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Das Haus des Windes

Das Haus des Windes

Titel: Das Haus des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Erdrich
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ich ging langsam Richtung Tankstelle, an der alten BIA-Schule und dem Versammlungssaal vorbei, über die Kreuzung mit dem Stoppschild und an Clemences und Edwards Haus vorüber. Über den Highway, in die Senke runter und wieder hoch. Bis ich da war, war der Regen fast komplett getrocknet, abgesehen von ein paar verstreuten dunklen Stellen auf dem Kies und dem Zement. Whitey stand im Tor seiner Werkstatt und wischte sich die Hände an einem öligen Tuch ab. Er beobachtete mich kurz, dann verschwand er in der Dunkelheit. Kam mit zwei gekühlten offenen Flaschen Trauben-Crush wieder raus. Ich ging zu ihm rüber und nahm mir eine Flasche. Aus seinem Kurzwellenempfänger knisterte der Polizeifunk. Ich nahm einen Schluck Limo und hätte sie fast wieder hochgewürgt.
    Dir hat’s wohl den Magen umgedreht, sagte Whitey. Du brauchst erst mal eine Scheibe Brot.
    Er holte mir Weißbrot aus seiner Kühlbox, und nach ein paar Bissen ging es mir besser. Wir setzten uns in die Gartenstühle im Schatten der Werkstatt, wo vor scheinbar ewigen Zeiten Sonja und LaRose gesessen hatten.
    Weißt du noch, als ich klein war, fragte ich, wie du mir manchmal einen Schluck Sprit gegeben hast?
    Fand deine Mom gar nicht witzig, sagte Whitey. Hast du Hunger? Wie wär’s mit ’nem Rez-Steak-Sandwich?
    Im Moment nicht, sagte ich. Ich trank von meinem Crush.
    Jetzt geht’s ja schon besser, sagte Whitey. Er sah mich ganz genau an. Dann öffnete er ein paar Mal den Mund und schloss ihn wieder, bevor er sprach.
    Jemand hat Lark erledigt, sagte er. Auf dem Golfplatz. Hat ihn zerlöchert wie ein Kind, das auf Heuballen schießt. Dann ein sauberer Kopfschuss.
    Ich versuchte, ganz stillzusitzen. Aber es ging nicht. Ich sprang auf und rannte hinters Haus und schaffte es gerade noch rechtzeitig. Whitey folgte mir nicht. Als ich zurückkam, kümmerte er sich gerade um einen Kunden. Meine Knie waren weich wie Wasser, und ich musste mich wieder setzen.
    Ich geb dir mal lieber Ginger Ale, Junge. Er ging in den Laden und kam mit einer Dose zurück.
    Das ist nicht gekühlt, das ist besser für den Magen.
    Ich glaube, ich hab die Sommergrippe.
    Die Sommergrippe, sagte er zustimmend. Sie geht grad um. Haben deine Freunde die auch?
    Weiß ich nicht. Hab sie länger nicht gesehen.
    Whitey nickte und setzte sich neben mich.
    Ich hab an meiner Quasselkiste gelauscht. Wer auch immer es getan hat, hat keine Spuren hinterlassen, haben die gesagt. Keine Anhaltspunkte. Niemand hat es gesehen. Niemand hat was bemerkt. Und dann dieser Regen. Deine Grippe bist du bald wieder los. Vielleicht solltest du dich trotzdem ein bisschen aufs Ohr hauen, Joe. Im Büro steht ein Klappbett. Da hat Sonja sich manchmal ausgeruht. Und das wird sie auch wieder tun. Sie kommt zurück, Joe, wusstest du das schon?
    Hat sie dich angerufen?, fragte ich und hasste ihn dabei.
    Ganz genau, angerufen hat sie. Alles wird anders jetzt, hat sie gesagt. Aber mir ist das egal. Mir ist das ganz egal. Du kannst denken, was du willst – er vermied es sorgfältig, mich anzusehen –,aber ich liebe das alte Mädchen unsterblich. Verstehst du? Sie kommt zu mir zurück, Joe.
    Ich ging rein und legte mich auf das Bett im Büro. Es roch nicht nach Sonja. Ich war froh darüber, denn das hätte ich nicht ertragen.
    Als ich nach einer halben Stunde wieder aufstand und rausging, war Cappy immer noch nicht da.
    Vielleicht könnte ich jetzt ein Sandwich vertragen, Onkel Whitey.
    Whitey ging zur Kühlbox und holte Brot, Wurst und Käse raus. Einen Eisbergsalat hatte er auch und pulte sorgfältig drei bleiche Blätter ab und legte sie auf die Wurst, bevor er das Sandwich zuklappte.
    Salat?, fragte ich.
    Ich bin jetzt auf ’m Gesundheitstrip.
    Er gab mir das Sandwich und machte sich auch eins. Dann gab er es auch noch mir.
    Dein Freund ist da.
    Cappy kam rein, und ich gab ihm das eine Sandwich.
    Zu dritt gingen wir wieder raus, setzten uns auf die Stühle und aßen.
    Onkel Whitey, sagte ich, wir könnten beide ’ne Kleinigkeit vertragen.
    Er aß sein Sandwich auf. Kein Wunder, sagte er, als es alle war. Aber wenn ihr es Geraldine oder Doe sagt, reißen die mir meinen hässlichen roten Arsch auf. Dann kann ich in Zukunft nichts mehr für euch tun. Und ihr müsst da hinten unter den Bäumen trinken, wo ich ein Auge auf euch haben kann.
    Wir akzeptieren Ihre Bedingungen, sagte Cappy in förmlichem Ton und mit ausdruckslosem Gesicht.
    Du verstehst das Geschäft, sagte Whitey. Es war niemand zu sehen. Er ging rein und

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