Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz der Wueste

Das Herz der Wueste

Titel: Das Herz der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Webber
Vom Netzwerk:
Wüstenfürst in schneeweißer Kandoura, mächtig und Ehrfurcht gebietend …
    Ein paar Jungen liefen neugierig herbei, vom satten Motorengeräusch des PS-starken Wagens angelockt. Kaum hatten sie ihn erblickt, blieben sie in gebührendem Abstand stehen und verbeugten sich unbeholfen. Erst als der Mann in die Hocke ging und die Hände ausstreckte, näherten sie sich ihm, lächelten und berührten scheu das lange Gewand.
    Kamid!
    Ihr Herz stolperte, schlug ihr plötzlich bis zum Hals. Unwillkürlich drückte sie Rosana fester an sich, drauf und dran, die Flucht zu ergreifen.
    Aber warum? Es war vorbei. Sie wusste es, und Kamid wusste es auch. Außerdem stieg gerade ein zweiter Mann aus, groß, braun gebrannt, mit lächelnden grünen Augen …
    Hatte sie sich bei dem ersten Mann geirrt?
    Dieser hier streckte ihr die Hand entgegen. Warum schlug ihr Herz nicht schneller, warum gelang es ihr, wieder ruhiger zu atmen?
    „Sie wissen, dass ich nicht Kamid bin, oder?“
    „Arun?“, flüsterte Jenny.
    Er nickte. „Da Sie ihn nie in traditioneller Kleidung gesehen haben, dachte ich, Sie würden ihn nicht erkennen“, erklärte er, sichtlich verblüfft. „Warum trotzdem, Dr. Jenny Stapleton? Wir sind eineiige Zwillinge. Alle Leute verwechseln uns.“
    Jenny lächelte. „Bei Ihnen hatte ich kein Herzklopfen. Aber wenn Sie es Kamid erzählen, werde ich es abstreiten.“
    Unwillkürlich schweifte ihr Blick zu dem Punkt, wo sie den Mann, der ihr Herz schneller schlagen ließ, zuletzt gesehen hatte, aber er war verschwunden. Ein paar der Jungen standen immer noch am Wagen.
    „Ich hatte vermutet, dass Sie Kamid lieben. Nach allem, was ich gehört habe – und ich habe vieles gehört, glauben Sie mir –, ahnte ich, dass Sie für ihn das Gleiche empfinden wie er für Sie. Warum heiraten Sie ihn dann nicht, Jenny Stapleton?“
    Rosana fing an zu zappeln, und er nahm sie Jenny ab, redete zärtlich auf sie ein, und bald kicherte die Kleine vergnügt und klatschte in die Hände.
    „Hat er es Ihnen nicht gesagt?“
    Da kamen zwei der Jungen angeflitzt, und sofort wollte Rosana zu ihnen. Munter hüpften die drei davon.
    Arun folgte Jenny ins Esszelt. Die Frauen überschlugen sich fast, ihn zu bedienen. Der Mann hatte Charme, das musste Jenny ihm lassen, aber als sie sah, wie nahezu jede der anwesenden Frauen ihm buchstäblich zu Füßen lag, war sie froh, dass sie sich in Kamid verliebt hatte und nicht in Arun. Kamid strahlte etwas aus, das ihm überall Respekt eintrug, und obwohl er auch sehr charmant sein konnte, setzte er diese Gabe nur sparsam ein.
    Bald stand ein Tablett mit kleinen sirupsüßen Kuchen vor ihnen und herb duftender Kaffee. Jenny hob ihre Tasse, als würde sie Arun zuprosten.
    „Tragen Sie offizielle Kleidung, um die Einheimischen zu beeindrucken?“
    „Autsch!“, sagte er und setzte eine gekränkte Miene auf, aber seine grünen Augen blitzten humorvoll. Jenny musste zugeben, dass er ein sympathischer Kerl war.
    „Ehrlich gesagt sind wir beide in offizieller Mission hier. Ein Ingenieur begleitet uns, er soll untersuchen, wo der neue Brunnen gebohrt werden kann. Außerdem sind wir zu einem Treffen mit dem Stammesführer jenseits der Grenze verabredet. Es geht um eine grenzübergreifende Vereinbarung zur Einrichtung medizinischer Notfalleinsätze aus der Luft. Und darum, einen Zeitplan auszuarbeiten, wann die Flüchtlinge in ihr Dorf zurückkehren können.“ Es schwieg kurz, lächelte dann. „Wenn ich es richtig verstanden habe, stammt die Idee mit den fliegenden Ärzten von Ihnen.“
    Verwundert schüttelte sie den Kopf. „Ich hätte nicht gedacht, dass er sie so schnell aufgreifen würde. Kamid und Sie müssen sich doch um so viele andere dringliche Probleme kümmern.“
    Arun schmunzelte wieder. „Jeder Ihrer Vorschläge würde wahrscheinlich sofort Beachtung finden. Abgesehen davon hat sich die Situation in einigen Punkten inzwischen entschärft. Kamid ist bereit, die Nachfolge anzutreten, unsere Onkel haben ihre Posten zur Verfügung gestellt, und Regierungsvertreter der verschiedenen Ministerien werden … Jenny! Was haben Sie?“
    Mit zitternder Hand stellte sie die Tasse ab, ehe sich der Kaffee auf ihre Beine ergoss. Ihr war schwindlig geworden, und sie tastete nach Halt, weil sich um sie herum alles drehte. Arun war sofort bei ihr, hielt sie mit starken Armen, bis die Benommenheit von ihr wich.
    „Schon gut, alles okay“, antwortete sie matt, während die Worte, die die plötzliche Übelkeit

Weitere Kostenlose Bücher