Das Herz Von Elowia
Sie litt körperliche Qualen, aber schlimmer waren die seelischen Wunden, die Persuar ihr zu fügte. Sie richtete ihre Augen zur Decke und wünschte sich sehnlichst, die Macht der Prophezeiung würde über sie hereinbrechen, aber da war nichts. Wo blieb die unglaubliche Macht, die sie besitzen sollte? Sie ertrug die Nähe dieses grausamen Mannes nicht länger.
Hanak von der Nachricht ebenfalls schwer getroffen hatte sich in eine dunkle Ecke verzogen und nestelte an seinem Schwertknauf herum.
Lilith nahm ihre ganze Kraft zusammen und brüllte ihn mit einer solchen Lautstärke an, dass sich ihre Stimme überschlug: »Barrn! Bitte, Barrn. Warum hörst du nicht auf meine Worte? Du bleibst, der, der du bist.«
Aber er zuckte nicht einmal mit einer Wimper. Sie erreichte ihn einfach nicht mehr. Ihr Geschrei blieb unerhört, nur Persuar lächelte sie unverhohlen seines Triumphs an. »Du bist zwar eine Kriegerin, aber du musst erkennen, wann du verloren hast.«
Sie konzentrierte sich auf ihre innere Kraftquelle und schließlich fand sie einen weißen Faden, packte ihn und schleuderte ihn Persuar entgegen. Aber der weiße Blitz glitt an ihm vorbei, schlängelte sich durch die Umstehenden und traf Barrn. Lilith riss erschrocken die Augen auf, aber Barrn schien nicht einen Kratzer davon getragen zu haben. Dafür regte er sich wieder, wenn auch unerträglich langsam, so als müsse er sich erst wieder erinnern, warum er hier war.
»Barrn«, sagte sie erleichtert und ignorierte den Schmerz, den ihr Persuar zu fügte, indem er ihren Stein immer fester zusammendrückte. Persuar riss sie nach oben und drückte sie mit seinem Ellenbogen gegen die Wand. Er presste ihr jegliche Luft aus den Lungen. »Er wird dich nicht retten.«, grollte er. »Und jetzt entscheide dich. Meine Geduld ist am Ende. Ich werde gleich nicht nur ihm wehtun.«
Die Wachen hatten ihre Schwerter gezogen und kamen bedrohlich näher, immer bereit den Befehl ihres Herren auszuführen. Nur Hanak rührte sich nicht.
Barrn erhob sich schwankend. Seine Beine gehorchten ihm nur schwerlich und er wirkte mehr wie ein betrunkener Mann als ein Krieger. Seine Augen waren trübe und seine Stimme kraftlos, als er sagte: »Auch wenn ich nur ein Golem bin, werde ich es nicht zulassen, dass du ihr wehtust.«
Hanak trat plötzlich aus dem Schatten hervor und stellte sich mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck neben Barrn: »Ich bin sein Freund und Kamerad, du hast nicht nur ihn, sondern auch mich belogen.«
Persuar wirkte für einen kurzen Augenblick fassungslos, doch dann lachte er. »Hanak, nichts anderes habe ich von dir erwartet. Umso besser, dann kann ich dich gleich hier töten, denn dein Juwel wird meinem viel zu gefährlich. Das darf ich leider nicht riskieren.«
Hanak nickte nur wissend.
Persuar winkte, ohne sich umzudrehen, nach der Gestalt am Fenster. »Azra«, befahl er knapp. »Komm her.«
Lilith verschlug es die Sprache, als Azra mit gezogenem Schwert nach vorne trat und sich neben Persuar stellte.
»Azra?« rief sie ungläubig, aber Azra erwiderte ihren wütenden Blick nur schwermütig.
Persuar drückte seine Hand auf ihre Kehle und er flüsterte: »Du musst nur eine Entscheidung treffen, dann können wir das alles hier beenden.«
Sie röchelte und quetschte hervor. »Niemals.« Sie bereute ihre Worte sofort, denn sein Griff ähnelte dem eines Schraubstocks.
Persuars dunkle Augen streiften sie. Es waren kohlrabenschwarze Augen ohne ein warmes Funkeln, da war nichts, rein gar nichts, was an etwas Barmherzigkeit erinnerte.
Ruhig beugte er seinen Mund an ihr Ohr und seine Lippen bewegten sich kaum, als er raunte: »Wenn ich mit Barrn fertig bin, werde ich mich dir widmen und dann wirst du mir gehorchen.«
Lilith schluchzte und versuchte ihren Kopf von Persuar abzuwenden, nur damit sie sein zufriedenes Lachen weder hören, noch sehen musste.
Ihr Blick fiel auf Barrn, der immer noch unbewaffnet neben dem kampfbereiten Hanak stand. Seine Aura war eine Spur dunkler geworden war. Hätte er einen Stein besessen, sein Glitzern hätte wohl den ganzen Raum erfüllt. Etwas in ihr zerbrach, als er sie anlächelte. Es war ein schutzloses und fragiles Lächeln. Es war das gleiche Lächeln, als sie ihn schwer verwundet im Keller ihrer Zieheltern gefunden hatte.
Ein stechender Schmerz ließ sie herumfahren, als Persuar ihren Stein wie ein lästiges Insekt weiter zusammenquetschte.
»Bitte«, keuchte sie.
»Bitte, was?«, fragte er und drückte genüsslich weiter zu, um ihr weitere
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