Das Herz kennt die Wahrheit
er der richtige Mann für dich ist. Und ob du die Frau für ihn sein kannst."
Darcy schloss die Augen. "Ich bin so verwirrt. Und ich hatte gehofft, ihr beide würdet mir helfen."
Ambrosia kam näher und legte eine Hand auf Darcys Schulter. "Falls es dich tröstet, ich habe mich bei Riordan genauso gefühlt. Verloren und verwirrt, und mir war überaus elend zu Mute."
Bethany nickte. "Genau so ist es mir bei Kane ergangen." Sie beugte sich vor und drückte ihrer Schwester einen Kuss auf die Wange. "Hab keine Angst. Du und Gryf, ihr werdet euren Weg in dieser unruhigen See finden."
Darcy schüttelte den Kopf. "Da bin ich mir nicht so sicher."
"Ich aber." Bethany lächelte ihre ältere Schwester an. "Komm, Ambrosia. Lass uns gehen und Mistress Coffey helfen. Unsere kleine Schwester braucht ein wenig Zeit für sich, damit sie über ihre Zukunft nachsinnen kann."
"Welche Zukunft?" Darcy sah so verwirrt aus wie früher, als sie sich unerlaubterweise mit fünf Jahren von der Kinderfrau und ihren älteren Schwestern entfernt hatte. Nachdem sie mehr als eine Stunde über Felsblöcke geklettert und durch das Wasser gewatet war, kam sie wieder in MaryCastle an, mit aufgeschürften Knien, nassen Schuhen und einem völlig verschmutzten Gesicht. Doch sie hatte keine Tränen vergossen. Selbst in jenem zarten Alter hatte sie es nicht zugelassen, sich in Selbstmitleid zu ergehen. Sie hatte einfach die kleinen Schultern gestrafft und ihren Weg nach Hause gefunden.
Genau wie früher hatte sie nun einen Schmollmund aufgesetzt, der ihre Schwestern belustigt auflachen ließ.
"Du schaffst das schon", rief Bethany fröhlich.
"Genau. Wie immer."
Kichernd tanzten Ambrosia und Bethany aus dem Zimmer und schlossen die Tür hinter sich.
Darcy begann, in der Stille des Raumes auf und ab zu gehen. Sie musste immerzu an Gryf denken, an sein Aussehen, wie er sie in die Arme nahm und wie sehr sie seine Küsse genoss.
Verärgert über ihre Gedanken, stürmte sie aus dem Zimmer und beschloss, den Morgen an Whits Bett zu verbringen. Jetzt, da der Junge außer Gefahr war, würde sie sich entspannen können, ohne sich von Gryfs Gegenwart verwirren zu lassen.
Und sollte er dem Burschen auch gerade einen Besuch abstatten, umso besser. Sie könnte seine Gesellschaft genießen, ohne ein Zusammentreffen geplant zu haben.
"Und das ist alles, was du über Gryf weißt, Newt?" Ambrosia und Bethany hatten den alten Mann in dem Schuppen gleichsam in die Enge getrieben. Er war gerade damit beschäftigt gewesen, die Werkzeuge zusammenzusuchen, die für die Ausbesserungsarbeiten an der "Undaunted" benötigt wurden.
Nachdem die beiden Schwestern so viel wie irgend möglich über Gryfs Geschichte aus Newton herausgequetscht hatten, blickten sie sich voller Aufregung an. "Abgesehen davon, dass es ein Brand in einem Wirtshaus und nicht auf einem Schiff gewesen ist, glaube ich immer noch, dass es sich um Gray handeln könnte. Denkst du nicht auch, dass er ihm täuschend ähnlich sieht, Bethany?"
"Ja. Wenn man ihn dazu bringen könnte, seinen Bart abzurasieren …"
"Genau das habe ich auch gedacht. Und wenn er sich von uns das Haar schneiden und so kämmen ließe, wie Gray es immer getragen hat …"
"Ihr zwei spielt ein gefährliches Spiel", brummte der alte Mann. "Wenn euch etwas an eurer Schwester liegt, dann lasst ihr die Finger von solchen Sachen."
"Aber es liegt uns doch viel an ihr, Newt." Ambrosia lächelte Bethany verschmitzt an. "Wir kommen gerade aus ihrem Zimmer und wissen jetzt, dass sie sich ganz verloren und durcheinander fühlt – und unsterblich verliebt ist."
"Und ihr glaubt, dass ihr sie durch unbekannte Wassertiefen lotsen könnt, nicht wahr?"
"Wir wollen beiden nur einen kleinen Schubs geben." Bethany rieb sich in ihrer Vorfreude die Hände. "Vielleicht kannst du uns noch etwas über Gryf erzählen …"
"Selbst wenn ich etwas wüsste, so würde ich es für mich behalten. Ich warne euch, Mädchen. Wenn ihr eure Schwester liebt, dann haltet euch aus ihrem Liebesleben heraus und lasst sie allein zurechtkommen."
"O Newt." Die beiden jungen Frauen gingen Hand in Hand zum Haus zurück, steckten die Köpfe zusammen und tuschelten angeregt miteinander.
Der alte Mann wandte sich ab und murmelte ein paar derbe Flüche vor sich hin. Eigensinnige Weiber. Nie hielten sie sich an Anweisungen. Doch wenn sie sich dieses Mal einmischten, könnten sie mehr Schaden anrichten als Gutes tun. Er hoffte bloß, dass sie nicht zu weit gingen. In ihr
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