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Das Haus in den Dünen

Das Haus in den Dünen

Titel: Das Haus in den Dünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Schauspielerin darbot. Insgeheim war nichts davon wirklich von ihr, so wie von Lucia nur ein Organismus zurückgeblieben war, der vor sich hinvegetierte.
    Rechnungen wurden bezahlt, früher oder später, mit der unabweisbaren Sicherheit, mit der der Tag die Nacht vertrieb.
    Das Rauschen des Wassers vermischte sich mit dem Brummen eines Motors. Sie öffnete die Augen. Ein kleines Motorboot sprang über die Wellentäler. Sie war wieder zurück aus der »Anderen Welt«. Aber es war keine Heimkehr, es war die Fremde, die sie erwartete. Eine eisige, mitleidlose Kälte. Sie erhob sich und blickte sich suchend um. Der Sanddorn und das Dünengras wiegten sich auf dem Dünenkamm.
    Sie machte sich auf den Weg zurück in das kleine Dorf. Sie hatte viel zu tun, noch lag ihr Ziel weit entfernt. Aber sie hatte Zeit. Und wenn es ihr im Diesseits zu viel wurde, dann schloss sie einfach ihre Augen und tauchte tief hinein in die »Andere Welt«.
    *
    Alex saß bei offener Tür an seinem Schreibtisch, Tina hatte sich über ihn gebeugt und schaute ihm über die Schulter. Sie studierten gemeinsam die Akte Kropp.
    Trevisan schlenderte den Flur entlang und lehnte sich an die Tür. »Ich habe mit dem Staatsanwalt telefoniert. Ich hoffe, ihr habt für den Rest der Woche nichts vor. Wir fahren in den Osten. Ich habe meine Tochter schon bei der Tante einquartiert.«
    Die Köpfe der beiden ruckten herum. »Wir schnappen uns die Basedow-Brüder?«, fragte Tina.
    »Zuerst durchsuchen wir die Wohnung und den Schrottplatz, dann werden wir sie zur Vernehmung mitnehmen. Nach den Briefen, die ihr in Kropps Wohnung gefunden habt, ist der dringende Tatverdacht nicht mehr von der Hand zu weisen.«
    Alex räusperte sich. »Ich bin in den Briefen auf etwas gestoßen, das von Bedeutung sein könnte. Offenbar forderten die Basedow-Brüder Geld von Kropp.«
    »Unterhalt«, antwortete Trevisan.
    Alex schüttelte den Kopf. »Ich glaube, dass die Sache mit dem Unterhalt nur vorgeschoben ist. Ich habe die Akte Kropp mit der Erkenntnisanfrage nach den Basedow-Brüdern verglichen. Dabei ist mir aufgefallen, dass Kropp 1996 zweimal wegen Zigarettenschmuggels verurteilt wurde. Beim ersten Mal hat er vierhundert Stangen in der Ladung versteckt. Das war nicht besonders originell, oder?«
    »Und beim zweiten Mal?«
    »Da war er schon professioneller. Er hat den Anhänger mit einem doppelten Boden präpariert. Kropp hatte beinahe achtzehnhundert Stangen dabei, als er erwischt wurde. Und Basedow hatte ein Jahr zuvor den Schrottplatz übernommen, als der alte Mann starb, für den er dort gearbeitet hatte. Irgendwo muss der Laster präpariert worden sein – was eignet sich da besser als ein Schrottplatz?«
    »Kropp hat seine Hintermänner nie verraten«, schob Tina ein. »Er hat alle Schuld auf sich genommen und über die Details geschwiegen.«
    »Ihr meint also, Kropp hat den Schmuggel mit den Basedow-Brüdern durchgezogen?«, fragte Trevisan.
    Alex nickte. »Und wer weiß, wie viele Fahrten Kropp bereits unternommen hatte, bevor er zum zweiten Mal erwischt wurde. Eine Stange geschmuggelte Zigaretten bringt etwa fünfzehn Mark. Bei achtzehnhundert wären das siebenundzwanzigtausend Mark pro Tour. Wenn Kropp nur zehn Mal gefahren ist, bevor er erwischt wurde, dann geht es schon um eine riesige Summe. Und er war oft in Polen und der Tschechei.«
    Trevisan warf den beiden einen anerkennenden Blick zu. »Vielleicht hat er seine Geschäftspartner über den Tisch gezogen und es ging gar nicht um die paar Kröten Unterhalt. Wir müssen das bei der Durchsuchung und den Vernehmungen zumindest in Betracht ziehen.« Trevisan schaute auf die Uhr. »Ich gehe jetzt zu Beck und anschließend rufe ich in Pasewalk an und informiere die Kollegen dort. Wir brauchen außerdem ein paar Zimmer.«
    »Wie lange, schätzt du, werden wir drüben bleiben?«, fragte Alex.
    Trevisan zuckte mit der Schulter. »Das kommt ganz darauf an, wie schnell wir vorwärtskommen und was wir auf dem Schrottplatz alles finden.«
    Tina seufzte. »Ich stelle es mir nicht gerade einfach vor, einen Schrottplatz zu durchsuchen.«

 
     
10
    Trevisan wählte mit Bedacht die lange Telefonnummer des Kriminalkommissariats Pasewalk und warf einen skeptischen Blick auf das Display seines Telefons, als sein Gegenüber sich meldete, denn der Kollege antwortete im breiten bayrischen Dialekt. Noch ehe Trevisan Zeit fand zu prüfen, ob er sich verwählt hatte, wurde er barsch aufgefordert, zu sprechen.
    »Mein Name ist Martin

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