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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hintereinander losreiten konnten. Den Propheten ohne seine Erlaubnis zu erreichen war schwer. Ohne seine Erlaubnis zu gehen war unmöglich.
    Sobald sie Masema und seine Wächter hinter sich gelassen hatten, ritt Perrin so schnell, wie es in den dicht bevölkerten Straßen möglich war. Nicht, dass das besonders schnell war. Abila mit seinen gepflasterten Marktplätzen und bis zu vier Stockwerken hohen, schiefergedeckten Häusern war vor gar nicht allzu langer Zeit eine große, blühende Stadt gewesen. Es war noch immer groß, aber nun ragten Schuttberge in die Höhe, wo Häuser und Schenken abgerissen worden waren. In ganz Abila gab es keine einzige Schenke mehr oder gar ein Haus, wo jemand nicht schnell genug lauthals die Pracht des Wiedergeborenen Drachen gepriesen hatte. Masemas Missbilligung war niemals subtil.
    In der Menge waren nur wenige zu sehen, die aussahen, als wären sie Bürger der Stadt gewesen; farblose Leute in zerlumpter Kleidung, die größtenteils furchterfüllt an den Straßenrändern vorbeihuschten. Es gab auch keine Kinder. Auch keine Hunde; mittlerweile dürfte Hunger an diesem Ort zu einem Problem geworden sein. Überall stapften Gruppen Bewaffneter durch den knietiefen Matsch, der vergangene Nacht noch Schnee gewesen war; hier waren es zwanzig Mann, dort fünfzig, und sie stießen die Leute, die ihnen nicht schnell genug aus dem Weg gingen, einfach zu Boden; sie brachten selbst Ochsengespanne dazu, um sie herumzufahren. Ständig waren Hunderte von ihnen in Sichtweite. In der Stadt musste es Tausende von ihnen geben. Masemas Armee war ein Mob, aber ihre Größe machte bis jetzt andere Mängel wieder wert. Man musste dem Licht danken, dass der Mann eingewilligt hatte, nur ein paar Hundert mitzunehmen. Es hatte zwar eine Stunde der Diskussion gebraucht, aber er hatte eingewilligt. Am Ende hatte Masemas Verlangen, trotz des Verzichts auf das Schnelle Reisen möglichst rasch zu Rand zu stoßen, den Ausschlag gegeben. Nur wenige seiner Anhänger hatten Pferde, und je mehr zu Fuß marschierten, desto langsamer würden sie vorankommen. Wenigstens würde er bei Einbruch der Dunkelheit in Perrins Lager eintreffen.
    Perrin sah außer seinen Leuten keine Reiter, und sie riefen bei den Bewaffneten finstere Blicke hervor, steinerne Blicke, fiebrige Blicke. Es kam oft vor, dass gut gekleidete Leute dem Propheten einen Besuch abstatteten, Adlige und Kaufleute, die von der Hoffnung geleitet wurden, dass sie durch die persönliche Unterwerfung größeren Segen und geringere Bestrafungen bekamen, aber für gewöhnlich gingen sie wieder zu Fuß. Jedoch stellte sich Perrines Männern niemand in den Weg, wenn man einmal davon absah, dass sie um Gruppen von Masemas Anhängern herumreiten mussten. Wenn sie zu Pferd abreisten, dann konnte das nur Masemas Wille sein. Trotzdem brauchte Perrin keinen zu ermahnen, in der Nähe zu bleiben. In Abila herrschte eine Atmosphäre gespannter Erwartung, und niemand, der halbwegs bei Verstand war, würde in der Nähe sein wollen, wenn das Warten zu Ende war.
    Er verspürte Erleichterung, als Balwer kurz hinter der niedrigen Holzbrücke, die aus der Stadt herausführte, seinen hammernasigen Wallach aus einer Seitenstraße lenkte, fast eine genauso große Erleichterung, wie er sie verspürt hatte, als sie die Brücke überquert und die letzten Wächter passiert hatten. Der kleine Mann mit dem spitzen Gesicht und den eckigen Gliedern, dessen einfacher brauner Mantel mehr an seiner Gestalt herabhing, als dass er ihn trug, konnte des äußeren Erscheinungsbildes zum Trotz sehr gut auf sich selbst aufpassen. Aber Falle baute einen richtigen Adelshaushalt auf, und es hätte ihr mehr als nur missfallen, wenn ihr Sekretär zu Schaden gekommen wäre.
    Ihren und Perrins, was das anging. Perrin war sich nicht so richtig darüber im Klaren, was er davon halten sollte, einen Sekretär zu haben, aber der Bursche hatte noch andere Fertigkeiten als eine schöne Handschrift. Wie er unter Beweis stellte, sobald sie die Stadt hinter sich gelassen hatten und von niedrigen, bewaldeten Hügeln umgeben wurden. Die meisten Äste waren kahl, und diejenigen, die noch Blätter oder Nadeln aufwiesen, hoben sich mit einem kräftigen Grün von dem Weiß ab. Sie hatten die Straße für sich, aber der in den Bodenfurchen gefrorene Schnee sorgte dafür, dass sie nur langsam vorankamen.
    »Vergebt mir, mein Lord Perrin«, murmelte Balwer und beugte sich auf seinem Sattel vor, um an Elyas vorbeisehen zu können,

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