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Das Haus des Windes

Das Haus des Windes

Titel: Das Haus des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Erdrich
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erworben hatte. Trotzdem war es nichts, was ich gern tat oder mir auch nur zutraute. Ich war ein schlechter Schütze, das wusste ich. Viel besser würde ich vielleicht gar nicht werden. Und überhaupt war die ganze Vorstellung überwältigend. Also ließ ich sie nicht als Ganzes auf mich einströmen. Ich ließ nur ein Stück nach dem anderen seinen Platz einnehmen. Wir schwiegen wieder. Nach einer Weile drang das nächste bisschen in mein Bewusstsein. Ich würde mit Linda Wishkob reden müssen. Ich musste herausfinden, ob ihr Bruder wirklich immer noch Golf spielte und ob er dabei feste Zeiten hatte. Ich musste weiche, fleckige Bananen besorgen, oder ich musste feste, frische kaufen und sie absichtlich verrotten lassen.
    Nach drei Tagen Schießtraining betrat ich das Postamt mit einer Tüte Bananen, die ich unter ständiger Beobachtung in meinem Zimmer aufbewahrt hatte. Sie waren weich und fleckig, aber noch nicht schwarz.
    Linda blickte mit glänzenden großen Augen über die Waage hinweg durch ihr Schalterfenster. Mit diesem unerträglichen hündischen Lächeln. Ich kaufte sechs Briefmarken für Cappy und reichte ihr die Bananen über den Tresen. Sie nahm die Tüte mit ihren kleinen Patschhänden entgegen, und als sie sie aufmachte, strahlte sie über das ganze Gesicht, als hätte ich ihr ein kostbares Geschenk gemacht.
    Sind die von deiner Mutter?
    Nein, sagte ich, von mir.
    Sie errötete vor Staunen und Freude.
    Die sind perfekt, sagte sie. Ich werde zu Hause gleich backen und sie morgen nach Feierabend vorbeibringen.
    Ich ging. Aus meinem Fehler mit Father Travis hatte ich gelernt, dass übertriebene Höflichkeit von einem Jungen in meinem Alter sofort Misstrauen erregt. Ich würde auf Kurs bleiben müssen, bis der richtige Moment gekommen war. Ich würde mehr als ein Gespräch führen müssen, vielleicht etliche, bis ich es wagen konnte, ein, zwei Fragen zu Lindas Bruder einfließen zu lassen. Also war ich am nächsten Tag wie zufällig gerade zu Hause, als Linda gegen fünf in unsere Auffahrt einbog. Ich sah aus dem Fenster und sagte zu Dad: Da kommt Linda. Ich wette einen Dollar, dass sie Bananenbrot mitgebracht hat.
    Hast gewonnen, sagte meine Vater, ohne aufzublicken.
    Er trank Wasser und las in der Vortagsausgabe des Fargo Forum . Mom kam die Treppe herunter. Sie hatte eine schwarze Hose und ein pinkfarbenes T-Shirt an. Ihr Haar war luftig frisiert und glänzend schwarz getönt. Sie trug schwarz-pink gemusterte, perlenbestickte Ohrhänger und war barfuß. Mir fiel auf, dass ihre Zehennägel pink lackiert waren. Ein dezentes Make-up trug sie auch – ihre Züge waren leicht betont. Und alssie vorbeiging, war da der Duft ihrer Zitrus-Körperlotion. Ich hielt mich in ihrer Nähe. Stellte mich hinter sie, als sie die Tür öffnete und den üblichen Ziegelstein in Alufolie entgegennahm. Sie hatte sich für Dad so aufgebrezelt. So viel kapierte ich immerhin schon. Sie wollte gut aussehen, um seine Stimmung aufzuhellen. Linda kam rein und setzte sich ins Wohnzimmer, und Dad legte die Zeitung weg.
    Joe, hier ist noch ein Brot nur für dich. Sie holte einen zweiten Ziegel aus ihrer Tasche. Sie bedankte sich nicht vor meinen Eltern für die Bananen, was mich überraschte. Die meisten Erwachsenen scheinen zu denken, dass alles, was ein junger Mensch tut, Allgemeingut sein sollte. Sie prahlen mit der kleinsten netten Geste. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, das Bananengeschenk herunterzuspielen, aber Linda brachte mich gar nicht erst in die Verlegenheit. Stattdessen fing sie mit meinem Vater wieder vom Wetter an. Genau wie beim ersten Mal stürzten sie sich beide auf dieses urewige, alltäglich ausgewalzte Thema. Meine Mutter knickte ein und verzog sich in die Küche, um Tee zu kochen und das Bananenbrot aufzuschneiden. Ich beschloss, es mal mit einer ganz anderen Taktik zu versuchen, und setzte mich ihnen gegenüber auf die Couch. Früher oder später würden sie mit ihrem Thema durch sein und etwas Wichtiges sagen. Oder Dad würde gehen, und dann konnte ich auf das Thema Golf überleiten. Vorerst sprachen sie über Regen: wie viele Millimeter Niederschlag in welchem Landkreis, und ob demnächst Hagel zu erwarten war. Als sie dann von dem Hagel anfingen, den sie bisher erlebt hatten, und verschiedenen Formen von Hagelschäden, gähnte ich, legte mich auf die Seite und schloss die Augen. Ich tat, als würde ich ganz tief einschlafen, zuckte zusammen und atmete dann so tief und gleichmäßig, dass sie sich

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