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Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Titel: Das Herz des Werwolfs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Andersen
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Verhaltensänderungen, sogar Zwängen“, hatte ihr der Polizeipsychologe gesagt. Und ja, das hatte sie alles durchgemacht … bis auf das Letzte. Das hier war ihr erster wirklicher Zwang. Oder vielmehr der seltsame Drang, der sie vor ein paar Tagen in diesen abartig gruseligen Laden getrieben hatte, war der erste gewesen. Das hier war der zweite. Und er war viel heftiger.
    Es ist nicht das gleiche Buch, redete sie sich ein. Es ist nur eine andere Ausgabe. Nur hatte ihre maman gesagt, es gäbe nur ein einziges Exemplar. Du verlagerst nur, versuchst, ein Problem zu lösen, das lösbar ist, weil man das echte nicht lösen kann. Es war der praktische Teil von ihr, der da sprach, die Stimme ihres Vaters. Und plötzlich konnte sie den Major in den blauen Augen erkennen, die sie anstarrten, und in der aufrechten Haltung, die sie größer wirken ließ als ihre ein Meter achtundsechzig. Innerlich allerdings flüsterte die Stimme ihrer Mutter: Sieh es dir wenigstens an. Was hast du zu verlieren?
    „Meinen Verstand“, murmelte sie und ignorierte dabei den Schmerz, der sich um ihr Herz legte. Sie zögerte noch einen Augenblick, schüttelte den Kopf und trat festen Schrittes durch die Tür, die eine Glocke weit im Innerendes vollgestopften Ladens zum Läuten brachte.
    Wie bei ihren früheren Besuchen roch es verwirrenderweise nach Fußpuder – krümeliges Talkum mit einer betäubend parfümierten Note, die sie an Beerdigungen erinnerte. In den Ständern an der Tür standen die üblichen Verdächtigen: Kunstpostkarten, Bücher über Hexenprozesse, Ausgaben von „Der Hexer von Salem“ und so weiter. Aber die Ständer selbst waren nicht wie üblich aus Draht, sondern aus Holz und mit seltsam verschlungenen Ornamenten und stilisierten Schuppen und Zähnen beschnitzt. Die Wände waren schwarz gestrichen und mit einem blassgrünen Muster verziert. Sie war sicher, dass es im Dunkeln leuchtete, wenn MacEvoy das Licht ausschaltete. Es wäre der perfekte Hintergrund, wenn er die riesige Statue von Gevatter Tod hervorholte, die in einem Glaskasten hinter der Kasse eingeschlossen war. Sie würde hundert Dollar darauf verwetten, dass die Statue wie ein Transformer in eine riesige Bong verwandelt werden konnte.
    Jepp. Das hier war einfach nicht ihre Welt. Sie sollte lieber wieder gehen.
    „Miss Weston!“ MacEvoy trat aus einer Tür, auf der „Zutritt nur für Mitarbeiter“ stand. Er streckte ihr die Hand entgegen, und in seinen blutunterlaufenen Augen stand ein Ausdruck der Freude, der falsch sein konnte oder auch aufrichtig.
    Der mittelgroße, schlaksige Mann mittleren Alters schien nur aus Armen und eckigen Gelenken zu bestehen. Er wirkte ein wenig wie ein Insekt, das jemand in einen abgetragenen schwarzen Anzug gesteckt hatte. Der Anzug sah aus, als hätte er einmal einem viktorianischen Leichenbestatter gehört; wahrscheinlich hatte er ihn imAusverkauf bei dem Kostümverleih ein paar Häuser weiter bekommen.
    Sei nicht so gemein, sagte sie sich, als sie ihm die Hand schüttelte und seinen Gruß erwiderte. Es ist ja nicht so, als hätte er sich aufgedrängt. Und es war nicht seine Schuld, dass sie sich vollkommen fehl am Platz vorkam. Es lag nicht an seinem Laden oder an ihm.
    „Hier entlang.“ Er trat in den Kassenbereich, wo in einer Glasvitrine beeindruckend hässlicher Schmuck aus Silber und Mondstein lag, und daneben ein silberner Frosch, dessen Granataugen Reda überallhin zu folgen schienen. Aber das war nur Einbildung.
    Oder nicht?
    Sie unterdrückte ein Schaudern und erinnerte sich selbst daran, dass sie nicht an Magie glaubte und das Ganze sowieso nur eine Show für die Touristen war. Dass die Atmosphäre auf sie wirkte, bedeutete nur, dass MacEvoy besser war, als sie vermutet hatte.
    Er verschwand hinter der Vitrine, kramte dort einen Augenblick herum und gab dann ein zufriedenes Geräusch von sich. Als er sich aufrichtete, hielt er einen schwarzen Karton mit Metallbeschlägen in der Hand, auf dessen Seite „säurefrei, Archivbestand“ gedruckt war.
    Bei dem Anblick erklang in Redas Kopf das Klingeln einer Registrierkasse, und sie fragte sich, ob sie einfach „Danke, ich habe es mir anderes überlegt“ sagen und stattdessen noch eine Sitzung bei ihrem Seelenklempner buchen sollte. Billiger wäre es. Oder sie konnte nach Hause gehen und den Papierkram auf ihrem Schreibtisch erledigen – Bewerbungen in den forensischen Instituten von Colby College und der University of New Haven. Dashieß nicht, dass sie den

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