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Das Himmelbett

Das Himmelbett

Titel: Das Himmelbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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durchfuhr sie eine böse Ahnung.
    »Von wo kam dein verdammter Äppelkahn?« Katarina zeigte stumm die Richtung. »Und von wo kam mein Boot?« Erbrach ab. »Oh, mein Boot, mein schönes, schönes Boot«, sagte er plötzlich klagend. Dann ergriff ihn wieder die Raserei.
    »Na, von wo?« schrie er aus vollen Lungen.
    Katarina zeigte stumm. Ihre Hand war plötzlich schwer wie Blei.
    »Und von wo kommt der Wind, kannst du das vielleicht sagen, du verdammte Landratte?«
    Katarina konnte die Hand kaum heben, als sie die Richtung wies. Kalter Schweiß begann auf ihrer Stirn zu perlen.
    Rechts, links, rechts, links, durchflog es ihren Kopf. Oh, dieser ständige Irrtum ihres Lebens. Die Begrüßungshand ist die rechte, die Begrüßungshand ist die rechte, hörte sie auf einmal die mahnende Stimme ihres Kindermädchens.
    »Ich habe mich geirrt«, sagte sie tonlos. »Es war umgekehrt. Ich habe Backbord und Steuerbord verwechselt. Ein Irrtum also. Ein reiner Irrtum. Lieber Herr, verzeihen Sie, verzeihen Sie mir vielmals.«
    Die große, seetriefende Gestalt schien noch um einige Meter zu wachsen. »Verzeihung!« schrie er. »Entschuldigen Sie! Wie ärgerlich, nein!« Katarina ging rückwärts, bis sie die Reling in die Kniekehlen bekam und beinah über Bord fiel. In letzter Sekunde erwischte sie das Achterstag und hielt sich mit der ganzen Kraft ihres jungen Lebens daran fest, während der Sturm über sie hereinbrach.
    »Wie bedauerlich, daß mein Boot am ersten Urlaubstag von einem Haufen grünen Gemüse, das nicht rechts und links unterscheiden kann, versenkt worden ist!« Katarina schloß die Augen, während der Sturm an Stärke zunahm. Sie begriff nicht mehr alles, was er brüllte, hörte nur noch Worte wie >Rohrstock<, >Zuchthaus< und Erziehungsanstalt. Wie ein Winseln klang das Heulen der Mädchen, jetzt allgemein geworden, durch den Sturm. Plötzlich ließ das Unwetter einen Moment nach, anscheinend, um frische Kraft zu schöpfen. In diesem Augenblick der Stille gelang es ihr, sich zu der Beteuerung aufzuraffen:
    »Papa wird alles bezahlen.«
    Das Unwetter brach wieder los. Der Sturm wuchs sich zum Orkan aus. »Papa!« schrie er. »Bezahlt!« schrie er. »Alles!« schrie er. »Bildest dir ein, man kann das Recht bestechen, was? Verdammte Kapitalistenbrut. Glaubst, es reicht mit Schadenersatz, wie? Ins Kittchen werdet ihr wandern, alle zusammen, das ganze grüne Gemüse. Papa kann alles kaufen, wie? Aber einen Richter, siehst du, kauft man nicht. Und mich auch nicht! Nicht einen, dem man sein Boot am ersten Urlaubstag versenkt. Oh, mein Boot, mein Boot.
    Und das Deck hatte ich auch mit neuem Tuch bespannt. Oh, wartet bloß, bis wir zur Polizei kommen. Setzt die Segel. Wir fahren geradewegs zur Polizei nach Norrtälje. Da wirst du sehen, was das Geld deines Papas wert ist. Guck noch mal in die Sonne. Du wirst sie nicht gleich Wiedersehen, du... «
    Durch das Dröhnen des Orkans hörte Katarina plötzlich das dumpfe Tuten eines Signalhorns. Sie drehte sich um. Ein großer, umgebauter Lachskutter lag neben der Aurora. Er stoppte die Maschine. Eine Leine wurde herübergeworfen, und der Schiffer enterte an Bord. Er überreichte dem Rothaarigen einen Seesack.
    »Hier«, sagte er, »den habe ich eben aufgefischt. Er schwamm ein Stück weiter weg. Ich habe alles mit angesehen.« Er fuhr mit der Hand in die Innentasche seiner Jacke, zog die Brieftasche heraus und entnahm ihr eine Visitenkarte. »Ich trete gern als Zeuge auf«, sagte er. »Soll ich Sie vielleicht mit in die Stadt nehmen?« In Katarina erwachte eine vage Hoffnung, die sogleich verschwand, als der Rothaarige den Kopf schüttelte.
    »Nein, danke«, lehnte er ab. »Ich will mit denen geradewegs zur Polizei.«
    Der Schiffer des Motorbootes nickte.
    »Ist in Ordnung«, meinte er. »Man muß sie stoppen, ehe sie noch mehr Unheil anrichten.« Er sprang in sein Boot, startete den Motor und verschwand, dem Rothaarigen mit der Hand zuwinkend.
    Margareta, die in der Kajütentür stand, hatte schon lange aufgehört zu weinen. Sie wurde immer mehr gefangen genommen von den Worten des Rotbärtigen, wurde immer interessierter an seinem kraftvollen Rücken, der sich deutlich unter dem nassen Hemd abzeichnete. Von den Schultern wanderte ihr Blick hinab zu den starken, behaarten Schenkeln, den kräftigen Waden und den schönen gewölbten Füßen, die fest auf dem Deck der Aurora standen. Da entdeckte sie plötzlich, daß seine Zehen ganz blau waren.
    »Himmel«, rief sie aus, »woran

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