Das Haus in den Dünen
die Umgebung vor. Es sind zwei Wehrleute aus Schoost dabei, die kennen sich hier gut aus. Ich werde sie zu euch schicken.«
Monika warf einen Blick auf ihre Schuhe.
Kleinschmidt bemerkte es. »Ich habe Gummistiefel im Wagen, die müssten dir passen.«
»Also los, dann an die Arbeit, Dietmar. Vielleicht reicht es dann wirklich noch zum Geburtstagsessen«, entgegnete Monika.
9
Trevisan hatte ein schreckliches Wochenende hinter sich. Er hatte schlecht geschlafen und immerzu an Angelas Worte denken müssen. Am Sonntagnachmittag hatten sie noch einmal miteinander geredet, doch das Gespräch hatte sich nur im Kreis gedreht. Er wollte, dass sie blieb, aber die Chefredaktion eines Magazins, das vollkommen neu aufgelegt wurde, war Angelas lang ersehnte Aussicht zur beruflichen Selbstverwirklichung.
Angela hatte noch einmal bekräftigt, dass sich nichts an ihrer Beziehung änderte, auch wenn ihr Arbeitsplatz künftig in München liegen würde. Am Abend war sie dann zurück nach Hamburg gefahren.
München, ausgerechnet München. Hunderte von Kilometern entfernt.
Paula hatte von alledem nichts mitbekommen, sie hatte das Wochenende mit ihrer Freundin Anja verbracht.
In der Nacht zum Montag hielt Trevisan ein Alptraum in Atem. Er sah Angela als gefeierte Chefredakteurin, umworben von Münchens männlicher Schickeria. Als er erwachte, war er schweißgebadet. Er trank einen Schluck Wasser und legte sich wieder ins Bett, doch er fand nicht mehr in den Schlaf und dämmerte vor sich hin, bis der Wecker klingelte.
Als er schließlich über den langen Gang zu seinem Büro schlich, schlecht frisiert und bleich wie eine gekalkte Wand, begegnete ihm Monika Sander. Sie sah ebenfalls etwas übernächtigt aus.
»Hast du schon gehört? Der Feuerteufel hat eine Waldhütte bei Schoost in Brand gesteckt.«
Trevisan blieb stehen. »Was sagst du?«, antwortete er abwesend.
Sie betrachtete ihn verdutzt. »Du siehst ja vollkommen fertig aus. Ich denke, du brauchst erst einmal einen starken Kaffee.«
Trevisan kniff die Augen zusammen und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Ich habe schlecht geschlafen.«
»Hattest du Ärger?«, fragte sie und lotste Trevisan in ihr Büro. Er ließ sich mit einem Seufzer auf dem Stuhl nieder. Kaffeeduft strömte in seine Nase.
»Ich fühle mich wie gerädert. Mein Kopf brummt und im Magen ist mir ganz flau. Vielleicht sollte ich mich krank melden.«
»Du siehst wirklich krank aus.« Monika schenkte aus der Isolierkanne eine dampfende Tasse Kaffee ein.
Nachdenklich lehnte sich Trevisan zurück. »Sag mal, wie ist es eigentlich in deiner Beziehung? Kommt dein Mann damit klar, dass du arbeitest?«
Sie reichte Trevisan die Kaffeetasse mit einem erstaunten Blick. »Wie kommst du ausgerechnet darauf?«
»Ich meine ja nur«, erwiderte Trevisan. »Du bist tagsüber im Büro und manchmal kommst du erst spät nach Hause. Jedes dritte Wochenende hast du Bereitschaft und musst mit einem Einsatz rechnen und manchmal klingeln sie dich sogar nachts aus dem Bett. Hast du da überhaupt noch ein intaktes Familienleben?«
Monika setzte sich hinter den Schreibtisch. »Was ist bloß in dich gefahren? Wieso fragst du mich so etwas?«
Trevisan seufzte. »Angela nimmt einen Job in München an.«
Die Erkenntnis breitete sich langsam in Monikas Gesicht aus. »Jetzt wird mir so manches klar. Deswegen siehst du heute auch aus wie der leibhaftige Tod.«
Trevisan nickte. »Ich habe so gut wie nicht geschlafen.«
»Du willst, dass sie bleibt?«
»Ich will, dass wir zusammenleben. So wie Mann und Frau, wie eine Familie.«
»Du willst, dass sie ihr Leben aufgibt und sich nur noch damit beschäftigt, deines zu bereichern.«
Trevisan schüttelte den Kopf. »Nein, ich will eine Familie haben, jemand, der da ist …«
»Der kocht, putzt, den Abwasch macht und den Staubsauger bedient«, fiel ihm Monika ins Wort. »Oh, Mann, ihr Kerle seid doch alle gleich. Wie oft habe ich mit Richard diese Diskussion schon geführt …« Sie schüttelte den Kopf. »Wir leben aber nicht mehr in der Steinzeit. Die Frauen haben sich emanzipiert und es war ein langer Kampf. Ihr Männer müsst einfach umdenken. Wenn ihr jemanden braucht, der euch zwischen eurer Arbeit und der Freizeitgestaltung mit euren Kumpels die Zeit vertreibt, dann haltet euch einen Hund. Und wenn jemand den Haushalt führen soll, dafür gibt es Haushälterinnen. Nein, ein für alle Mal, auch die Frauen haben ein Recht auf Karriere und sie sind es leid, sich
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