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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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einmal. Und Shalon, die Windsucherin? Sie in ihrer Gewalt zu haben würde Cadsuane möglicherweise ein Druckmittel gegen Harine, die Herrin der Wogen, in die Hand geben, aber er vermutete vielmehr, dass sie einfach zusammen mit Ailil aufgegriffen worden war und man zu verschleiern versuchte, wer die Adlige entführt hatte. Man würde Cadsuane eines Besseren belehren. Es war bereits entschieden worden, wer über Tear und Cairhien herrschte. Das würde er ihr sagen müssen. Später. Das stand ganz weit unten auf der Liste seiner Prioritäten.
    »Dobraine, bevor ich gehe, muss ich Euch...« Die Worte erstarben auf seiner Zunge.
    Auf dem Hof hatte der Kahlköpfige auf dem Wagen einen Hebel bewegt, und plötzlich hob sich das Ende einer langen horizontalen Stange und senkte sich wieder, dabei trieb sie eine kürzere Stange in ein in die Ladefläche geschnittenes Loch. Und der ganze Wagen vibrierte, bis er scheinbar kurz vor dem Auseinanderfallen stand, und der Schornstein spuckte Rauch aus, und dann setzte sich das Gefährt ruckelnd in Bewegung; die Stangen hoben und senkten sich, zuerst langsam und dann immer schneller. Der Wagen fuhr, ohne Pferde!
    Rand war sich nicht bewusst, dass er es laut ausgesprochen hatte, bis ihm die Vorsteherin antwortete.
    »Ach, das! Das ist Mervin Poels Dampfwagen, wie er ihn nennt, mein Lord Drache.« Ihre hohe, überraschend jugendliche Stimme troff vor Missbilligung. »Behauptet, er könnte mit diesem neumodischen Apparat hundert Wagen ziehen. Aber zuerst muss er mal dafür sorgen, dass er weiter als fünfzig Schritte fährt, ohne dass Teile brechen oder festklemmen. Meines Wissens nach ist ihm das erst einmal gelungen.«
    Tatsächlich kam der - Dampfwagen? - keine zwanzig Schritte von seinem Ausgangsort entfernt ruckelnd zum Stehen. Ruckelnd war das richtige Wort; er schien sich bei jedem Herzschlag stärker geschüttelt zu haben. Die meisten der Männer stürzten sich wieder auf ihn, einer von ihnen kurbelte mit einer tuchumwickelten Hand wie wild an etwas herum. Plötzlich schoss Dampf aus einem Rohr und das Schütteln nahm ab und hörte schließlich ganz auf.
    Rand schüttelte den Kopf. Ihm war wieder eingefallen, dass er diesen Mervin schon einmal gesehen hatte, und zwar mit einem Apparat, der auf einer Tischplatte vor sich hinruckelte, sonst aber nichts tat. Und dieses Wunder dort unten war daraus entstanden? Er hatte gedacht, der kleine Apparat sollte Musik machen. Der Mann, der herumsprang und den anderen mit den Fäusten drohte, musste Mervin sein. Welche anderen seltsamen Dinge, welche Wunder waren von den Leuten hier in der Akademie wohl noch zu erwarten?
    Als er danach fragte, wobei er noch immer die Männer bei ihrer Arbeit an dem Wagen beobachtete, schniefte Idrien laut. Als sie sprach, war nur ein Hauch Respekt für den Wiedergeborenen Drachen aus ihrer Stimme herauszuhören, und selbst der wurde schnell von Unverständnis ersetzt. »Schlimm genug, dass ich Philosophen und Historiker und Arithmetiker und dergleichen mehr Platz einräumen muss, aber Euer Befehl lautete, jeden aufzunehmen und bleiben zu lassen, wenn er Fortschritte macht. Ich schätze, Ihr hattet auf Waffen gehofft, aber jetzt habe ich Dutzende von Träumern und Tunichtguten am Hals, von denen jeder alte Bücher oder Manuskripte hat, die alle zum Vertrag der Zehn Nationen zurückdatieren, wenn nicht gleich zum Zeitalter der Legenden - zumindest behaupten sie das -, und sie alle versuchen, Pläne und Zeichnungen und Beschreibungen von Dingen zu verstehen, die sie nie gesehen haben, die möglicherweise nie jemand zu Gesicht bekommen hat. Ich habe alte Manuskripte gelesen, in denen von Menschen mit Augen im Bauch die Rede ist, und von zehn Fuß hohen Tieren mit Stoßzähnen, die länger als jeder Mann sind, und Städten, in denen ...«
    »Aber was machen sie, Vorsteherin Tarsin?«, wollte Rand wissen. Die Männer, die dort unten an dem Aufbau arbeiteten, bewegten sich zielgerichtet und nicht, als würden sie mit einem Fehlschlag rechnen. Und der Wagen hatte sich bewegt.
    Diesmal schniefte sie lauter. »Nur Unsinn, mein Lord Drache, das machen sie. Kin Tovere hat sein großes Sehrohr konstruiert. Damit kann man den Mond so deutlich wie seine eigene Hand sehen, und andere Dinge, von denen er behauptet, es seien andere Welten, aber was soll man damit anfangen können? Und jetzt will er ein noch größeres bauen. Maryl Harke baut gewaltige Drachen, die sie Segelflieger nennt, und im kommenden Frühling wird sie sich

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