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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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gewinnen?«
    »Ich habe nicht gesagt ›mehr‹   ... Du willst gar keine Alternative zur Atomenergie finden, obwohl du dagegen bist   ... auch
da
gegen. Du bist gegen alles! Du bist eine Maschinenstürmerin der schlimmsten Sorte   ...«, sagte Soile mit vor Zorn glühendem Gesicht.
    »So hochmütig spricht eine Frau, die bereit ist, ihre eigene Mutter zu verkaufen, um ihren Namen in einer wissenschaftlichen
     Publikation zu sehen«, erwiderte Heli.
    Mattila kam vom anderen Ende des Gebäudes und blickte durch die Fensteröffnung auf den Wald hinaus. »Ich bekomme keine Verbindung
     zu Kariluoto«, stellte er fest.
    »Wir versuchen, hier rauszukommen. Sofort«, sagte Timo. »In verschiedene Richtungen   ... Du gehst mit Heli, ich mit Soile.« Er streckte die Hand in Helis Richtung aus. »Gib mir die Papiere.«
    |427| Auf einmal hob Mattila die Hand. Im selben Augenblick hörte man aus unmittelbarer Nähe, dicht an der Fensteröffnung, wie jemand
     auf Englisch rief:
»Ihr habt keine Möglichkeit zu entkommen!«
    Der Akzent verriet, dass Englisch nicht die Muttersprache des Rufers war. Zumindest war es kein Amerikaner.
    »Kommt mit erhobenen Händen heraus!«
    Timo hielt mit der einen Hand die Waffe umklammert und mit der anderen Soiles Arm. Erst jetzt begriff er, warum man sie nicht
     beschossen hatte, als sie zu dem Gebäude gerannt waren. Sie sollten sich alle an einem Ort versammeln, damit sie leichter
     zu schnappen wären.
    Heli zog sich mit den Papieren tiefer ins Innere des Gebäudes zurück.
    »Komm her«, sagte Timo. »Gib mir die Unterlagen.«
    Heli achtete nicht auf ihn.
    »Kommt sofort raus, oder wir kommen rein«
, drang es von draußen wütender als zuvor herein.
    Ohnmächtig sah Timo zu, wie Heli die Treppe hinaufstieg.
    In einer Fensteröffnung tauchte der Lauf einer Maschinenpistole auf und feuerte an die Decke. Splitter flogen durch die Luft,
     Projektile prallten von den Wänden zurück. Timo drückte Soile zu Boden und warf sich neben sie. Er versuchte nicht, das Feuer
     zu erwidern, es wäre sinnlos gewesen. Mörtelbrocken regneten auf den Boden. Im Schutz von Schüssen schob sich ein Mann herein,
     der einen extrem hellen Handscheinwerfer bei sich hatte. Timo richtet die Waffe auf ihn.
    Im selben Moment kam ein zweiter Mann durch eine andere Fensteröffnung. Timo begriff, dass seine Waffe nutzlos war. Würde
     er sie benutzen, würden sie ihn erschießen – und Soile neben ihm auch.
    »Aufstehen! Lass die Waffe fallen und verschränk die Hände im Nacken!«, rief der Eindringling über das Rauschen des Wassers
     hinweg und ließ den grellen Lichtkegel seiner Lampe über Timo gefrieren. Der andere schwenkte den Lichtkegel seiner |428| Lampe durch den Raum. Dadurch konnte Timo sehen, dass der Mann, der ihn blendete, blondes, gelocktes Haar hatte. Es war derselbe
     Mann, der auch in Krakau gewesen war.
    »Hast du gehört?«, brüllte er.
    Timo schob die Pistole auf dem Steinboden weit von sich weg und stand mit den Händen im Nacken auf.
    »Wo ist das Material von Nishikawa?«, fragte der Lockenkopf und nahm die Pistole an sich.
    Timo richtete sich ganz auf. Bevor er etwas sagen konnte, hielt der Lichtkegel am oberen Ende der Treppe inne, wo Heli Larva
     mit den Papieren in der hintersten Ecke des Treppenabsatzes stand.
    Timo zersprang das Herz in der Brust.
    »Auf dich sind zwei Waffen gerichtet«, rief der Lockenkopf Heli zu. »Bring die Papiere her, sonst werden wir schießen!«
    Heli wandte Timo das Gesicht zu – das schmale, trotzige Gesicht, in dem Timo plötzlich ein kleines Mädchen auf der Eingangstreppe
     eines Hauses sah, an einem heißen Tag, als eingefrorener Augenblick aus einer anderen Welt und einer anderen Zeit, einer Zeit
     der Unschuld und der Aufrichtigkeit.
    Helis Finger hielten den weißen Papierstoß umklammert. Unter ihr rauschte das schäumende Wasser. Ein Lächeln trat auf ihre
     Lippen. Timo hatte es befürchtet: ein mutiges, sicheres Lächeln. Sie sahen einander an, und Timo konnte die Augen nicht schließen,
     obwohl er es gewollt hätte. Dann löste Heli den Griff um die Papiere, die im Schein der Lampe dem Wasser entgegensegelten.
     Im selben Moment wurden zwei Schüsse abgefeuert. Timo behielt Helis Augen noch im Blick, als ihr Lächeln glasig wurde, ein
     lebloses Starren, während ihr Körper zu Boden sank.
    »Auf den Boden!«, hallte es in Timos Kopf auf Finnisch wider.
    »Auf den Boden   ...«, rief Mattilas Stimme noch einmal.
     
    Jørgensens Blick

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