Das Haus des Windes
öffnete den Safe, wo er seine harten Sachen aufbewahrte. Er kam mit einer Halbliterflasche Four Roses wieder raus und wies damit zu den Bäumen rüber. Cappy nahmdie Flasche und versteckte sie unter seinem Hemd. Ein Kunde kam. Whitey winkte und ging zu dem Wagen.
Weiß er Bescheid?
Ich glaube schon, sagte ich. Ich hab gekotzt, als er mir von Lark erzählt hat.
Ich hab auf dem Weg hierher gekotzt, sagte Cappy.
Das ist die Sommergrippe, sagte ich.
Hast du deinen Arzt konsultiert, Joe?
Wir sahen einander an und versuchten zu lächeln, aber stattdessen klappten uns die Kiefer runter. Unsere Gesichter nahmen ihren wahren Ausdruck an.
Was sind wir?, fragte Cappy. Was sind wir jetzt?
Ich weiß es nicht, Mann. Ich weiß es nicht.
Sterilisieren wir uns erst mal.
Genau.
Unter den Bäumen waren vier, fünf Zementblöcke, ein Haufen plattgedrückte Dosen und eine ausgebrannte Feuerstelle. Wir setzten uns auf die Blöcke und machten die Flasche auf. Cappy nippte vorsichtig daran und gab sie mir. Ich trank einen feurigen Schluck und ließ ihn mir die Kehle runterrinnen. Das Brennen ebbte ab, als der Stoff sich in mir ausbreitete, mit seiner sanften Wärme meine Brust weitete und meinen Magen beruhigte. Nach dem nächsten Schluck ging es mir besser. Alles wurde bernsteinfarben. Ich tat meinen ersten tiefen Atemzug.
Oh, sagte ich, ließ den Kopf hängen und reichte die Flasche an Cappy zurück. Oh. Oh, oh.
Ja?, sagte Cappy.
Oh.
Er trank jetzt ernsthaft. Ich griff nach einem Zweig und kratzte verkohltes Holz und Schotter aus dem Aschehaufen und zerstörte den Kreis der Feuerstelle. Cappy folgte den Bewegungen des Zweigs mit den Blicken, und ich hörte nicht auf, ihn zu bewegen, bis die Flasche leer war. Dann legten wir uns ins krautige Gras.
Bruder, sagte ich, warum bist du zum Ausguck gekommen?
Ich war immer da, sagte Cappy. Jeden Morgen. Ich hab dir Rückendeckung gegeben.
Dachte ich mir, sagte ich. Und dann schliefen wir ein.
Als wir wieder wach wurden, bestand Whitey darauf, dass wir uns den Mund ausspülten, mit Mundwasser gurgelten und noch ein Sandwich aßen.
Gib mal dein Hemd, sagte Whitey. Lass es hier. Nimm noch mal die Flasche in die Hand. Du auch, Cappy.
Ich gab ihm das Hemd und ging nach Hause. Cappy fuhr neben mir her. Wir fühlten uns gar nicht betrunken. Wir spürten überhaupt nichts. Aber wir konnten einfach nicht geradeaus laufen, sondern schlingerten von einer Straßenseite zur anderen. Uns fiel ein, dass Zack und Angus wahrscheinlich nach uns suchten.
Wir sollten jetzt alle vier immer zusammen sein, sagte Cappy.
Wir könnten morgens weiter für den Crosslauf trainieren.
Genau.
Pearl kam unter ihrem Gebüsch hervor und begleitete mich zur Tür. Bevor ich reinging, spielte ich ein bisschen mit ihr und brachte mich selbst zum Lachen. Ich nahm sie mit rein, weil ich befürchtete, dass meine Eltern am Küchentisch auf mich warten würden, und das taten sie auch. Als ich sie von der Tür aus sah, beugte ich mich vor und kraulte Pearl den Nacken und redete mit ihr. Dann richtete ich mich auf, um sie zu begrüßen, und ließ das Lächeln aus meinem Gesicht verschwinden.
Was ist?, fragte ich.
Whiteys Whiskey hatte mich fest im Griff und löste mich von dem Jungen, der ich gewesen war, als ich die Bäume aus dem Fundament gegraben hatte, als ich vor der Zimmertür meiner Mutter in Tränen ausgebrochen war, als ich an den sonnengestreiften Wänden meines Zimmers den Engel, mein Doodem, gesehen hatte. Ich kniete mich hin, legte einen Arm um Pearls Hals und ignorierte meine Eltern. Ich blieb, wo ich war, damit sie nichts rochen, aber ich spürte, wie sie Blicke wechselten.
Wo warst du?, fragte meine Mutter.
Laufen.
Den ganzen Tag?
Und an der Tanke.
Zwischen den beiden entspannte sich irgendetwas ein wenig.
Was hast du da gemacht?
Rumgehangen. Whitey hat uns Mittag gemacht. Cappy und mir.
Sie wollten mir so gern glauben, dass ich wusste, dass sie sich alle Mühe geben würden, mir meine Geschichte abzukaufen. Ich musste bloß plausibel bleiben. Nicht die Nerven verlieren. Nicht kotzen.
Setz dich, mein Sohn, sagte meine Vater. Ich trat ein Stück näher, blieb aber stehen. Er erzählte, dass Lark tot sei. Ich ließ all meine Gefühle sich auf meinem Gesicht widerspiegeln.
Das ist gut, sagte ich schließlich.
Joe, sagte meine Vater, das Kinn auf die Hand gestützt, den Blick mit seinem unerträglichen Gewicht fest auf mich gerichtet. Joe, weißt du etwas von dieser Sache? Irgendetwas, auch
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