. »Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, dass wir uns gegenseitig retten.«

Nachbemerkung der Autorin
    Im Juli 1936 organisierten konservative Generäle unter der Führung von Francisco Franco einen Militärputsch gegen die demokratisch gewählte Regierung der Zweiten Spanischen Republik. Im darauf folgenden spanischen Bürgerkrieg, der von 1936 bis 1939 andauerte, verlor Schätzungen zufolge eine halbe Million Menschen das Leben. Weitere 500 000 Spanier flohen ins Ausland.
    Der Bürgerkrieg bildete das Vorspiel zum Zweiten Weltkrieg. Francos nationalistische Rebellen erhielten Unterstützung von Hitlers Nazitruppen und Mussolinis italienischen Faschisten. Fast 60000 Freiwillige aus über 50 Ländern schlossen sich, ob als Kämpfende oder sonstige Helfer, den Internationalen Brigaden an, um die republikanische Armee gegen die Nationalisten und ihre Anhänger zu unterstützen. Unter den Freiwilligen waren viele Frauen, von denen die meisten in den medizinischen Einheiten arbeiteten.
    In den Schlachten starben etwa 200000 Menschen – 4900 davon waren Brigadisten. Die anderen 300000, die während des Krieges und bei den Vergeltungsmaßnahmen nach dem Sieg der Nationalisten das Leben verloren, wurden ermordet, exekutiert oder kamen bei Bombenangriffen um. Viele dieser Opfer waren Frauen und Kinder. Valencia wehrte sich bis zum Ende gegen die Nationalisten. Es war die letzte größere Stadt in Spanien, die fiel. Veteranen der Internationalen Brigaden und

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