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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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würden.

KAPITEL 1
    Abreise vom Propheten
    Das Rad der Zeit dreht sich, Zeitalter kommen und vergehen und lassen Erinnerungen zurück, die zu Legenden werden. Legenden verblassen zu Mythen und sogar der Mythos ist lange vergessen, wenn das Zeitalter wiederkehrt, aus dem er geboren wurde. In einem Zeitalter, das von einigen das Dritte Zeitalter genannt wurde, einem Zeitalter, das noch kommen sollte, einem lange vergangenen Zeitalter, erhob sich über dem Aryth-Meer ein Wind. Der Wind war nicht der Anfang. Es gibt bei der Drehung des Rades der Zeit keinen Anfang und kein Ende. Aber es war ein Anfang.
    Der Wind über den kalten, graugrünen Wellenbergen wehte nach Osten in Richtung Tarabon, wo die Schiffe bereits entladen wurden oder darauf warteten, in den Hafen von Tanchico einfahren zu dürfen und darum meilenweit entlang der niedrigen Küstenlinie vor Anker gingen. Der große Hafen wimmelte vor Schiffen, großen und kleinen, und Barken brachten Leute und Frachtgut an Land, denn an keinem der städtischen Docks gab es auch nur eine freie Anlegestelle. Die Bewohner von Tanchico waren voller Furcht gewesen, als die Stadt an ihre neuen Herren fiel mit ihren seltsamen Bräuchen und merkwürdigen Kreaturen und den an einer Leine geführten Frauen, die die Eine Macht lenken konnten, und die Furcht kehrte zurück, als diese Flotte, deren Größe jede Vorstellungskraft sprengte, erschien und nicht nur Soldaten entlud, sondern auch emsige Kaufleute und Handwerker mit ihrem Werkzeug und ganze Familien mit Wagen voller Bauerngerätschaften und unbekannten Pflanzen. Allerdings gab es einen neuen König und einen neuen Panarchen, um Gesetze zu erlassen, doch auch wenn der König und der Panarch einer in weiter Ferne lebenden Kaiserin den Gehorsam schuldeten und seanchanische Adlige viele der Paläste besetzten und tiefere Gehorsamsbezeugungen verlangten als jeder tarabonische Lord oder seine Lady, hatte sich das Leben der meisten Menschen kaum verändert, und wenn, dann höchstens zum Besseren. Der seanchanische Adel hatte nur wenig Kontakt mit dem gewöhnlichen Volk, und mit seltsamen Bräuchen konnte man leben.
    Die Anarchie, die das Land gespalten hatte, war nur noch eine Erinnerung, und der Hunger mit ihr. Die Rebellen und Banditen und Drachenverschworenen, die das Land wie eine Plage heimgesucht hatten, waren tot oder gefangen, und diejenigen, die sich nicht ergeben hatten, waren nach Norden auf die Ebene von Almoth gedrängt worden, und der Handel war wieder in Schwung gekommen. Die Horden hungernder Flüchtlinge, welche die Straßen der Stadt verstopft hatten, waren wieder in ihren Dörfern und auf ihren Bauernhöfen. Und von den Neuankömmlingen blieben nie mehr in Tanchico, als die Stadt mühelos ernähren konnte. Trotz des Schnees schwärmten Tausende und Zehntausende Soldaten, Kaufleute, Handwerker und Bauern ins Landesinnere und der eisige Wind peitschte ein Tanchico, in dem Frieden herrschte und das nach den schweren Heimsuchungen größtenteils mit seinem Los zufrieden war.
    Der Wind wehte weiter nach Osten, viele Meilen weit, schoss als Böe hernieder und dann wieder als Lufthauch, teilte sich auf, ohne jemals zum Erliegen zu kommen, fuhr nach Osten und drehte nach Süden ab, flog über Wälder und Ebenen, die mit kahlen Ästen und braunem Gras fest im Griff des Winters waren, und überquerte schließlich die einstige Grenze zwischen Tarabon und Amadicia. Es war noch immer eine Grenze, wenn auch nur dem Namen nach, die Zollposten waren abgebaut und die Grenzwächter abgezogen. Der Wind wehte nach Osten und Süden, berührte die südlichen Ausläufer der Verschleierten Berge und wirbelte um das von hohen Mauern umgebene Amador. Das eroberte Amador. Das Banner oben auf der gewaltigen Festung des Lichts flatterte im Wind, und der goldene Falke, den es zeigte, schien sich mit Blitzen in den Krallen in die Lüfte zu erheben.
    Nur wenige Einheimische verließen ihre Häuser, und dann auch nur, wenn es unvermeidlich war, und sie eilten die vereisten Straßen in ihre Umhänge gehüllt und mit gesenktem Blick entlang. Doch nicht nur, um die glatten Pflastersteine im Auge zu behalten und nicht auszurutschen, sondern weil sie die vereinzelten Seanchaner nicht ansehen wollten, die auf Bestien vorbeiritten, die bronzeschuppigen Katzen in der Größe von Pferden ähnelten, oder die mit Stahl verschleierten Taraboner, die Gruppen der ehemaligen Kinder des Lichts bewachten, die nun in Ketten gelegt wie Tiere arbeiteten, um Wagen

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