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Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Titel: Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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hinunterreichten. Hawkwood schätzte, dass er in den letzten drei Sekunden wahrscheinlich um zehn Jahre gealtert war.
    Hawkwood griff nach seiner Kapuze und zog sie vom Kopf. Er wusste, dass er nicht viel Zeit hatte.
    »Sie sind der berittene Officer Henry Jilks?«, fragte Hawkwood.
    Der Mann nickte stumm. Seine Augen wanderten von Hawkwood zu dem leblosen Körper auf dem Boden. Man sah ihm an, dass er unter Schock stand. Während er die Pistole weiterhin auf Jilks’ Brust gerichtet hielt, stopfte Hawkwood die Kapuze in die Jackentasche, dann hob er McTurks Waffe auf.
    »Sehen Sie nicht ihn an, sondern mich«, sagte Hawkwood. »Und sagen Sie nichts, sondern hören Sie gut zu.«
    Jilks hob den Kopf.
    »Ich tue Ihnen nichts. Ich heiße Matthew Hawkwood. Ich bin Sonderermittler. Ich arbeite für den Obersten Richter James Read von der Staatsanwaltschaft in London.«
    Hawkwood merkte, wie sich Erstaunen auf Jilks’ Gesicht ausbreitete.
    »Es gab ein Komplott, Sie heute Abend umzubringen. Dahinter steckt Ezekiel Morgan. Er mag es nicht, wie Sie seine Geschäfte stören. Der hier auf dem Boden ist Patrick McTurk. Er ist einer von Morgans Leuten. In der Nähe ist noch ein Mann, also haben wir nicht viel Zeit.«
    Als er die Namen McTurk und Morgan hörte, wurde Jilks noch blasser.
    »Passen Sie jetzt gut auf«, sagte Hawkwood streng. »Ich habe Ihr Leben gerettet, weil ich möchte, dass Sie eine Nachricht für mich übermitteln.«
    »Eine Nachricht?« Jilks hatte seine Stimme wieder gefunden und runzelte die Stirn, dann fiel ihm der Kinnladen herunter. »Nach London?«
    »Nach Chatham«, sagte Hawkwood. »Zum Hafen; das Büro der Transportbehörde, für Captain Elias Ludd.«
    »Chatham? Warum Chatham? Ich verstehe nicht.« Jilks schüttelte verwirrt den Kopf.
    »Sie brauchen es auch nicht zu verstehen«, sagte Hawkwood kurz. »Ich sagte Ihnen bereits, Sie brauchen nur zuzuhören. Mir ist es egal, wie Sie es schaffen, aber Sie müssen mit Captain Ludd sprechen. Sagen Sie ihm, dass Morgan und seine Leute in drei Tagen eine Ladung Gold aus dem Haus der Admiralität in Deal stehlen wollen. Er soll alle nötigen Vorkehrungen treffen. Sagen Sie ihm, die Nachricht kommt von mir. Er wird es verstehen.«
    Der Mann am Tisch starrte Hawkwood entsetzt an.
    Hawkwood sagte: »Sie haben doch draußen ein Pferd im Stall?«
    Jilks nickte.
    »Warnen Sie Ludd. Das ist ein Befehl. Haben Sie verstanden?«
    »Ja«, sagte Jilks, doch sah er noch immer unentschlossen aus.
    »Was ist?«, fragte Hawkwood in scharfem Ton.
    Jilks wurde rot. »Verzeihen Sie, aber wie weiß ich, dass Sie der sind, für den Sie sich ausgeben?«
    »Sie leben noch«, sagte Hawkwood. »Das ist der einzige Beweis, den ich Ihnen geben kann.«
    Im selben Augenblick hörte man in der Dunkelheit hinter der Tür zum nächsten Zimmer ein Geräusch. Hawkwood drehte sich um.
    »Hier herein, sofort!«
    Es kam keine Antwort.
    »Verdammt, ich sagte sofort!«
    Die Frau, die in die Küche trat, trug Arbeitskleidung und eine Schürze. Sie war ein paar Jahre jünger als Jilks. Das Haar hing ihr offen über das Gesicht. Sie ging zum Tisch und stellte sich hinter den Mann, wobei sie wie hypnotisiert auf die Pistole in Hawkwoods Händen starrte.
    »Wie heißen Sie?«, fragte Hawkwood.
    »Esther,« flüsterte sie mit einem Blick auf den Mann auf dem Boden; ihre Hand fuhr zum Mund, als sie dort, wo McTurks Gesicht hätte sein sollen, den aufgemalten Totenkopf sah. Die Frau, von der Morgan gesprochen hatte. Haushälterin? Ehefrau? Geliebte? Für ein Verhör war jetzt keine Zeit.
    Vom Fußboden kam ein Stöhnen und die Frau fuhr zurück. McTurk bewegte sich.
    Hawkwood sprach wieder zu Jilks. »Sie wissen, was Sie zu tun haben?« Jilks zog seine Hände hervor. Er sah Hawkwood fragend an. »Und was machen Sie?«
    Hawkwood verzog das Gesicht. Die Narben auf seiner Wange schienen unnatürlich weiß. »Ich? Ich werde das tun, was jeweils gerade nötig ist.«
    Wieder kam ein Stöhnen vom Boden.
    Hawkwood drehte sich um, zielte mit der Pistole auf McTurk und schoss. Die Kugel drang durch die Kapuze in McTurks rechte Augenhöhle und trat zusammen mit Blut, Knochensplittern und Fasern der schwarzen Kapuze am Hinterkopf wieder heraus. McTurks Leiche zuckte von der Wucht des Aufpralls zusammen, dann sackte sie auf den Boden.
    Jilks sprang auf. Die Frau stieß einen Schrei aus. Sie starrten auf die Leiche, das Entsetzen auf ihren Gesichtern war gleichermaßen eine Reaktion auf die plötzliche Wende im

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