Das Herz der Nacht
du mich bittest, dir den nächsten Tanz und alle anderen dieser Nacht zu schenken? Und du musst mich anflehen, nicht grausam zu sein, und mir versichern, dass nur mein Lächeln dich vor tiefer Verzweiflung retten kann.«
Peter von Borgo kniff sie in die Wange. »Ich glaube, ich muss dich ein paar Nächte einsperren, um dir den Übermut auszutreiben. Du wirst mir noch zu einer Koketten!«
Sophie schnaubte ein wenig verächtlich durch die Nase. »Nein, ich wiederhole nur die Albernheiten, die die jungen Männer mir Abend für Abend ins Ohr flüstern.«
»Und du erhörst sie nicht, meine Grausame?«
»Du weißt, dass ich nur dir gehöre. Und nun lass uns tanzen. Hörst du es? Sie spielen Mutters Walzer. Sie hat ihn in der Nacht komponiert, in der du uns zum ersten Mal besucht hast, und sie hat ihn heimlich den ›András-Petru-Báthory-Walzer‹ genannt. Später, als wir nach Hamburg kamen, hat sie ihn noch einmal aufgeschrieben und um einige Passagen ergänzt. Komm!«
»Dein Wunsch ist mir Befehl!«
Der Vampir verbeugte sich tief vor seinem Mündel, legte den Arm um ihre Taille und führte sie zwischen die Tänzer.
Arthur Vidal zog sich zu seinem Freund zurück, ohne den Blick von dem außergewöhnlichen Paar zu lassen.
»Wer ist der Kerl?«, verlangte er zu wissen.
»Das, mein werter Freund, ist ihr Onkel.«
»Das soll der alte Onkel sein, bei dem sie wohnt?«, rief er so laut, dass sich einige der Gäste zu ihnen umdrehten. Rasch senkte Arthur seine Stimme. »Du erlaubst dir einen Scherz mit mir, nicht wahr? Dieser Kerl ist keinen Tag älter als dreißig!«
»Ich habe nicht gesagt, dass ihr Onkel alt ist«, korrigierte sein Freund. »Dies ist Peter von Borgo, ein reicher Exot, vermutlich irgendwo aus dem Osten. Hier in Hamburg hat er sein Vermögen jedenfalls nicht erworben, und er scheint es auch nicht nötig zu haben, weiterhin Geschäfte zu machen. Zumindest habe ich nichts dergleichen gehört. Ja, und die kleine Schönheit ist seine Nichte.«
»Sie sieht aber gar nicht so drein, als würde sie nur mit einem Onkel tanzen«, brummte Arthur missmutig. »Sieh nur, wie sie strahlt. Und wie sie ihn anlacht. Sie ist geradezu in ihn vernarrt!«
»Bist du etwa eifersüchtig?«
»Ja, zum Teufel. Und er sieht sie auch nicht gerade so an, wie ein väterlicher Onkel dies tun sollte. Nein, in seinem Blick lodert etwas, das ich nicht beschreiben kann.«
»Das ist Liebe, mein Freund.«
»Nein, das ist etwas anderes, Gefährlicheres. Ich nenne es Leidenschaft. Ein Begehren, als wolle er sie verschlingen.«
Danksagung
Das Herz der Nacht« ist nicht nur ein Vampirroman. Es ist eine Geschichte über Wien und Hamburg und ein Sittengemälde der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Für den Leser gibt es viele Details zu entdecken, sei es über die Städte, die Häuser und anderen Schauplätze und deren Geschichten oder sei es über die Gesellschaft mit ihren facettenreichen Persönlichkeiten. Um diese Menschen und ihre Geschichten zu finden, habe ich unzählige Bücher durchgearbeitet. So ist beispielsweise auch die Beschreibung des großen Brands von Hamburg mit seinen Details genau nach der historischen Überlieferung.
Bücher allein genügen mir als Grundlage allerdings nicht. Ich war in Wien und Hamburg und habe mir jeden Ort angesehen und mit unzähligen hilfsbereiten Leuten gesprochen. In Hamburg durfte ich mich wieder einmal der wundervollen Betreuung durch meine Kollegin Sybille Schrödter und ihren Mann Carl Krüger erfreuen. In Wien übernahm Oliver Mack, der ebenfalls schon ein erfahrener Recherchehelfer für »Peter von Borgo« ist. Ganz herzlichen Dank. In den vielen Museen fand ich stets offene Ohren. Vor allem die Führung durch die Michaelergruft hat mich sehr beeindruckt.
Ganz herzlich möchte ich Volker Busch danken, Programm- und Redaktionsleiter von VGS & LYX , der meinem Vampir »Peter von Borgo« ein neues Zuhause gegeben hat und mir den Vorschlag unterbreitete, einen großen Hardcover-Vampirroman zu schreiben. Vielen Dank auch meiner Lektorin Katharina Kramp, mit der es auf Anhieb so eine reibungslose Zusammenarbeit gab. Danken möchte ich auch meinem Agenten Thomas Montasser und seiner Frau Mariam, die mich seit vielen Jahren umsorgen und allen Unbill von mir fernhalten. Mein Mann Peter Speemann hat sich bei diesem Roman nicht nur wie immer um meine Computer gekümmert, er ließ sich nicht abhalten, mir im tiefsten Winter bei der Recherche in Wien zu helfen und sich heldenhaft mit mir
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