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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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der Schwindel traf ihn wie eine Welle. Die Knie wurden ihm weich und er taumelte. Vor seinem inneren Auge blitzte ein leuchtendes Gesicht auf, das er nicht erkennen konnte. Mit einer bewussten Anstrengung fing er sich wieder und zwang seine Beine, nicht unter ihm nachzugeben. Und das Gefühl, umhergewirbelt zu werden, verschwand. Lews Therin keuchte heiser in den Schatten. Konnte es sein Gesicht gewesen sein?
    »Wenn du glaubst, du könntest mich dazu bringen, sie den ganzen Weg zu tragen, bist du im Irrtum«, murmelte Min düster. »Ich habe schon Stallburschen gesehen, die besser geschauspielert haben. Du könntest wenigstens hinfallen.«
    »Diesmal nicht.« Er wusste, was ihn erwartete, wenn er die Macht lenkte; das konnte er bis zu einem gewissen Grade kontrollieren. Normalerweise. Zumindest meistens. Diese Gleichgewichtsstörungen ohne Saidin waren neu. Vielleicht hatte er sich zu schnell umgedreht. Und vielleicht konnten Schweine tatsächlich fliegen. Er schob sich die Riemen der Ledertasche über die freie Schulter. Die Männer auf dem Hof waren noch immer fleißig bei der Arbeit. Erschufen etwas. »Min ...«
    Sie runzelte sofort die Stirn, verharrte einen Augenblick lang dabei, ihre roten Handschuhe überzustreifen und tippte dann mit dem Fuß auf. Bei jeder Frau ein gefährliches Zeichen, insbesondere aber bei jenen, die mit einem Messer bewaffnet waren. »Das haben wir besprochen, Rand al'Thor, auch bekannt als der verfluchte Wiedergeborene Drache! Du wirst mich nicht zurücklassen!«
    »Der Gedanke ist mir nie gekommen«, log er. Er war zu schwach, er konnte sich nicht dazu überwinden, die Worte auszusprechen, sie zum Bleiben zu überreden.
    Zu schwach, dachte er verbittert, und das könnte ihren Tod bedeuten, ach, soll mich das Licht für alle Zeiten zu Asche verbrennen!
    Das wird es auch!, versprach Lews Therin leise.
    »Ich bin nur gerade zu dem Schluss gekommen, dass du wissen solltest, was das hier zu bedeuten hat und wie es weitergeht«, fuhr Rand fort. »Ich schätze, ich war nicht sehr mitteilsam.« Er sammelte seine Kräfte und ergriff Saidin. Das Zimmer schien sich um ihn zu drehen; er ritt die Lawine aus Feuer und Eis und Unreinheit ab, während Übelkeit in seinem Magen brodelte. Aber es gelang ihm, mit erhobenem Kopf zu stehen, ohne zu schwanken. So gerade eben. Wie er es auch nur so gerade eben schaffte, die Machtstränge des Wegetors miteinander zu verweben, das sich auf eine verschneite Lichtung öffnete, auf der zwei gesattelte Pferde an einem niedrigen Ast einer Eiche festgezurrt waren.
    Er sah erleichtert, dass die Pferde noch immer da waren. Die Lichtung war ein gutes Stück von der nächsten Straße entfernt, aber es gab immer Wanderer, die ihren Familien und Höfen oder ihrem Handwerk den Rücken zugewandt hatten, weil der Wiedergeborene Drache alle Bande zerstört hatte. Das sagten die Prophezeiungen. Andererseits waren viele dieser Männer und Frauen, die jetzt mit wund gelaufenen Füßen und halb erfroren umherirrten, die Suche leid, zumal sie nicht wussten, wonach sie eigentlich suchten. Selbst diese unscheinbaren Reittiere wären mit Sicherheit von dem ersten Mann mitgenommen worden, der sie allein dort gefunden hätte. Rand hatte Gold genug, um andere zu kaufen, aber er glaubte nicht, dass Min der einstündige Fußmarsch zu dem Dorf, in dem sie die Lasttiere zurückgelassen hatten, gefallen würde.
    Er eilte durch das Tor auf die Lichtung, gab vor, dass der Wechsel vom ebenen Boden in knietiefen Schnee an seinem Stolpern Schuld war, und wartete kaum ab, bis sie ihre Büchertaschen ergriffen und ihm mühsam gefolgt war, bevor er die Macht losließ. Sie waren fünfhundert Meilen von Cairhien entfernt und näher an Tar Valon als an jedem anderen halbwegs wichtigen Ort. Alanna war in seinen Gedanken verblasst, nachdem sich das Tor geschlossen hatte.
    »Nicht sehr mitteilsam?«, sagte Min voller Misstrauen. Er hoffte, es galt seinen Motiven oder sonst etwas, nur nicht der Wahrheit. Das Schwindelgefühl und die Übelkeit schwanden langsam. »Rand, du warst so offen wie eine Miesmuschel, aber ich bin nicht blind. Zuerst sind wir nach Rhuidean gereist, wo du so viele Fragen über diesen Ort namens Shara gestellt hast, dass jeder zu dem Schluss kommen musste, du wolltest dorthin.« Mit einem leichten Stirnrunzeln schüttelte sie den Kopf, während sie eine ihrer Lasten an dem Sattel ihres braunen Pferdes befestigte. Die Anstrengung ließ sie ächzen, aber sie hatte nicht vor, die andere

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