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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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interessierte, sondern weil seltsame Gefühle mich übermannten, wie öfter in letzter Zeit, wenn Sayd mich ansah.
    Die Zusammenkunft an diesem Abend war nicht mit den Festen zu vergleichen, die wir in unserer alten Heimat gefeiert hatten, doch für einen Moment konnten wir die Last, die wir mit uns herumtrugen, ein wenig vergessen. Die Frauen aus dem Dorf brachten uns wunderbar duftende Speisen, einer der Bauern spendierte ein Fass Bier, das er selbst gebraut hatte. Es schmeckte herb, legte aber einen wohligen Schleier auf meinen Verstand, der mich vergessen ließ, dass jedes noch so kleine Fest mit Gabriel wesentlich schöner wäre.
    Als nach und nach alle auf ihren Plätzen eindösten, verließ ich das Haus und richtete meinen Blick auf die Sterne über mir. Es war merklich kälter geworden und die Luft trug einen süßlichen Geruch in sich. Schon bald würden wir Schnee bekommen. Natürlich hatte ich nicht die Gabe, das Wetter vorherzubestimmen, doch die Vorzeichen des Schnees kannte ich seit meinen mehr als zweihundert Jahre zurückliegenden Kindertagen.
    Auch in unserem Dorf, weit oben im Norden, hatte ich vor unserem Haus gestanden, gen Himmel geblickt und den Schnee gerochen, wenn er sich näherte. Dieses Gespür hatte ich verloren geglaubt, während wir in der Wüste waren, doch in den zurückliegenden Jahren war es zu mir zurückgekehrt.
    »Du würdest mich gewiss auslachen, wenn ich dich ermahnen würde, dir etwas überzuziehen, damit du dich nicht erkältest.«
    War ich überempfindlich oder ließ mich Sayd seit Frankreich wirklich nicht mehr aus den Augen? Ich konnte kaum irgendwo allein stehen, ohne dass er hinter mir auftauchte und besorgt um mein Wohlergehen war.
    Schon legten mir Sayds Hände einen Mantel über die Schultern, der in sich noch immer die Wärme des Kamins trug.
    »Gut möglich«, beantwortete ich seine Frage, war allerdings auch froh über die Wärme, die mich umfing. Ohne mich nach ihm umzusehen, spürte ich, dass er etwas auf dem Herzen hatte. Eine seltsame Spannung ging von seinem Körper aus. Seit er derjenige war, der mich in meinen starren Nächten – so nannte ich die Nächte der Erneuerung meiner Lebensquelle mittlerweile – bewachte, konnte ich die Sprache seines Körpers recht gut entziffern. Dieselbe Anspannung wie jetzt zeigte er immer, bevor es losging, wahrscheinlich war sie auch da, während ich wie tot dalag und kein einziger Atemzug über meine Lippen kam. Wenn ich erwachte, war er erleichtert.
    »Willst du noch immer wissen, wie es war, Ashala das Elixier abzunehmen?«, fragte er, während er sich neben mich stellte und ich seinen Blick auf meiner Wange spürte.
    Wenn ich mit allem gerechnet hätte, aber nicht damit, dass er von selbst auf diese Geschichte zurückkommen würde.
    »Wenn du sie mir erzählen magst«, entgegnete ich ausweichend, denn ich erinnerte mich noch gut, dass er mit seiner finsteren Miene selbst mir einen ziemlichen Schrecken einjagen konnte. »Aber überleg es dir gut, nicht dass du mir nachher zürnst.«
    »Ich zürne dir nicht, sayyida «, entgegnete er sanft und strich mir eine Haarsträhne von der Wange. »Es ist nur so … Ich wollte Ashala niemals wehtun. Und dann musste ich es, auf ihren eigenen Wunsch hin. Wieder und wieder, weil sie es nicht über sich gebracht hat, Malkuth seine Bitte abzuschlagen. Sie hätte fortgehen können, aber irgendetwas hatte sie in der Wüstenburg gehalten. Wahrscheinlich hat sie geglaubt, dass Malkuth zum Wohle der Menschheit handeln würde. Immerhin fielen damals die Kreuzritter über unser Land her und töteten Tausende …«
    »Sie konnte nicht wissen, dass Malkuth selbstsüchtig handeln würde.« Ich sah ihn an und wollte gerade sagen, dass er mir nicht davon zu erzählen brauchte, doch da richtete er den Blick schon auf den Wald, der sich in der Dunkelheit kaum vom Himmel abhob, und begann.
    »Etwa zwei Jahre nach meiner Verwandlung kam Ashala zu mir. Wir waren erst seit einigen Monaten ein Paar, weder Malkuth noch die anderen wussten davon.
    ›Er hat mich gebeten, ihm mein Elixier zu geben‹, sagte sie, während ihre Hand durch mein Haar fuhr. Ich wusste, dass das Elixier, mit dem ich ebenso wie Malkuth, Malik und Belemoth sowie viele Halbsterbliche erschaffen worden waren, zur Neige gegangen war.
    Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich mich noch nicht näher damit befasst, woher das Elixier kam, oder besser gesagt, ich hatte mich nicht damit befassen müssen. Doch jetzt stand sie vor mir, mit leuchtend

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