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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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klebte auf den herabschwebenden Papieren. Sie waren nicht mehr zu retten. Zugleich registrierte er die in
     einer fremden Sprache gerufenen Worte, worauf sich der Mann und die Frau zu Boden warfen.
    |429| Jørgensen drehte sich zu dem Rufer um und konnte noch das Mündungsfeuer aufblitzen sehen. Für den Bruchteil einer Sekunde
     flogen seine Gedanken nach Peking, zu der Frau und dem Baby, die dort auf ihn warteten. Er richtete die Waffe auf den Schützen,
     aber da waren die Kugeln schon in seiner Brust eingeschlagen.
     
    Vom Boden aus sah Timo den Lockenkopf zusammenbrechen. Dessen Kollege suchte hinter den Balken Deckung, aber auch er war getroffen.
     Kariluoto feuerte von draußen in den Raum hinein.
    Eine Serie von Schüssen zerriss die Luft. Timo atmete keuchend gegen den kalten Steinboden. Soile hielt sich mit ihren gefesselten
     Händen an ihm fest.
    Dann kehrte Stille ein. Dröhnende Stille.
    Vorsichtig hob Timo den Kopf und versuchte die Situation einzuschätzen. Er wollte sich nicht aus Soiles Griff lösen, doch
     schließlich richtete er sich langsam auf.
    »Bleib da«, rief Kariluoto. »Ich hab dem einen Amerikaner die Waffe abgenommen   ... aber ich weiß nicht, wo die anderen sind.«
    Timo lief in wenigen Sätzen zu Heli hinauf, die auf dem Treppenabsatz lag. Das Mondlicht fiel zwischen den Dachbalken hindurch
     auf ihren leblosen Körper. Zitternd beugte Timo sich über sie, den Blick auf ihr Gesicht gerichtet, möglichst weit weg von
     der rot gefärbten Brust. Er sah, dass sie mit der linken Faust die Seite aus dem Buch umklammert hielt, die auf Nishikawas
     Abschiedsbrief gelegen hatte.
    Er löste das dünne Papier aus Helis sonnengebräunten, harten und noch warmen Fingern. Sie hatte Erde unter den Nägeln.
    Auf der herausgerissenen Buchseite stand:
Wisława Szymborska: ›Entdeckung
‹.
    Durch einen Tränenfilm las Timo die Zeilen, die er im Mondlicht kaum erkennen konnte. Dann legte er Heli das Blatt aufs Gesicht,
     schluckte schwer und stand auf. Ihm war schwindlig, und er suchte Halt an einem Balken.
    |430| Da spürte er eine Bewegung in seinem Rücken. Trotz der Handschellen ergriff Soile fest seine Hand und half ihm, auf den Beinen
     zu bleiben.
    »Vielleicht hatte sie Recht«, flüsterte sie.
    Timo legte den Arm um sie und drückte ihr Gesicht an seinen Hals. Eine Weile standen sie schweigend da, dann gingen sie die
     Treppe hinunter.
    Timo bemerkte einen Mann mit Brille, der bis zu den Hüften im Wasser stand und verzweifelt versuchte, die Papiere zu retten.
     Aber sein Versuch war lächerlich. Die Wassermassen hatten sie längst fortgespült.
    »Helft mir«, rief der Mann über das Rauschen hinweg auf Englisch. »Ich bin David Perry, DARPA, helft mir   ...«
    Mattila war nicht zu sehen. Timo und Soile kletterten durch eine Fensteröffnung ins Freie. Zu Timos großer Erleichterung traten
     Mattila und Kariluoto zwischen den Bäumen hervor auf sie zu.
    »Was ist passiert?«, wollte Timo von Kariluoto wissen. »Ich dachte, sie hätten dich erschossen, weil du am Funkgerät mitten
     im Satz aufgehört hast zu sprechen   ...«
    »Kugelsichere Westen sind manchmal ganz nützlich. Aber durch den Aufprall war ich wohl kurz bewusstlos.«
    »Die Situation ist noch nicht geklärt«, sagte Mattila außer Atem.
    »Doch«, sagte Timo leise. »Egal, wie viele von ihnen noch hierher kommen – mit den Papieren ist auch ihr Interesse an uns
     dahin.«
    Durch die Vernichtung der Unterlagen war natürlich auch jeder Beleg für die Echtheit der KG B-Diskette verschwunden. Aber darüber schwieg Timo sich aus.

|431| 56
    Mit blutunterlaufenen Augen sog William C.   Irons in seinem Büro im Pentagon an seiner Pfeife. Er leitete die DST, die geheimste strategisch-technische Einheit des U S-Verteidigungsministeriums . Drei Blätter hatte Perry in Volterra aus dem Wasser retten können, aber die Schrift darauf war unwiederbringlich verschmiert
     gewesen, die Papiere selbst damit vollkommen wertlos. Und im CERN gab es keinerlei Hinweise auf Informationen über Nishikawas
     Versuchsanordnung im Jahr 1989.   Er hatte sie offenbar gründlich gelöscht.
    Die Operation war gescheitert.
    Sollte man sich die Finnen vorknöpfen? Nein. Nishikawas Material war vernichtet. Es war egal, ob irgendjemand etwas darüber
     wusste oder nicht. Es gab keine Beweise mehr.
    Auf dem Tisch vor Irons lag alles, was an Material über den Fall vorhanden war. Er blickte auf den alten Bericht der Nationalen
     Sicherheitsbehörde der

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